Der Elfenhuegel
kämpfte, aber alles, was dabei herauskam, waren kurze, erbärmliche Aufschreie, die bei dem heulenden Wind draußen fast nicht zu hören waren.
Sean sah, wie das Böse Ding sich drehte, um ihn erneut zu betrachten, und wieder näherte sich die klauenhafte schwarze Hand, um ihn zu berühren.
Für eine angstverzerrte Sekunde versuchte Seans Geist aus seinem Körper zu entfliehen, und er spürte, wie er nur von seinem Willen von dem Bett hochgehoben wurde. Gleich einer überdrehten Uhrfeder wurde die Spannung so groß, daß er sie kaum mehr ertragen konnte.
Wie ein gefangenes Tier gegen die Gitter seines Käfigs rennt, suchte er nach einem Fluchtweg und verdoppelte seine Wut, als er einen gefunden hatte. Wieder griff das Böse Ding nach dem Jungen und zog seine Hand wieder zurück. Sean flüsterte »Mommy«.
Der erstickte Klang einer gequälten Violine verspottete ihn, während das Böse Ding grinste und das Wort wiederholte. »Mommy, Mommy, Mommy«, sang es, sein Atem füllte Seans Nase mit dem Gestank des Verfalls, sein Gesicht war eine glückliche Maske, als würde ihn etwas an diesem Wort amüsieren oder ihm gefallen. Der verspottete Sean nahm das Wort in den Mund, während das Böse Ding es sang, aber das so hervorgerufene Geräusch war das Grunzen eines Tieres.
Dann lehnte sich der dunkle Mann nach vorne, bis sein Gesicht nur wenige Zentimeter von Seans entfernt war. Plötzlich strahlte er derart intensiv, daß es in Seans Augen schmerzte. Und für einen kurzen Moment in diesem hellen Schein sah Sean das Gesicht des Mannes.
Augen, die in tiefen Höhlen lagen, waren mit Seans verbunden, und Sean fühlte, wie sich sein Geist verdrehte, und letztlich entfloh den Lippen des Jungen ein schmerzerfülltes Geräusch. Denn in diesen Augen sah Sean Blitze tanzen, elektrischblaue Himmelskörper, die versuchten, seine Seele zu verbrennen. Eine Schönheit, so rein, daß sie angsteinflößend war, grüßte Sean in dieser Sekunde, es war etwas Fremdes, das jenseits der Fähigkeit des menschlichen Geistes lag, es zu akzeptieren. Und in diesem Moment wollte Sean nur noch aufgeben und mit dem Mann gehen, und in diesem Sog des unerwarteten Verlangens wirbelte eine so reale Begierde, daß sich Seans Körper aufbäumte. Denn diese Begierde war etwas, für das er noch nicht bereit war, etwas, das erst kommen sollte, wenn Liebe und Zärtlichkeit sich in Leidenschaft verwandelten. Aber jetzt traf es Sean mit einer lüsternen Hitze, einem derart intensiven sexuellen Hunger, daß sein Körper diese Begierde nicht interpretieren konnte. Sean sah, wie sein kindlicher Penis sich unerwartet versteifte, während sein Körper erschauerte und seine Haut in fröstelnden Schlägen prickelte. Schweiß drang ihm aus den Poren und benäßte seinen Pyjama. Er blickte zu seinem falschen Zwilling und sah eine lüsterne Kreatur, die einen Meter von ihm entfernt kauerte, seine Zunge hing ihm aus dem Mund, während er sich selbst zärtlich streichelte und sich von einer Seite zur anderen rollte.
Die Augen des bösen Zwillings waren so wie Seans weit geöffnet, aber sein Ausdruck war eher ein verderbtes, unmenschliches Verlangen.
Seans Herz schlug heftig in seiner Brust, er konnte es bald nicht mehr ertragen. Sein Inneres zog sich zusammen, und seine Erektion verschwand, als sich seine Blase leerte. Sein Magen zuckte unkontrolliert, als würde man einen Knoten eng zusammenziehen. Und in dieser Sekunde des blendenden Lichts, als das Verlangen der Erwachsenen den Körper des Kindes schockierte, als wunderschöne Leidenschaft zu schwarzer Lust wurde, begriff Sean. Es war etwas, von dem er dachte, es schon gekannt zu haben, als das Böse Ding zum ersten Mal in ihr Zimmer gekommen war oder als Patrick im Sturm fortgeschwemmt wurde. Aber diese Begegnungen waren nur graue Schatten verglichen mit diesem endgültigen Schwarz. Was Sean nun erkannte, war Horror. Es hatte ihn durchdrungen und eingeschlossen, und jetzt wurde es fest. Und es stand in der Maske des Wesens vor ihm, an das er sich später als den Leuchtenden Mann erinnern sollte. Diese Erkenntnis löste alles auf, was in ihm gefangen war.
Sean schrie.
Er schrie, wie er es sich nie hätte träumen lassen, ein Geräusch, das die Seele durchdrang. Er schrie so laut, daß es schien, als würde die Stimme seiner Mutter antworten.
Die Zeit schien für Sean zu gefrieren, und Dutzende von Bildern fielen über ihn her. Das Licht um den Leuchtenden Mann verschwand, brachte ihn zurück in die Dunkelheit,
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