Der Elfenhuegel
das ihn selbst getroffen hatte. Hier gab es Möglichkeiten, die Gary zutiefst beunruhigten. Er schwieg, bis Phil vor dem Haus, das er und Mark gemietet hatten, anhielt. Als er zur Tür griff, sagte er: »Nun gut, ich begebe mich morgen in den großen weißen Norden. Wenn ich irgend etwas entdecke, das mit dem Gold zusammenhängen könnte, melde ich mich; ansonsten unterhalten wir uns, sobald ich zurück bin.«
Phil verabschiedete sich und konnte auf dem ganzen Heimweg das Gefühl nicht loswerden, daß die Entdeckung des Goldes sie alle nicht unbedingt glücklicher machte.
8
Gabbie saß am Küchentisch und versuchte die Münzen in eine Ordnung zu bringen. Ständig schlug sie in einem Leitfaden über Münzsammlung nach, den sie in der örtlichen Bücherei ausgeliehen hatte und der auf dem Tisch geöffnet neben ihr lag. Den größten Anteil hatten deutsche Münzen, aber es gab dazwischen noch viele andere.
Britische, französische und spanische Münzen aus dem siebzehnten, achtzehnten und neunzehnten Jahrhundert waren reichlich vorhanden, aber einige waren noch viel älter. Gabbie hielt eine in der Hand. »Diese ist griechisch, glaube ich.«
Jack nahm sie an sich und sagte: »Schau dir die Farbe an. Sie ist ganz unrein, beinah überall rot.«
»Kupfer«, sagte Gloria vom Spülstein aus. »So haben sie aus Rot Gold gemacht.«
»Das ist wirklich alt«, meinte Gabbie. »Und die hier drüben sehen aus wie römische.«
Jack setzte sich neben Gabbie. »Irgend jemand hat dieses Gold über eine verdammt lange Zeit gesammelt.«
Phil kam in die Küche; er hatte Gary nach Hause gebracht, war nun zurückgekehrt und hatte das Haus rechtzeitig betreten, um ans Telefon zu gehen. »Darren hat angerufen. Er kommt her.«
»Wirklich?« fragte Gloria. »Er muß das für sehr wichtig halten, wenn er dafür L. A. verläßt.«
»Er sagte, wichtig genug, es niemandem zu erzählen. Er kommt heute nacht in Buffalo an. Er hat morgen als erstes ein Treffen mit einem Notar im Hotel. Sie werden um zehn hier sein. Er verlangt eidesstattliche Aussagen von uns allen. Er sagte, das Beste, was wir tun können, sei, das Gold bei der Steuerbehörde abzuladen, den Atem anzuhalten und zu warten. Wenn niemand sonst Anspruch erhebt, bekommen wir alles. Wir müssen Steuern bezahlen, aber bei dem neuen Steuergesetz behalten wir mehr als die Hälfte.«
Gloria schaute aus dem Fenster in den dunklen Regen und fragte sich, warum sie sich derart leer fühlte. Irgendwie konnte sie die Freude der anderen über den entdeckten Schatz nicht teilen. Etwas rührte sich in den Wäldern, das kurze Flackern einer Bewegung, und war sofort wieder verschwunden. Für eine Sekunde spürte sie, wie Kälte durch ihren Körper schoß. Dann war dieses Gefühl vorbei und ließ einen Rest, eine merkwürdige Mischung aus Prophezeiung und Resignation, zurück. Etwas Schreckliches würde passieren, und sie hatte nicht die Kraft, es zu stoppen. Niemand konnte es stoppen.
Zwischen den Bäumen, unter dem Mantel aus Regen und Wind, bewegten sie sich. Der Große mit den verrückten Augen hatte die Führung und stand am nächsten am Waldrand. Er schaute hinunter auf das menschliche Heim, mit seinem Metall und der Elektrizität. Zu seinen Kumpanen sagte er weich: »Bald werden sie den Schatz von diesem Land fortbringen und sich in dem Glauben wiegen, er sei dann sicher.« Mit einem Grinsen, das den klaffenden, großen Lücken in einem Totenschädel glich, wandte er seinen Kopf, um seine Begleiter anzublicken. »Dann werden wir wieder einmal frei umherschweifen.«
Der Himmel spuckte Blitze aus und verkündete dröhnend seinen Ärger, und die Lichtung war leer, weil die, die sich kurz zuvor noch versammelt hatten, plötzlich fort waren. Sie verschwanden in die Wälder und aus dem Blickfeld wie Regentropfen, die in Pfützen im Schlamm flossen.
9
Drei Tage lang wurde das Hastingsche Haus zu einem Camp. Darren Cross, der Rechtsanwalt der Hastings, hatte einen Blick auf das Gold geworfen und einen privaten Sicherheitsdienst angerufen. Zwei finstere, einschüchternd große Männer wurden mitgebracht, einer von ihnen marschierte unaufhörlich um das Haus und die Scheune, während der andere ruhig in der Ecke der Küche stand und die Arbeit überwachte.
Um drei Uhr am Nachmittag wurden sie von zwei ähnlich finsteren, großen und einschüchternden Männern abgelöst, die wiederum um elf Uhr von einem anderen Paar befreit wurden, welches bis sieben Uhr am nächsten Tag blieb, wenn die
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