Der Elfenpakt
Nymph.
Pyrgus’ Grinsen verschwand. Sie wusste über die Sache mit Gela ja bereits Bescheid, alles Leugnen war also zwecklos. Er ging in Windeseile hundert Lügen durch und hörte seinen Mund im nächsten Moment etwas sagen, was fast vollkommen der Wahrheit entsprach: »Da war nichts.«
»Aber du hast dich zu ihr hingezogen gefühlt?«
»Ja, aber da war nichts.«
»Also habt ihr nicht …?«
»O nein. O nein, auf keinen Fall.« Aber dann, weil die Wahrheit zwischen ihnen plötzlich so wichtig war, sagte er: »Na ja, ich hab sie einmal geküsst, so halb, und sie …«
Die Andeutung eines Lächelns umspielte ihre Lippen. »Hat deinen Kuss erwidert?«, fragte sie.
»… hat mir eins auf die Nase gegeben«, sagte Pyrgus, und diesmal mussten sie beide lachen.
VIERUNDACHTZIG
H and in Hand krochen sie bis zum Rand der Anhöhe hinauf, um einen Blick auf das zu werfen, was die Trinianer die Flüssige Finsternis nannten.
Pyrgus erstarrte. Die flache Ödnis unter ihnen war meilenweit von Beleths dämonischen Horden bedeckt. Geduldig und zu allem bereit, standen sie da, bewaffnet und gepanzert. Reihen riesiger Transportkäfer beförderten schwere Waffen. Eine Zeltstadt bot den Soldaten Unterschlupf.
Im roten Schein der Lavaströme, der auf die Metallflächen fiel, sah es aus, als hätten die Legionen ihre Heimat Hael noch gar nicht verlassen.
FÜNFUNDACHTZIG
T raut ihr ihm?«, fragte Blue.
Fogarty schüttelte den Kopf. »Hairstreak? Natürlich nicht.«
»Allerdings sagt er, was Beleths Legionen angeht, die Wahrheit. Sie sind bereits ins Elfenreich eingedrungen«, sagte Madame Cardui.
Blue starrte sie fassungslos an. »Wieso weiß ich davon nichts?«
»Pyrgus hat sich erst vor ein paar Minuten gemeldet und es bestätigt«, erwiderte Madame Cardui mit sanfter Stimme. »Nach Lord Hairstreaks Ankunft. Seiner Beschreibung nach handelt es sich nicht nur um ein paar Dämonen. Es scheint das gesamte dämonische Heer zu sein – eine viel stärkere Streitmacht als alle, die sie je hergeschickt haben. Mit einer so starken Unterstützung von Beleth werden die Nachtelfen den Krieg gewinnen, innerhalb von nur wenigen Wochen wahrscheinlich.«
Blue war zumute, als würde das ganze Gewicht ihres Amtes sie zu Boden drücken. Das alles war die totale Katastrophe. Und eine leise Stimme in ihr wiederholte die ganze Zeit, dass sie allein die Schuld daran trug. Hätte sie den Countdown nicht ausgelöst, hätte ihr Onkel die Nächtlinge vielleicht nicht zu einem Angriff zusammengerufen. Andererseits: wenn sie ihren Onkel nicht besucht hätte, wären die Dämonen vielleicht gar nicht in der Lage gewesen, sie zu entführen, und sie hätte niemals etwas von ihren Plänen erfahren.
Allerdings wusste sie darüber noch immer nicht genug. Sie konnte sich nicht erinnern, ob Henry erwähnt hatte, dass die Nachtelfen in Beleths Pläne involviert waren. Oder wann der Angriff erfolgen sollte. Sie brauchte Henry, um all diese Dinge zu klären – falls er es überhaupt konnte. Und bis dahin … »Ihr glaubt Lord Hairstreak also nicht?«
Madame Cardui schüttelte seufzend den Kopf, dann zuckt sie mit den Schultern. »Ich weiß es einfach nicht. Das alles ergibt nicht sehr viel Sinn. Die Nächtlinge paktieren seit Generationen mit Hael. Warum sollte es plötzlich anders sein?«
»Warum sollte Hairstreak behaupten, dass es nun anders ist?«, warf Fogarty ein. »Er sagt, dass die Invasion, der Dämonen nichts mit ihm oder mit irgendwelchen anderen Nächtlingen zu tun hat.«
»Mein Lieber, ich würde nichts, aber auch gar nichts glauben, was Lord Hairstreak sagt, und wenn er es beim Grabe seiner Mutter beschwört.«
»Würde ich normalerweise auch nicht«, stimmte Fogarty zu. »Aber dieser Mann hat Angst, und ich habe ihn nie zuvor ängstlich erlebt. Ihr habt doch gehört, was er sagte. Er will nicht nur Frieden zwischen Licht- und Nachtelfen – er will ein Bündnis gegen Beleth. Das hat er noch nie vorgeschlagen.«
»Das hatte er bislang auch nicht nötig«, überlegte Blue. Sie blickte Madame Cardui an. »Holen Sie Henry.«
»Henry, Liebes?«
Ein entsetzlicher Gedanke schoss Blue durch den Kopf. »Sie haben ihn doch freigelassen? Oder droht ihm etwa immer noch die Todesstrafe?«
»Nein, natürlich nicht, Liebes. Er befindet sich auf der Krankenstation und erholt sich von seiner kleinen Operation.«
»Dann holen Sie ihn sofort, Cynthia«, zischte Blue ungeduldig. »Er wird uns als Einziger sagen können, ob Hairstreaks
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