Der Elfenpakt
war immer noch auf den Beinen und bewegte sich wie ein Irrwisch, während sie die restlichen Dämonen angriff.
Aber so schnell sie auch war, die Dämonen waren schneller. Einer rannte auf sie zu und sprang zu Pyrgus’ Erstaunen über ihren Kopf hinweg wie ein Insekt. Auch Nymph war offenbar überrascht, denn sie hielt inne. Der Kobold landete federnd und drehte sich. Die anderen vier schwärmten aus. Pyrgus stellte entsetzt fest, dass der mit dem fehlenden Arm immer noch umherlief, während eine grünliche Pampe langsam fester wurde und seine Wunde verschloss. In Windeseile war Nymph wieder umzingelt.
Weil er nun keine Waffe mehr hatte, hob Pyrgus einen Felsbrocken vom Boden auf und schleuderte ihn nach dem Kobold, der ihm am nächsten war. Das Biest wurde mit aller Wucht am kahlen Hinterkopf getroffen und begann zu taumeln. Die Kobolddame drehte sich um und blickte Pyrgus vorwurfsvoll an. Der drehte schnell den Kopf weg, um ihren hypnotischen Augen auszuweichen. Sie war offensichtlich mehr überrascht als verletzt, aber dies war genau die Chance, die Nymph benötigte. Sie sprang auf die Dämonin zu, stieß sie beiseite und brach aus dem Kreis aus, noch immer Woodfordis Schwert in der Hand.
Pyrgus hatte einen zweiten Felsbrocken aufgehoben und stürmte nun auf die Kobolde zu. Selbst der angeschlagene Woodfordi hatte sich wieder aufgerichtet und schien seine Montur nach einer weiteren Waffe zu durchsuchen. Im nächsten Moment war Pyrgus an Nymphs Seite, die davon jedoch weniger begeistert zu sein schien, als er es sich erhofft hatte.
»Verschwinde!«, zischte sie. »Deine Klinge ist zerbrochen.«
Der einarmige Kobold öffnete seinen lippenlosen Mund und entblößte nadelspitze Zähne. Die anderen zogen kurze Schwerter mit polierten Obsidianklingen. Ihre Augen fixierten Nymph, und gemeinsam rückten sie immer dichter an sie heran. Sie schlug mit ihrem Schwert zu, aber diesmal parierten die Kobolde die Hiebe mühelos.
»Naggel!«, schrie Pyrgus wieder verzweifelt.
Woodfordi warf ihm einen Militärdolch zu, dann ließ er etwas über den Boden rollen, mitten in die Gruppe der Kobolde hinein. »Deckung!«, schrie er warnend. »Alle in Deckung!«
Nymph schoss davon, packte Pyrgus im Laufen und zog ihn mit sich. Auch Woodfordi rannte. Hinter ihnen war ein seltsames Klicken zu hören, dann stieg ihnen der vertraute Geruch reiner Zauberkraft in die Nase. Pyrgus warf gerade noch rechtzeitig einen Blick über seine Schulter, um den vielfarbigen Blitz zu sehen. Unmengen von Rauch und Staub schossen gen Himmel.
Es war eine sich selbst beschränkende Explosion, ein Militärzauber, der extra für Massenvernichtung auf engstem Raum entwickelt worden war. Es gab kein Geräusch, keine Druckwelle, keine grollende Detonation. Pyrgus, Nymph und Woodfordi blieben stehen und schauten zurück. Das Ausmaß der Zerstörung war unfassbar. Wo eben noch die Dämonen gewesen waren, klaffte ein riesiger schwarzer Krater, aus dem immer noch kleine Rauchfahnen in den erbarmungslosen Himmel aufstiegen.
»Gut gemacht, Woodfordi!«, rief Pyrgus bewundernd.
Doch da erschien am Rande des Kraters ein Koboldkopf, rot vom roten Wüstenstaub, aber ansonsten unversehrt. Es war der, den Nymph verletzt hatte. Mit seinem einen Arm zog er sich nach oben. Ein weiterer Kopf tauchte auf, dann noch einer. Seine feuchten Augen blickten hasserfüllt.
Hinter dem Krater verwandelte sich eine zweite Felsformation in einen Koboldwächtertrupp. Dann noch eine und noch eine. Überall in der Ödnis ertönte das Klappern von Hummerscheren.
»Großer Gott!«, rief Nymph mit weit aufgerissenen Augen.
»Lauft!«, brüllte Pyrgus.
Aber Nymph konnte sich nicht rühren. »Wohin denn?«, fragte sie.
Pyrgus sah sich verzweifelt um. Hinter ihnen ragte der Große Felsen auf, steil, unbezwingbar, unüberwindlich. Vor ihnen näherte sich die Koboldwache. Dahinter gaben immer mehr Kobolde ihre Tarnung auf und wechselten die Gestalt. Mit Furcht einflößender Bedächtigkeit kamen die Wesen langsam auf sie zu. Diesmal würde es kein Entrinnen geben.
Pyrgus bedachte nicht mehr, was er tat. Er packte seine beiden Begleiter an den Armen, zerrte sie hinter sich her und sprang mit ihnen ins nächstgelegene Haelportal.
Ein Trupp dreier eng aneinander gedrängter Koboldwächter war ihnen dicht auf den Fersen.
DREIUNDNEUNZIG
A n der Tür des Schlafzimmers war ein diskretes Klopfen zu hören, dann erst öffnete sie sich leise. Madame Cardui, die fürchterlich unter ihrer
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