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Der Elfenpakt

Titel: Der Elfenpakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbie Brennan
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hätte ducken müssen, um hindurchzupassen. Das Holz roch nach alten Zaubern, und das Schloss schien eingerostet und ewig nicht mehr benutzt worden zu sein.
    Blue holte einen schweren Schlüssel hervor, aber sie war nicht so dumm, ihn einfach so zu benutzen. Die Schutzzauber an der Tür mochten zwar alt sein, doch sie waren immer noch tödlich. Hier hatte sie es mit etwas zu tun, das in der alten Zeit hergestellt worden war, lange bevor irgendein Elf den Pfauenthron bestiegen hatte. Dieser Eingang war selbst für die Kaiserin tabu. Sie hätte es nie gewagt, ihn ohne Absicherungen zu benutzen.
    Sie fischte ein Stück Pergament aus der Tasche und starrte angestrengt auf die verschlungenen Runenzeichen darauf. Das Licht hier war nicht gut. In dem alten Teil des Palastes drang die Beleuchtung aus dem Mauerwerk der Wände, die über irgendeine Art von Leuchtkraftspeichern verfügten, deren Funktionsweise niemand so recht begriff. Das Ganze war billiger als Glühkugeln und sehr passend für einen Gebäudeteil, der seit Generationen nicht mehr genutzt wurde, aber es war ein Ärgernis, wenn man wie sie in diesem Moment genau wissen musste, welche Zeichen man vor sich hatte. Um sicher zu sein, folgte sie den Linien mit der Fingerspitze – das warme Prickeln der in ihnen enthaltenen Magie war deutlich zu spüren. Sie sprach die Worte im Flüsterton und vermeinte fast zu verstehen, was sie bedeuteten.
    Nach einer Weile sagte ihr eine innere Stimme, dass sie nichts zu befürchten hatte. Ohne zu zögern steckte sie den Schlüssel ins Schloss. Es gab kein Aufheulen einer Sirene, keine zaubergesteuerten Beschimpfungen, keinen Angriff. Doch das Schloss war so alt, dass es klemmte, sodass sie ihre ganze Kraft einsetzen musste, um den Schlüssel herumzudrehen.
    Die kleine Tür schwang langsam auf. Blue zog den Kopf ein und trat über die Schwelle. Sie leckte sich nervös über die Lippen. Sie stand oben auf dem Absatz einer schmalen steinernen Wendeltreppe, die sich tief nach unten wand und in der Finsternis verschwand.

 
FÜNFUNDNEUNZIG
     
    P yrgus knallte mit solcher Wucht gegen den Felsen, dass ihm die Waffe aus der Hand fiel und er kaum noch Luft bekam. Im nächsten Moment raste Nymph in ihn hinein, gleich darauf auch Woodfordi. In einem Wirrwarr aus Armen und Beinen sackten sie alle drei zu Boden. Nymph erholte sich augenblicklich, war in Windeseile wieder auf den Beinen und wirbelte mit dem Schwert um sich. Pyrgus sprang keuchend auf – von seinen Schürfwunden im Gesicht und an den Händen rann warmes Blut.
    Die Koboldwache war verschwunden. Nicht nur die Dämonen, die ihnen dicht auf den Fersen gewesen waren, sondern auch alle anderen. Und die Felsen waren bloß Felsen.
    »Wo sind sie hin?«, fragte Pyrgus.
    »Sie haben sich versteckt«, sagte Nymph überzeugt und blickte sich wachsam um.
    »Warum?«, fragte Woodfordi. Er erhob sich vorsichtig und tastete seine Arme und Beine nach Knochenbrüchen ab.
    »Ja, warum?«, wiederholte Pyrgus. »Sie hatten uns doch schon. Sie waren genau hier, hinter uns.« Aber es waren nicht die Koboldwächter, die ihn beunruhigten. »Das Portal hat nicht funktioniert«, sagte er.
    Sie befanden sich immer noch in der Wüste, gefangen in den langen Strahlen der sterbenden Sonne. Kein blaues Feuer, kein Übersetzen mit Magenkrämpfen. Das Portal war außer Betrieb. Vorsichtig tastete er mit der Hand an der Stelle, wo das Kraftfeld hätte sein müssen, ein gefährliches Vorgehen, bei dem er eine Fingerspitze hätte einbüßen können, aber da war nichts.
    »Heb deine Waffe auf, Pyrgus«, fuhr Nymph ihn an. »Die Dämonen sind gleich wieder da!«
    »Ich habe doch gar keine anständige Waffe mehr«, erwiderte er wütend. So langsam hatte er die Nase voll davon, andauernd teure Halekmesser zu verlieren. Woodfordis Dolch war dafür kein Ersatz.
    »Was stimmt denn nicht damit?«, fragte Woodfordi, der sich das Portal anschaute.
    Irgendetwas war total seltsam. »Gebt mir Deckung«, sagte Pyrgus zu Nymph. Er wischte sich das Blut aus den Augen und lief zum nächsten Portal hinüber.
    »Vorsichtig!«, rief Nymph ihm hinterher. Sie zappelte nervös und warf immer wieder den Kopf herum, um nach angreifenden Dämonen Ausschau zu halten.
    Auch das zweite Portal war außer Betrieb. Aus der Nähe konnte Pyrgus nun etwas erkennen, was er zuvor nicht bemerkt hatte. Aus der Ferne wirkte das Portal ziemlich echt, aber nun wurde ihm klar, dass dieses Ding niemals funktionieren konnte. Es gab überhaupt kein

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