Der elektrische Mönch
Erstaunen war der Raum halb verdunkelt. Ein Rollo war vor das Fenster gezogen, und Dirk räkelte sich zurückgelehnt in seinem Sessel, während sein Gesicht von dem sonderbaren Aufbau verschiedener Gegenstände, die auf seinem Schreibtisch standen, bizarr angestrahlt wurde. An der vorderen Schreibtischkante war eine alte graue Fahrradlampe befestigt, die nach hinten gerichtet war und ihr mattes Licht auf ein Metronom warf, das leise hin und her tickte und an dessen Metallpendel ein glänzend polierter silberner Teelöffel befestigt war.
Richard warf ein paar Schachteln Streichhölzer auf den Schreibtisch.
»Setz dich, entspanne dich und halte den Blick auf den Löffel gerichtet«, sagte Dirk, »du bist schon ganz schläfrig ...«
Ein zweiter Streifenwagen kam quietschend vor Richards Wohnung zum Stehen, und ein Mann mit grimmigem Gesicht stieg aus, stiefelte zu einem der draußen Wache schiebenden Polizisten hinüber und zeigte kurz seinen Ausweis.
»Inspektor Mason, Kriminalpolizei Cambridgeshire«, sagte er. »Das das MacDuff-Haus?«
Der Wachtmeister nickte und ging mit ihm zu dem Seiteneingang, der sich auf das lange, schmale Treppenhaus öffnete, das zu der obersten Wohnung hinaufführte. Mason eilte hinein und eilte auf der Stelle wieder heraus.
»Auf halber Treppe steht ein Sofa«, sagte er zu dem Wachtmeister. »Räumen Sie das weg.«
»Ein paar Kollegen haben das schon versucht, Sir«, erwiderte der Wachtmeister nervös. »Es sitzt scheint's fest. Im Augenblick muß jeder drüber wegsteigen, Sir. Tut mir leid, Sir.«
Mason warf ihm noch einen grimmigen Blick aus seinem breiten Blicke-Repertoire zu, das von wirklich sehr, sehr finster und grimmig am unteren Ende der Skala bis hinauf zu müde-resigniert und nur schwach grimmig reichte, was er sich für die Geburtstage seiner Kinder aufhob.
»Räumen Sie es weg«, wiederholte er grimmig und eilte wieder grimmig durch die Tür, während er in Erwartung des grimmigen Aufstiegs grimmig Hose und Mantel hochzog.
»Noch kein Zeichen von ihm?« fragte der Fahrer des Wagens, der nun selber näherkam. »Sergeant Gilks«, stellte er sich vor. Er sah müde aus.
»Soweit ich weiß, nicht«, sagte der Wachtmeister, »aber mir sagt ja keiner was.«
»Weiß, wie Ihnen zumute ist«, stimmte Gilks zu. »Wenn erst mal die Kriminalpolizei an der Sache sitzt, ist man bloß noch dazu da, sie rumzukutschieren. Und ich bin der einzige, der weiß, wie er aussah. Habe ihn letzte Nacht auf der Straße angehalten. Wir kommen gerade von Ways Haus. Schöne Schweinerei.«
»Fiese Nacht, was?«
»Unterschiedlich. Alles vom Mord bis zum Pferd im Badezimmer. Nee, fragen Sie mich nicht. Habt ihr eigentlich dieselben Wagen wie die da?« setzte er hinzu und zeigte auf seinen. »Der hat mich den ganzen Weg rein zum Wahnsinn getrieben. Kalt, auch wenn man die Heizung auf volle Pulle dreht, und das Radio geht immerfort alleine an und aus.«
19. Kapitel
Derselbe Morgen traf Michael Milton-Innerwoakes in einer ziemlich merkwürdigen Stimmung an.
Man mußte ihn ziemlich gut kennen, um zu wissen, daß es sich um eine besonders merkwürdige Stimmung handelte, weil ihn die meisten Leute sowieso für ein bißchen merkwürdig hielten. Nur wenige Leute kannten ihn so gut. Seine Mutter vielleicht, aber zwischen ihnen herrschte sowas wie kalter Krieg, und wochenlang hatte nun schon keiner mehr ein Wort mit dem anderen gewechselt.
Er hatte auch einen älteren Bruder, Peter, der inzwischen ein ungeheures As in der Marine war. Außer bei der Beerdigung ihres Vaters hatte Michael Peter nicht mehr gesehen, seit er überhäuft mit Ruhm, Beförderungen und Verachtung für seinen jüngeren Bruder von den Falklands heimgekehrt war.
Peter war entzückt gewesen, daß ihre Mutter Magna House übernommen hatte, und hatte Michael diesbezüglich eine Weihnachtskarte aus dem Feld geschickt. Seine größte Befriedigung war nach wie vor, sich in einen morastigen Graben zu schmeißen und mindestens eine Minute lang mit einem Maschinengewehr rumzuballern, und er war der Meinung, daß das britische Zeitungs- und Verlagswesen, selbst in seiner augenblicklichen unruhigen Verfassung, kaum in der Lage sei, ihm diese Freuden zu bieten, zumindest bis nicht noch ein paar Australier mehr die Hände drin hätten.
Michael war sehr spät aufgestanden, und das nach einer Nacht voll kalter Wut und danach qualvollen Träumen, die ihn jetzt im Tageslicht des späten Morgens immer
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