Der Elfenhuegel
einschlief, von geisterhaften Tänzern und einer leisen unwirklichen Musik. Morgens versuchte er, sich an den Traum zu erinnern, doch er war ihm einfach entglitten; trotzdem wußte er, daß etwas da gewesen war.
Dann riß ihn Glorias Stimme aus seinen Grübeleien. Er hörte, wie sie draußen den Zwillingen etwas zurief.
5
»Okay, ihr Monster, weg da.«
Widerwillig wichen die Jungen einen Schritt zurück, während sie die Arbeiter beobachteten. Der Beton entlang des Mastes war vor ein paar Tagen aufgefüllt worden und mußte dann trocknen, und nun wurde die eigentliche Schüssel aufgestellt. Patrick und Sean lungerten den ganzen Morgen bei den beiden Arbeitern herum, stellten Fragen und standen generell im Wege. Die Männer schienen nichts dagegen zu haben, aber Gloria entschied sich, ihnen eine entmilitarisierte Zone anzubieten, wo sie dann ungestört arbeiten konnten. Sie blickte zum Haus und fragte sich, ob Gabbie und Jack ihre Differenzen gelöst hätten. Sie war froh, daß Gabbie heute morgen wieder normal zu sein schien, war jedoch immer noch unruhig wegen der letzten Nacht. Das Fieber war schnell und hart gekommen. Mindestens 38 Grad C, wenn Gloria nach der Berührung ging. Sie hatte zwei Babys gepflegt, die oft Fieber hatten, und wußte, daß Gabbies hoch war.
Aber etwas an dem plötzlichen Temperaturanstieg und der Erholung störte Gloria. Es paßte einfach nicht in ihre Vorstellung von einer normalen Krankheit. Alles, das nicht deutlich eine Erkältung, Grippe, Knochenbruch oder Allergie war, war ihr suspekt. Symptome, die keinen Sinn ergaben, waren immer ein Zeichen, daß schreckliche Dinge bevorstanden. Glorias tiefsitzende Furcht, die sie mit keinem teilte, nicht einmal mit Phil, war ihre schreckliche Angst vor Krankheit.
Krebs, Herzleiden, die anderen schleichenden, verstümmelnden Krankheiten mit ihren langen, technischen Namen, die einem die Knochen umdrehten, Lungen mit Flüssigkeiten fügten, den Muskeln ihre Stärke nahmen, all das waren für sie Horrorvorstellungen, denen sie nicht beizukommen wußte. Der stärkste, robusteste Mann, den sie kannte – ihr Vater –, war an Krebs gestorben. Und die Symptome hatten die Ärzte zuerst in eine falsche Richtung geleitet. Sein Tod hatte Glorias tiefe Angst vor schlimmen Krankheiten nur noch verstärkt. Auf der High-School hörte sie mit dem Rauchen auf, in einem Alter, als andere Mädchen gerade erst damit begannen. Sie war keine Fanatikerin der Gesundheitsküche, aber sie hielt sich fern von Zucker und cholesterinhaltigem Essen und sorgte dafür, daß jeder im Hause sich sportlich betätigte. Als sie sich kennenlernten, hatte sie Phil das Joggen aufgeschwatzt, und nun war er diesem Sport verfallen. Nein, dachte Gloria, es war nur ein Bazillus. Aber tief im Innern fragte sie sich, ob sie Gabbie nicht dazu bringen könne, den Doktor aufzusuchen.
Ted Mullins, der Inhaber des örtlichen Fernsehgeschäftes, überprüfte die Installation persönlich. Er hatte bei den anderen Farmen in der Nähe einen schönen Profit gemacht, und das war nun die teuerste Bodenstation, die er bis jetzt verkauft hatte, also wollte er alles perfekt machen. Zufrieden, daß alles planmäßig verlief, wandte er sich an Gloria und sagte: »Ma’am, ich muß das Kabel jetzt im Haus befestigen.«
Sie nickte nervös. »Der Hund, Ma’am?«
Gloria lächelte. »Jungs, los, holt Bad Luck und geht mit ihm spazieren.«
»Och, Mom«, beschwerte sich Sean. Sie warf ihnen beiden einen empörten Blick zu, und sie wurden sofort ruhig und gingen auf das Haus zu.
»Und macht einen langen Spaziergang.«
Mullins, ein schwerer Mann in den mittleren Jahren, meinte:
»Gutaussehende Jungs. Sie müssen stolz sein.«
Sie beobachtete, wie die Jungen um die Hausecke verschwanden, und lächelte anerkennend. »Ja, das bin ich. Sie sind ziemlich großartige Kinder.«
»Ich habe einen Jungen in ihrem Alter: Casey. Sollte sie mal zusammenbringen.«
»Spielt Ihr Casey Baseball, Mr. Mullins?«
Der Mann grinste. »Die ganze Zeit.«
Gloria erwiderte das Grinsen. »Wenn sie sich nicht schon getroffen haben, werden sie es noch.«
»Sagen Sie Ihren Kindern, daß jeden Tag drüben auf den Feldern ein Spiel stattfindet«, schlug Mullins vor. »Nicht das Feld im Park, das ist für die städtische Softball-Liga, aber hinter Doak’s Teich. Fängt ungefähr um ein Uhr nachmittags an.«
»Das ist ein bißchen weit.«
»Nicht zu weit. Sie können die Wälder durchqueren und kommen an der Williams Avenue
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