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Der elektrische Mönch

Der elektrische Mönch

Titel: Der elektrische Mönch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Adams
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zu machen, mitten in einem Tisch zu stehen, aber das trug wenig dazu bei, eine Stimmung zu heben, die von Ver­zweiflung ausgehend unerbittlich abwärts rutschte.
    Vielleicht sollte er schlafen.
    Vielleicht.
    Er fühlte weder Müdigkeit noch Schläfrigkeit, nur eine schreckliche Sehnsucht, alles zu vergessen. Er ging durch die geschlossene Tür in die dunkle Eingangshalle zurück, von der die breite, schwere Treppe zu den großen, düsteren Schlafzimmern hinaufführte.
    Die trottete er empfindungslos nach oben.
    Es war umsonst, das wußte er. Wenn man die Tür zu ei­nem Schlafzimmer nicht aufmachen kann, kann man auch nicht in dem Bett schlafen. Er ließ sich durch die Tür gleiten und schwebte auf das Bett, von dem er wußte, daß es kalt war, obgleich er es nicht fühlte. Der Mond brachte es offen­bar nicht fertig, ihn in Ruhe zu lassen, und schien ihm voll ins Gesicht, während er mit weit geöffneten Augen ohne jede Empfindung dalag, außerstande jetzt, sich noch zu er­innern, was Schlaf war oder wie man das machte.
    Das Grauen der Leere legte sich auf ihn, das Grauen, auf immer und ewig morgens um vier wachzuliegen.
    Er konnte nirgendwohin, hatte nichts zu tun, wenn er dort hinkam, und niemanden, zu dem er gehen und den er wecken konnte, der über seinen Anblick nicht äußerst ent­setzt wäre. Der schlimmste Augenblick war der gewesen, als er Richard auf der Straße gesehen hatte, Richards er­starrtes, weißes Gesicht in der Windschutzscheibe. Wieder sah er sein Gesicht und das der bleichen Gestalt neben ihm.
    Das war es gewesen, was das letzte Fünkchen Wärme aus ihm herausgeschüttelt hatte, das dunkel in seiner Erin­nerung hing, die ihm sagte, das alles sei bloß ein vorüber­gehendes Problem. In der Nacht war es sicher schrecklich, aber am Morgen, wenn er Leute sehen und mit allem ins reine kommen konnte, wäre es wieder in Ordnung. Er spielte in seinen Gedanken mit der Erinnerung an diesen Moment und konnte ihn nicht loslassen.
    Er hatte Richard gesehen, und Richard, das wußte er, hatte ihn gesehen.
    Nichts würde wieder in Ordnung sein.
    Wenn er sich nachts so mies fühlte, huschte er sonst im­mer mal schnell nach unten, um nachzusehen, was im Kühl­schrank war, und das tat er jetzt. Das wäre lustiger als sein mondbeschienenes Schlafzimmer. Er würde in der Küche herumhängen und die Nacht totschlagen.
    Er rutschte am und teilweise durchs Geländer nach unten, schwebte ohne weiteres Nachdenken durch die Küchentür und wandte dann ungefähr fünf Minuten lang seine ganze Konzentration und Energie darauf, das Licht anzukriegen.
    Das schenkte ihm ein echtes Erfolgsgefühl, und er be­schloß, es mit einem Bier zu feiern.
    Nach ein, zwei Minuten, als er wiederholt mit einer Dose Fosters herumjongliert und sie hatte fallen lassen, gab er's auf. Er hatte nicht die leiseste Vorstellung, wie er es fertig­bringen könnte, einen Ringverschluß zu öffnen, und außer­dem war das Zeug mittlerweile völlig durchgeschüttelt - und was sollte er damit auch anfangen, selbst wenn er die Dose aufbekam?
    Er hatte keinen Körper mehr, in dem er es behalten konnte. Er schleuderte die Dose von sich, und sie zog sich eilig unter einen Schrank zurück.
    Er begann etwas an sich zu bemerken, nämlich wie seine Fähigkeit, etwas zu ergreifen, in einem langsamen Rhyth­mus wuchs und wieder abnahm, wie das auch seine Sicht­barkeit tat.
    Dieser Rhythmus war allerdings unregelmäßig, oder vielleicht war es bloß so, daß seine Auswirkungen manchmal deutlicher als andermal waren. Auch das schien sich in ei­nem langsameren Rhythmus zu ändern. Gerade im Augen­blick kam es ihm so vor, als nähmen seine Kräfte zu.
    In einem plötzlichen Tätigkeitsrausch versuchte er mal auszuprobieren, wie viele Dinge in der Küche er bewegen oder benutzen oder sonstwie in Gang bringen könne.
    Er riß Schränke auf, zerrte Schubladen heraus und ver­streute Bestecke über den Boden. Er entlockte der Küchen­maschine ein kurzes Surren, er schmiß die elektrische Kaf­feemühle um, ohne sie zum Laufen zu bringen, er machte das Gas am Herd an, konnte es dann aber nicht anzünden, er mißhandelte ein Brot mit einem Tranchiermesser. Er ver­suchte, sich Brotstücke in den Mund zu stecken, aber sie fielen einfach durch seinen Mund hindurch auf den Boden. Eine Maus erschien, huschte aber wieder weg, wobei ihr das Fell vor Angst zu Berge stand. Schließlich hörte er auf und setzte sich an den Küchentisch, gefühlsmäßig ausgelaugt, aber

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