Der Elfenhuegel
bringen.
Patrick kam hinter den kriechenden Sean und sagte: »Schau dir das an!«
Während sie beobachteten, schien das Gesicht des Narren bleich zu werden und vor Scham in den Boden zu sinken, bis sein vermeintliches Älter zu dem des Paares paßte, die ihn, ohne sich zu bewegen, festhielten. Er schrie, doch sein Schrei war nur das schwache Flüstern des Todeskampfes.
Dann ergriff Patrick Seans Schulter, und Sean drehte sich herum. In der gegenüberliegenden Tür stand ein anderer Narr, jung und kräftig, in identischer Pose mit seinem älteren Doppelgänger, seine Bewegungen wurden von dem jungen Liebespaar im Sommer begrenzt.
Sean erhob sich unsicher auf seine Füße. Mit einer Stimme, die vor Müdigkeit und Gefühlen fast erstickte, sagte er: »Laß uns gehen.«
Patrick reichte ihm seinen Arm und ließ ihn dann gehen. Sean ging langsam zu der jenseitigen Tür. Als sie aus dem Blickfeld des ersten Türpaares kamen, schlossen diese Türen sich, und das zweite Paar öffnete sich. In der Tür zum Herbst wurde eine erwachsen wirkende Version des Narren von einem Mann und einer Frau zurückgehalten, die Sean auf seinem früheren Weg durch die Halle gesehen hatte. Die Jungen wandten sich ab.
Hinter der letzten Tür, der Tür zum Frühling, wurde ein kindlicher Narr, in demselben Gewand wie die anderen, aber in der verringerten Größe eines Siebenjährigen, von dem Jungen und dem Mädchen fortgezerrt. In diesen drei Gesichtern sahen beide Zwillinge etwas Gottloses. Und seine nur schwach zu hörenden kindlichen Schreie waren von ungetrübter, schrecklicher Angst.
Sean wendete sich ab und sah, daß seine eigenen Tränen auf Patricks Wangen widergespiegelt wurden. »Laß uns nach Hause gehen.«
Patrick nickte und wußte, daß keine Worte einem anderen jemals vermitteln konnten, wovon sie soeben Zeuge geworden waren. Dann konnten sie das entfernte Geräusch von Glockenschlägen hören, und Sean sagte: »Es ist Mitternacht! Wir müssen uns beeilen!« Sie zwangen ihre unvorstellbar müden Füße sich zu bewegen und rannten zu der jenseitigen Tür.
31
Die Stille der Nacht wurde von Seans Schrei zerrissen: »Barney!«
Scheinbar aus dem Nichts kommend, liefen die Jungen auf bleiernen Füßen auf die drei Männer zu. Phil stürzte nach vorne, wiegte seine beiden Jungen in den Armen, und seine Stimme war ganz schwach vor Gefühlen, als er wieder und wieder ihre Namen wiederholte. Barney kam – so schnell ihn seine steifen und alten Beine tragen konnten –
durch den Schlamm angelaufen. Er erreichte die Jungen mit Tränen in den Augen und Gebeten auf seinen Lippen und sagte: »Der Heilige Patrick sei gepriesen! Du hast es geschafft, Sean! Du hast ihn zurückgebracht!«
Sean wollte sprechen, aber konnte es nicht, Angst und Müdigkeit überwältigten ihn. Alles, was er tun konnte, war, sich von seinem Vater halten zu lassen. Die ausgelaugten Jungen erlaubten Phil, sie zu tragen, ließen sich fallen. Beinah atemlos sagte Patrick: »Der Leuchtende Mann hat versucht, uns zu fangen, aber wir haben ihn ausgetrickst, und jetzt sitzt er in dem Haus mit den Türen fest.«
Die Königin sang laut. »In der Halle der Uralten Jahreszeiten?«
Patrick nickte. »Er hatte Sean gepackt, und ich warf den leuchtenden Ball nach ihm. Er ist durch die Tür gefallen.«
Die Königin bedeckte ihr Gesicht mit ihren Händen und schluchzte offen.
Mark schaute zu dem Menschen, der neben der Königin stand. »Ich verstehe nicht«, sagte er. Die Glocke von St. Catherine läutete den dritten Schlag der Mitternacht.
»Sie liebte ihn sehr«, antwortete Thomas.
Seine Söhne umarmend und über das, was er von dem Narren gehört hatte, nachdenkend, sagte Phil: »Sie liebt diesen Verrückten?«
»Die Königin liebt viele, und viele lieben sie«, sagte Thomas mit trauriger Stimme. »Aber derjenige, der in den Uralten Jahreszeiten verloren ist, war der erste ihrer Liebhaber und Feinde.«
»Einst«, sagte sie mit einer Stimme, die eine fast klagende Beschaffenheit besaß, »waren wir die Herren dieser sterblichen Welt; dann stritten wir uns mit den Menschen um unseren Ort.« Ihre Hand beschrieb einen Kreis und bezog das Land innerhalb des Hügels, in dem sie lebten, mit ein. »Wir entdeckten diese Welt und lösten ihre Geheimnisse, ihren Platz innerhalb der Zeit und das Wie und Warum des Reisens zwischen den Reichen des Geistes und der Materie.« Sie seufzte. »Aber als Menschen die Künste zu benutzen lernten, da nahmen wir Schaden. Es ist das
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