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Der Elfenpakt

Titel: Der Elfenpakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbie Brennan
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gehört, aber niemand hatte ihn darauf vorbereitet, wie es hier wirklich aussah. Ein karger, felsiger Boden erstreckte sich vor ihnen, so weit das Auge reichte, ab und zu unterbrochen von Rauch- und Nebelschwaden. Von den unterirdischen Magmaströmen strahlte durch ein Geflecht von Rissen ein mattes Rot herauf, das die gesamte Szenerie mit einem seltsamen Glühen überzog. Kaum hundert Meter von der Stelle, wo sie gelandet waren, konnte Pyrgus einen schwach blubbernden Schlammsee erkennen.
    Woodfordi reichte ihm eine Flasche. »Entschuldigen Sie, Sir, versuchen Sie es damit, Sir. Und die Dame auch.«
    »Was ist das?«, fragte Pyrgus zwischen zwei Hustenanfällen.
    »Ein Mittelchen für den Hals. Armeeausrüstung. Angeblich bildet es einen Schutzfilm in den Atemwegen und bewahrt vor Langzeitfolgeschäden. Ich versteh nichts davon, aber es hilft tatsächlich.«
    Pyrgus nahm einen kleinen Schluck und gab die Flasche an Nymph weiter. Das Mittel war dickflüssig und schmeckte ekelhaft, aber sein Husten legte sich sofort. Er drehte sich um, um den Flieger abzuschließen – man musste das Schicksal ja nicht unnötig herausfordern –, dann sagte er: »Nach Nordosten, richtig?« Er schaute zum Himmel hinauf.
    Woodfordi lächelte ein wenig. »Ich fürchte, ich erinnere mich nicht mehr, Sir. Das ist ein Teil meiner Ausbildung.«
    »Ja, Nordosten«, bestätigte Nymph.
    »Ich gehe voraus«, sagte Pyrgus und schritt davon.
    Das Gehen war mühsam, sogar auf ebener Fläche, und nach einer halben Stunde begann Pyrgus sich zu fragen, ob Madame Cardui die benötigte Zeit wohl richtig eingeschätzt hatte. Das Problem waren die Rauchschwaden. Woodfordis Mittel bereitete dem Husten zwar ein Ende, aber es war unvermeidbar, dass einem schädliche Gase in die Lungen drangen. Wenn man sich zu lange in dieser Ödnis aufhielt, begann man angeblich zu halluzinieren – das hatte Pyrgus irgendwo gelesen. (Und wenn man sich viel ZXL lange hier aufhielt, starb man.) Aber bevor das passierte, nahm einem bereits die Wüste alle Kraft.
    Das Ärgerliche war, dass weder Nymph noch der kleine Soldat namens Woodfordi so schlimm zu leiden schienen wie er, deswegen musste Pyrgus alles aus sich herausholen, um diese alberne Marschgeschwindigkeit zu halten, mit der er losgegangen war. Die beiden folgten ihm ohne Anstrengung. Sie bekamen sogar genügend Luft, um sich auch noch locker zu unterhalten.
    »Wie sind Sie eigentlich KK geworden?«, erkundigte sich Nymph.
    »Ich denke, dazu wird man geboren, Miss«, erklärte ihr Woodfordi. »Meine Eltern merkten, dass ich mich als kleiner Junge mit meiner Oma unterhielt. Allerdings war die alte Dame schon vor meiner Geburt gestorben. Sie wussten natürlich nicht, was sie davon halten sollten, klar. Einfache Leute, meine Eltern. Papa arbeitete auf einer Ordel-Farm, Licht hab ihn selig. Also schickten sie mich auf eine besondere Schule. Ehrlich gesagt, glaube ich, dass sie ein bisschen Angst hatten.«
    »War das so eine Art Trainingsschule?«
    »Eher nicht, Miss. Aber einer der Lehrer dort bemerkte meine Begabung und sammelte genügend Geld, um mir ein Jahr auf der Akademie für Parapsychologie zu finanzieren -Sie wissen schon, die am Flannelmaker’s Square. Und dort wurde ich dann fürs Militär entdeckt. Es war die einzige Möglichkeit für einen Winzling wie mich, in die Armee einzutreten. Meine Frau sagt, ich muss mich auf eine Kiste stellen, wenn ich sie irgendwo oberhalb ihres Knies küssen möchte. Ist also undenkbar, dass ich an einem Gefecht teilnehmen würde, oder?«
    »Können Sie denn immer noch mit Toten reden?«, fragte Nymph neugierig, und Pyrgus spitzte die Ohren, obwohl er so tat, als würde er gar nicht zuhören.
    »Um Himmels willen, nein, Miss. Das hat die Armee mir ausgetrieben. Das nützt ihnen doch nichts, verstehen Sie? Die Truppen würden nur ihre Zeit verschwenden, wenn sie sich mit ihren gefallenen Kameraden unterhielten. Stattdessen haben sie mich darauf trainiert, mit dem Militärführer Kontakt aufzunehmen – ich glaube, das ist so eine Art Engel, obwohl man es nie für möglich halten würde, wenn man ihn fluchen hört –, und er hat mir beigebracht, wie man die Botschaften übermittelt. Das Empfangen fiel mir von Anfang an leicht, aber das Senden ist ein bisschen schwierig, wenn man den Bogen noch nicht raus hat.«
    »Können Sie jedem eine Botschaft senden?«
    Woodfordi schüttelte den Kopf. »O nein, Miss. Nur einem anderen KK. Wir können eine Art Netz bilden, wenn Sie so wollen.

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