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Der elektrische Mönch

Der elektrische Mönch

Titel: Der elektrische Mönch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Adams
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Pizzaschachtel in den Papierkorb zu knaut­schen, dann machte er sich in dem Schrank auf die Suche nach einem Metronom.
     
    Richard tauchte blinzelnd im Tageslicht auf. Er blieb leicht schwankend auf der obersten Stufe stehen, dann stürmte er in einer sonderbar tänzelnden Gangart, die den wirbelnden Tanz seiner Gedanken widerspiegelte, die Straße hinunter.
    Einerseits konnte er einfach nicht glauben, daß die Be­weise nicht vollkommen eindeutig zeigten, daß er den Mord gar nicht begangen haben konnte; andererseits mußte er zu­geben, daß alles außerordentlich merkwürdig aussah.
    Es war ihm unmöglich, klar und vernünftig darüber nach­zudenken. Der Gedanke, daß Gordon ermordet worden sei, blähte sich in seinem Kopf immer weiter auf und brachte die anderen Gedanken total in Unordnung.
    Im Moment kam es ihm so vor, daß, wer immer es auch getan hatte, ein verdammt schneller Schütze gewesen sein müsse, um auf den Abzug zu drücken, ehe er von Schuld­gefühlen überwältigt wurde, aber sogleich bereute er die­sen Gedanken wieder. Im Grund war er ein bißchen entsetzt über die allgemeine Qualität der Gedanken, die ihm in den Sinn kamen. Sie erschienen ihm unangemessen und unwür­dig und drehten sich meistens darum, inwieweit das alles seine Projekte in der Firma beeinträchtigen werde.
    Er sah sich in seinem Inneren nach irgendeinem großen Kummer oder Schmerz um, den er fühlte, und hatte die Ver­mutung, daß sie irgendwo sein müßten, sich wahrscheinlich hinter der riesigen Mauer aus Entsetzen versteckten.
    Islington Green kam wieder in Sicht, aber er nahm kaum die Strecke wahr, die er zurückgelegt hatte. Der plötzliche Anblick des Streifenwagens, der vor seinem Haus parkte, traf ihn wie ein Hammer, und er drehte sich auf den Hacken um und starrte mit verzweifelter Aufmerksamkeit auf die Speisekarte im Fenster eines griechischen Restaurants.
    »Dolmades«, dachte er gehetzt.
    »Souvlaki«, dachte er.
    »Eine kleine, würzige griechische Wurst«, ging ihm hek­tisch durch den Kopf. Er versuchte, die Szene vor seinem geistigen Auge zu rekonstruieren, ohne sich umzudrehen. Es hatte ein Polizist dagestanden, der die Straße im Auge behielt, und soweit er sich nach dem kurzen Blick, den er riskiert hatte, erinnerte, sah es so aus, als hätte die Seitentür des Hauses, die zu seiner Wohnung führte, offen gestanden.
    Die Polizei war in seiner Wohnung.
In
seiner Wohnung! Fassolia Plaki! Eine sättigende Schüssel grüner Bohnen in Tomaten-Gemüse-Soße!
    Er drehte die Augen langsam zur Seite, um über die Schul­ter nach hinten zu gucken. Der Polizist sah zu ihm rüber. Er wandte den Blick schnell wieder der Speisekarte zu und versuchte, seine Gedanken mit fein gehacktem, mit Tomate, Semmelbröseln, Zwiebeln und Kräutern untermischtem und zu kleinen Bällchen gerolltem und gebratenem Fleisch zu füllen. Der Polizist hatte ihn bestimmt erkannt und ra­ste in diesem Moment über die Straße, um ihn zu packen und in eine Grüne Minna zu zerren, genauso wie sie es vor so vielen Jahren in Cambridge mit Dirk gemacht hatten.
    Er spannte die Schultern gegen den Schreck, aber keine Hand kam, um ihn zu ergreifen. Er sah sich nochmal um, aber der Polizist blickte uninteressiert in eine andere Rich­tung. Stifado.
    Es war ihm sehr klar, daß sein Verhalten nicht das von jemandem war, der drauf und dran ist, sich der Polizei zu stellen.
    Also, was wollte er dann?
    In dem steifen und linkischen Versuch, natürlich zu ge­hen, riß er sich von dem Fenster los, schlenderte ange­spannt ein paar Meter die Straße hinunter, dann tauchte er in schnellem Schritt und schwer atmend wieder in der Cam­den Passage unter. Wo konnte er hin? Zu Susan? Nein - die Polizei wäre bestimmt dort oder beobachtete das Haus. Zu den WFT-Büros in Primrose Hill? Nein - aus demsel­ben Grund. Was um alles auf der Welt, schrie er sich lautlos zu, sollte er plötzlich als Mensch auf der Flucht tun?
    Er sagte sich, genauso wie er es Dirk gesagt hatte, daß er vor der Polizei nicht weglaufen sollte. Die Polizei, sagte er sich, wie man es ihm als Kind beigebracht hatte, war dazu da, unschuldigen Menschen zu helfen und Schutz zu ge­währen. Dieser Gedanke veranlaßte ihn augenblicklich los­zurennen, und er wäre fast mit dem stolzen neuen Besit­zer einer grauenhaften edwardianischen Stehlampe zusam­mengeprallt.
    »Entschuldigung«, sagte er, »Entschuldigung.« Ihn ver­blüffte, daß jemand so ein Ding unbedingt haben wollte, und er

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