Der Elfenhuegel
über den Rücken laufen ließ. »Anziehend, deine Figur ist eine Freude für meine Sinne. Auch dir will ich solche Freude erwidern, denn dein Verlangen ist so augenscheinlich für mich wie der Sturm am Himmel für einen Raben.« Sie spürte, wie seine Hand gegen ihr Kreuz drückte, dann zu ihrer rechten Pobacke hinunterglitt. Sie schüttelte sich, unfähig sich zu bewegen, war sie wie ein Hirsch in der Nacht im Scheinwerferlicht eines heranfahrenden Autos gefangen. Ihr Geist schrie, und dennoch konnte sie keinen Laut von sich geben; und tief in ihrem Inneren wurde ein Verlangen aufgebaut. Der jugendliche Mann stellte sich vor sie, und sie konnte ihn wieder deutlich sehen. Unter seiner Hose trug er nichts, und seine fortgeschrittene Erregung blieb ihr nicht verborgen. Seine Augen waren wie elektrisierend, ein Blau wie bei einem Blitzlicht. Seine jungenhaften Merkmale wurden von einem Schatten der Jahrhunderte überdeckt. Er wirkte auf sie wunderschön, aber auch angsteinflößend. Er kam ganz zu ihr, und sie konnte nur seine Augen sehen. Blau wie die schimmernde Oberfläche des Lapislazuli, wie perfekt geformtes Eis, seine Augen sogen ihren Willen auf. Seine Stimme liebkoste sie, weich und sinnlich.
»Soll solch eine Blume in den Boden sinken, weil sie Zärtlichkeit braucht? Nein«, flüsterte er ihr ins Ohr. Sein heißer Atem strömte über ihre Wangen und ihr Ohr, und sie erschauerte. »Wenn die Blüte verlorengeht, soll sie nicht in den Boden sinken, sie soll ausgerissen werden. Komm, folge mir, Kind.« Er gab ihr einen kleinen Stoß, und sie merkte, wie sie sich auf das Scheunentor zu bewegte. Teils springend und teils tanzend, erreichte der Jugendliche das Tor einen Moment vor ihr. Er hielt an, um nach draußen zu schauen, und schob das Scheunentor, nachdem er zufrieden festgestellt hatte, daß alles in Ordnung war, weit auf.
Gabbie bewegte sich fast willenlos, ihr Geist schien sich von ihrem Körper zu lösen, der jeder Willenskraft beraubt war. Sie bewegte sich in ungewöhnlichen und sprunghaften Rhythmen, als ob das, was ihr Befehle erteilte, nicht an ihren Körper gewöhnt sei.
Der junge Mann wirbelte herum, damit er ihr ins Gesicht sehen konnte, ein Lächeln versengender Hitze brannte in ihren Augen wie ein Blitzschlag. Mit einer Stimme, die wie Musik war, sagte er: »Du kennst deine Begierden. Bleib nicht stehen. Komm mit mir.« Mit seiner Hand machte er eine leichte Geste, einen langsamen Halbkreis, und sagte:
»Hör zu, hör zu, Gabrielle.«
In der Entfernung konnte man das Geräusch von Musik hören, eine schluchzende Melodie, so lieblich, daß Gabbie Tränen in die Augen stiegen. Große musikalische Themen überwältigten sie, obwohl der Klang nur ein wenig mehr als ein Quintett war, eine Harfe und drei Flöten, mit einem anderen, kaum wahrnehmbaren Blasinstrument.
Noch immer schwappte es über sie wie eine Welle, setzte Gefühle frei, die aus einem Ort tief in ihrem Innern hervorkamen. Gabbie schrie, denn das Lied war zu schön, um von dieser Erde zu stammen, sowohl wunderbar als auch traurig. Es war das lieblichste Lied, das sie jemals gehört hatte, und zugleich das melancholischste.
Dann wurde das Thema der Musik lebhaft, eine muntere Flöte von fröhlichen Synkopen. Gabbie spürte, wie ihr Körper antwortete, wie ihr Puls schneller wurde, während sie sich im Takt zu der Musik bewegte, halb gehend, halb tanzend hinter dem merkwürdigen jungen Mann her.
Er drehte sich um und vollführte Luftsprünge um sie herum. Und von irgendwoher brachte er eine Panflöte herbei, und vier Rohrflöten erklangen dazu. Gabbie hätte am liebsten laut losgelacht. Es war ein Drang zu lachen, der zwischen Freude und Verrücktheit gefangen war.
Ein winziger Teil von ihrer Persönlichkeit stand gleichsam abseits und versuchte das Verrückte, das sie umschlossen hielt, herauszutrennen, aber der einsame Teil ist das einzig logische Wesen in einem kranken Universum, denn alles um Gabbie herum war außerirdisch geworden.
Die Scheune sah verschwommen aus, als wenn man durch ein schmieriges Fenster sehen würde, und das Licht am Himmel war wie elektrisch, eine versengende blaue Schwingung mit nie gesehenen, nur gespürten Energien. Die Bäume rauschten im Wind und sprachen eine uralte Sprache. Und der Schlamm unter ihren Füßen war ein feuchter und warmer Teppich, über den man tanzen konnte.
Der Junge bewegte sich über die Weide, Gabbie an seiner Seite. Sie war eine Puppe, eine Marionette, deren Fäden er
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