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Der elektrische Mönch

Der elektrische Mönch

Titel: Der elektrische Mönch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Adams
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dreht und wie sein Haar dieser Bewegung folgt, die Kurve, die das Ausklingen des letzten Akkords eines Musikstücks beschreibt - alle diese Dinge können mit dem komplizierten Fluß von Zahlen dargestellt wer­den.
    Das ist keine Herabsetzung, das ist ihre Schönheit.
    Fragen Sie Newton.
    Fragen Sie Einstein.
    Fragen Sie den Dichter (Keats), der gesagt hat, was die Phantasie als Schönheit begreift, muß die Wahrheit sein.
    Er könnte auch gesagt haben, was die Hand als Ball be­greift, muß die Wahrheit sein, aber das hat er nicht gesagt, weil er ein Dichter war und lieber mit einer Flasche Lauda­num und einem Notizbuch unter Bäumen herumlungerte als Kricket zu spielen, aber es wäre genauso wahr gewe­sen.«
     
    Diese Worte tippten im Hinterstübchen von Michaels Erin­nerung einen Gedanken an, aber er konnte ihn nicht gleich unterbringen.
     
    »Denn das ist der Kern der Beziehung zwischen einerseits unserem >instinktiven< Verständnis von Gestalt, Form, Be­wegung, Licht und andererseits unseren Gefühlsreaktionen darauf.
    Und das ist der Grund, weshalb ich glaube, daß der Natur, natürlichen Dingen, den Strukturen natürlicher Vorgänge eine Form von Musik innewohnen muß. Eine Musik, die zu­tiefst befriedigend ist wie alle in der Natur vorkommende Schönheit - und unsere tiefsten Gefühle sind schließlich auch eine Form in der Natur vorkommender Schönheit...,<
     
    Michael hörte auf zu lesen und ließ den Blick langsam von der Seite wandern.
    Er fragte sich, ob er wisse, was so eine Musik wäre, und versuchte, in den dunklen Tiefen seiner Seele nach ihr zu su­chen. Jeder Teil seines Innern, den er aufsuchte, kam ihm so vor, als sei diese Musik dort nur Sekunden zuvor erklungen und als wäre nichts weiter zurückgeblieben als das letzte verhallende Echo von etwas, das er nicht ergreifen und hö­ren konnte. Er legte die Zeitschrift müde beiseite.
    Dann fiel ihm wieder ein, was die Erwähnung von Keats in seiner Erinnerung angetippt hatte.
    Die schleimigen Wesen mit Beinen aus seinem Traum.
    Eine kühle Ruhe senkte sich über ihn, während er das Ge­fühl hatte, irgend etwas sehr nahe zu kommen.
    Coleridge. Das war's.
     
    Ja, schleimiges Zeug mit Beinen kroch
    Auf dem schleimigen Meer.
     
    ,>Die Ballade vom alten Seemann.«
    Benommen ging Michael zu dem Bücherschrank hinüber und nahm seine Coleridge-Anthologie heraus. Er trug sie zu seinem Platz und blätterte mit einer gewissen Vorahnung in den Seiten, bis er die Anfangszeilen fand.
     
    Es lebt ein alter Seemann,
    Der anhält einen von drein.
     
    Die Worte waren ihm sehr vertraut, und doch erweck­ten sie, während er weiterlas, merkwürdige Empfindun­gen und angsterfüllte Erinnerungen in ihm, von denen er wußte, daß es nicht seine waren. Es erhob sich in ihm in gräßlicher Heftigkeit ein Gefühl von Verlust und Trostlo­sigkeit, das, während er wußte, daß es nicht sein eigenes war, sich jetzt so vollkommen auf seine Kränkungen ein­stimmte, daß er nicht anders konnte, als sich ihm völlig hinzugeben.
     
    Und tausend, tausend schleimige Wesen
    Lebten weiter; und so auch ich.
     
     
    20. Kapitel
     
    Das Rollo schnappte mit einem scharfen Rasseln nach oben, und Richard blinzelte.
    »Einen faszinierenden Abend hast du offenbar ver­bracht«, sagte Dirk Gently, »obwohl die interessantesten Aspekte daran deiner Neugier vollkommen entgangen zu sein scheinen.«
    Er ging wieder auf seinen Platz, lehnte sich zurück und preßte die Fingerspitzen aneinander.
    »Bitte«, sagte er, »enttäusche mich jetzt nicht und sage etwa: >Wo bin ich?< Ein Blick reicht.«
    Richard schaute sich in langsamer Verwunderung um und hatte das Gefühl, als kehre er unerwartet von einem langen Aufenthalt auf einem anderen Planeten zurück, wo alles Frieden, Licht und Musik war, die ewig und ewig wei­tergingen. Er fühlte sich so ausgeruht, daß er kaum Lust hatte zu atmen.
    Der Holzknopf am Ende der Rolloschnur schlug ein paar­mal gegen die Scheibe, aber sonst war jetzt alles ruhig. Das Metronom stand still. Er blickte auf seine Uhr. Es war ge­rade eins durch.
    »Du hast etwas weniger als eine Stunde unter Hypnose gestanden«, sagte Dirk, »während der ich viele interessante Dinge erfahren habe und durch einige in Erstaunen ver­setzt wurde, über die ich jetzt gern mit dir reden würde. Ein bißchen frische Luft wird wahrscheinlich helfen, dich wieder auf die Beine zu bringen, und ich schlage einen stär­kenden Spaziergang am Kanal entlang vor. Niemand wird

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