Der Elfenhuegel
wegen des sicheren Wissens dessen, was sie in diesem Moment sah, als wegen der Angst vor einem Unfall.
Durch ihre eigene Angst bekam sie vage mit, daß ihr Beifahrer schrie, aber nicht so sehr aus Furcht, sondern vielmehr aus Zorn und Warnung. Aggies Gewissen lehnte sich gegen die Wahrheit auf, die sie sah, obwohl sie wußte, was es war, und sie schloß ihre Augen und klammerte sich an das Lenkrad, als das Auto sich überschlug.
Als Aggies Auto von der Straße abkam und in einen Baum krachte, warf der Reiter seinen Kopf zurück und jaulte ein unmenschliches Lachen. Das Geräusch des Unfalls wurde von dem stürmenden Regen verschluckt.
Aggie war bewegungslos, hatte für kurze Zeit einen Schock, dann schüttelte sie ihren Kopf, um wieder klar denken zu können. Ihre Augen brannten, und sie rieb sich darüber. Ihre Hand war ganz warm, und sie wußte, daß sie blutete. Sie blickte zu ihrem Fahrgast und sah, daß der Kopf des Mannes das Seitenfenster zerschmettert und dem Glas ein Spinnweben-Muster zugefügt hatte. Eine Menge Blut floß ihm über die Stirn, doch der leere, lethargische Ausdruck und die leeren Augen sagten Aggie, daß der Mann tot war.
Irgendwie war der Wagen fast aufrecht gelandet und zeigte von der Uferstraße aus zur Straße. Aggie versuchte vergeblich ihren Sicherheitsgurt zu lösen, ihre Finger waren nicht in der Lage, einen einfachen Knopf zu drücken. Durch das Fenster, auf das der Regen schlug, konnte sie die Bewegung sehen. Während sie versuchte, sich zu befreien, schwappten Wellen der Übelkeit über ihr zusammen, und sie kollabierte, als es in ihrem Kopf zu schwimmen anfing, sie lehnte sich gegen das Seitenfenster, und alles verschwamm vor ihren Augen.
Aggie schloß ihre Augen, aber das machte das Schwindelgefühl noch schlimmer, also zwang sie sich, wachsam zu bleiben, und öffnete sie wieder. Sie spürte eine merkwürdige Verselbständigung und fragte sich, ob sie sterben werde. Auf der Straße konnte sie einen Reiter erkennen, und sie konnte den feindseligen Blick der Kreatur auf sich spüren.
Als die Kreatur ihr Roß in Richtung des Wracks antrieb, spürte Aggie, wie ihre Kraft abebbte, und wußte, daß sie bald tot sein würde. Der Reiter wußte von ihrem Kommen, und er wußte, daß Aggies Fahrgast ein Feind war. Sie erinnere sich an alte Geschichten, Geschichten, die es gibt, wie Barney gesagt hatte, wahre Erzählungen, diese alten Geschichten ließen sie verstehen, daß die Zerstörung mit ruhigem Schritt auf sie zuritt. Aggies Furcht war durch die Gewißheit des Todes verflogen, aber sie spürte ein tiefes Bedauern, weil die anderen bald gezwungen sein würden, einen Preis zu bezahlen.
Dann wurde die Nacht von aufblitzenden roten und blauen Lichtern erhellt, als ein anderes Auto um die Ecke führ, das Auto des Sheriffs.
Aggie sah, wie der Reiter sein Roß anspornte und es zurück in den Wald trieb. Als die Dunkelheit Aggie einhüllte, nahm sie nur noch schwach das heisere Geräusch des Radios im Polizeiauto wahr. Sie dachte, daß jemand von der Lonny-Boggs-Farm den Unfall gehört haben mußte und die Polizei gerufen hatte. Aggie schrie auf, und in ihrem eigenen Ohr klang ihre Stimme schwach und ganz weit weg. Sie kämpfte darum, bei Bewußtsein zu bleiben, denn es blieb nur noch so wenig Zeit, nur Stunden.
Als die Dunkelheit sich um sie schloß, glaubte sie einen weiteren herannahenden Wagen sowie das Schlagen einer Tür zu hören. Aus sehr großer Entfernung konnte sie eine Stimme ausmachen, Marks Stimme, der ihren Namen rief. Ihre letzten Gedanken waren, armer, armer Patrick. Dann sank sie in eine schwarze Leere.
13
Um halb acht ging Sean zur Tür der Aula und fragte Mr. Hanes, den Lehrer der dritten Klasse, ob er in den Raum für Jungs gehen könne.
Der Lehrer nickte abwesend, denn die Kinder waren den ganzen Abend ein und aus gegangen. Sean verschwand also auf die Toiletten, wo reger Betrieb war, zog dort eine kleine Show ab und tauchte dann, statt in die Aula zurückzukehren, in einer Nebenhalle unter. Dann rannte er in die entgegengesetzte Richtung der Aula zur Bibliothek. Er erinnerte sich an eine unwichtige Mitteilung, die er zufällig mitgehört hatte: Während einer jeden Schulaktivität sind alle Türen im Gebäude so einzustellen, daß die Querbalken den Menschen erlauben, hinauszugelangen, selbst wenn sie von außen nicht geöffnet werden können. Sean erreichte die Außentür neben der Schulbibliothek, drückte leise auf den Querbalken, und die Tür öffnete
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