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Der elektrische Mönch

Der elektrische Mönch

Titel: Der elektrische Mönch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Adams
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Es war ihm ein störender Ge­danke, daß jemand anderer Angst haben könnte, so einen Fahrweg in so einer Nacht entlangzugehen, aus Furcht, er könnte jemandem wie ihm begegnen.
    Hinter einer Wand aus Eiben zu seiner Linken stand die dunkle Masse der alten, jetzt langsam verfallenden Kirche, die nur im Wechsel mit den anderen Kirchen der Nach­bardörfer benutzt wurde und der ein Pfarrer vorstand, der von der Fahrradfahrt hierher immer außer Atem und durch die wenigen Leute entmutigt war, die auf ihn warte­ten, wenn er ankam. Hinter dem Kirchturm hing das kalte Auge des Mondes.
    Der flüchtige Eindruck einer Bewegung schien plötzlich seinen Blick zu bannen, als habe sich eine Gestalt in den Bü­schen am Haus gerührt, aber es war, sagte er sich, nur seine Phantasie, die durch die Anstrengung, tot zu sein, überreizt war. Was gab es hier schon, wovor er sich fürchten sollte?
    Er lief weiter, um den Seitenflügel des Pfarrhauses herum zur Eingangstür, die tief im Innern ihres düsteren, efeuum­rankten Vorbaus versteckt war. Zu seiner Verblüffung be­merkte er plötzlich, daß Licht aus dem Haus drang. Elektri­sches Licht und das schwache Flackern eines Kaminfeuers.
    Es dauerte ein, zwei Augenblicke, bis ihm klar wurde, daß er natürlich für den Abend erwartet wurde, wenn auch kaum in seiner gegenwärtigen Gestalt. Mrs. Bennett, die alte Haushälterin, würde gekommen sein, um das Bett zu machen, das Feuer anzuzünden und ihm ein leichtes Abendessen hinzustellen. Auch der Fernseher würde lau­fen, vor allem, damit er ihn nach dem Eintreten ungeduldig ausmachen konnte.
    Seine Schritte unterließen es, auf dem Kies zu knirschen, als er näherkam. Er wußte zwar, daß er an der Tür schei­tern würde, dennoch konnte er nicht anders, als erst einmal zu ihr zu gehen und zu probieren, ob er sie öffnen könnte, und erst dann, in den Schatten des Vorbaus geduckt, würde er die Augen zumachen und sich verschämt durch die Tür gleiten lassen. Er ging zu der Tür und blieb stehen.
    Sie war offen.
    Nur zwei Zentimeter, aber sie war offen. Seine Seele zit­terte ängstlich-überrascht. Wie konnte sie nur offen stehen? Mrs. Bennett war in solchen Dingen doch immer so gewis­senhaft. Einen Augenblick blieb er unsicher stehen, dann stemmte er sich mühsam gegen die Tür. Unter dem bißchen Druck, den er gegen sie zustande brachte, schwang sie lang­sam und widerwillig auf, wobei ihre Angeln protestierend ächzten. Er schritt hindurch und glitt in die mit Steinplat­ten ausgelegte Eingangshalle. Eine breite Treppe führte ins Dunkle hinauf, aber die Türen, die von der Diele abgingen, waren alle zu.
    Die nächstgelegene Tür führte in den Salon, in dem das Feuer brannte und aus dem er gedämpft die Autoverfol­gungsjagden des Spätfilms hören konnte. Vergeblich mühte er sich ein, zwei Minuten mit dem glänzenden Messing­drehknopf ab, doch schließlich mußte er seine demütigende Niederlage eingestehen und warf sich in plötzlicher Wut mit aller Kraft gegen die Tür - und durch sie hindurch.
    Der Raum war ein Abbild wohltuender Wohnlichkeit. Er taumelte voller Schwung hinein und war außerstande, sich daran zu hindern, weiter durch einen kleinen Beistelltisch zu schweben, auf dem dicke Sandwiches und eine Ther­mosflasche mit heißem Kaffee standen, dann durch einen großen Polstersessel hindurch ins Kaminfeuer, und durch die dicke, heiße Ziegelwand in das dunkle, kalte Eßzimmer dahinter.
    Die Verbindungstür zurück in den Salon war ebenfalls geschlossen. Gordon befingerte sie empfindungslos, dann nahm er, sich ins Unvermeidliche schickend, seinen Mut zusammen und glitt ruhig und vorsichtig durch sie hin­durch in den Salon zurück, wobei er zum erstenmal die prächtige innere Maserung des Holzes wahrnahm.
    Die Gemütlichkeit des Raumes war fast zuviel für Gor­don, und er wanderte gedankenverloren darin herum, außerstande, sich hinzusetzen und sich von der warmen Lebendigkeit des Kaminfeuers durchstrahlen zu lassen. Ihn konnte es nicht wärmen.
    Was, überlegte er, machten Geister eigentlich die ganze Nacht?
    Er setzte sich nervös hin und sah fern. Aber bald trieben die Autoverfolgungsjagden friedlich ihrem Ende entgegen, und es blieb nichts weiter als grauer Schnee und weißes Rauschen, das er einfach nicht ausschalten konnte.
    Er stellte fest, daß er zu tief in den Sessel gesunken war, und kam mit Teilen davon durcheinander, als er sich wie­der nach oben schob und zog. Er versuchte, sich einen Spaß draus

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