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Der Elfenpakt

Titel: Der Elfenpakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbie Brennan
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träge blubbernd wie in einem riesigen Aquarium. In der Flüssigkeit schwammen unzählige nackte menschliche Babys, die Augen fest geschlossen, während sich ihre kleinen Fäuste in gespenstischem Gleichtakt abwechselnd öffneten und schlossen.
    Henry versuchte sofort, die Röhren aufzubrechen, um die Babys zu befreien, aber die Behälter bestanden aus einer Art unzerbrechlichem Glas. Er überlegte, ob sie sich wohl irgendwie vom Schaltpult aus öffnen ließen, hatte aber Angst, die Babys versehentlich zu verletzen. Nach einer Weile verließ er den Raum bekümmert und frustriert.
    Hinter ihm öffneten und ballten die Säuglinge ihre Fäuste … auf und zu … auf …
    Henry entdeckte ein Bullauge und sah hinaus. Er erwartete, die Straße zu sehen, die er entlanggelaufen war, doch stattdessen starrte er in eine Finsternis mit Tupfen aus hellsten Sternen: Er blickte direkt in den Weltraum. Die fliegende Untertasse war gestartet. Nun gab es keine Möglichkeit mehr zu fliehen.
    Eine große Traurigkeit überkam Henry, und er legte sich neben dem Bullauge auf den Boden, um ein wenig zu schlafen.
    Als er erwachte, war er von kleinen grünen Männchen umringt, die ihn aus riesigen schwarzen Augen anstarrten. Angeführt wurden sie von einer groß gewachsenen blonden Frau, die ganz und gar menschlich wirkte und sehr, sehr schön war.
    »Ich möchte dir etwas zeigen, Henry«, sagte die Frau, und er hörte sie ganz deutlich, obwohl sie die Lippen nicht bewegt hatte.
    Die große schöne Frau sah ihn bedauernd an. »Ich möchte dir zeigen, was geschehen wird, wenn die Menschen nicht lernen, respektvoll mit ihrem Planeten umzugehen.« Sie drehte sich um und deutete auf einen hinter ihr in der Wand eingebauten Bildschirm.
    Bilder einer zerstörten Welt blitzten auf. Henry sah durch Atomkriege ausradierte Städte. Zähflüssige, durch Abwässer verschmutzte Meere. Verhungernde Kinder, während die Erde unter Überbevölkerung litt. (Auch weiße Kinder, nicht nur die üblichen afrikanischen mit ihren großen Augen und vor Hunger geblähten Bäuchen.) Menschen, deren Gesichter von Krebsgeschwüren zerfressen waren, weil die Ozonschicht sich endgültig auflöste. Wirbelstürme und Erdbeben, Flutwellen, die ganze Kontinente überspülten. Durch Strahlung entstandene Mutanten, die nichts Menschliches mehr an sich hatten und über karges, ödes Land krochen.
    Henry versuchte wegzuschauen, aber er konnte den Kopf nicht bewegen. »Wirst du es ihnen sagen?«, fragte die Frau. »Wirst du sie davor warnen, was sie erwartet!«
    »Henry wird der Gesalbte sein!«, tönte ein vielstimmiger Chor in seinem Kopf.
    Übergangslos war Henry plötzlich nackt und lag auf einer Krankenliege, noch immer umringt von kleinen grünen Männchen. Doch diesmal trugen sie weiße Kittel. Peinlicherweise war auch die schöne Frau anwesend, auch sie in einem weißen Kittel. Neben der Liege befanden sich Tabletts mit OP-Besteck und irgendeine Maschine mit angewinkelten Armen und Bohrern und Skalpellen, die wirkte, als hätte ein durchgeknallter Zahnarzt sie zusammengebaut.
    Die schöne Dame lächelte Henry gütig an. »Du musst vorbereitet werden«, sagte sie.
    »Henry wird der König sein«, raunten die Stimmen im Chor. »Henry wird der gesalbte König sein!«
    Nichtmenschliche Hände streckten sich in seine Richtung, um ihn zu berühren. Der Geruch nach Desinfektionsmittel war betäubend. Sein Körper wurde mit einer Art Schaum besprüht, der zuerst kühlte und dann so furchtbar brannte, dass es kaum zu ertragen war, bis er mit irgendeiner Flüssigkeit abgespült wurde. Die Wesen untersuchten seinen Hintern und seine Genitalien.
    Lasst mich in Ruhe!, dachte Henry, doch er stellte fest, dass er nicht sprechen konnte.
    »Vorbereitung des Implantats«, knarzte eine raue Stimme in seinem Kopf, die anders klang als alle Stimmen, die Henry je gehört hatte.
    Die schöne Frau beugte sich über ihn, immer noch breit lächelnd. In der Hand hielt sie den Zahnbohrer, der mit einem schrillen Kreischton rotierte. Doch der Bohrer näherte sich nicht seinem Mund, sondern seinem Auge!
    Henry fing an zu schreien und hörte nicht mehr auf.

 
VIERZEHN
     
    D as klingt vernünftig«, sagte Blue.
    Sie saßen zwischen den Orchideen im Wintergarten hinter dem Thronsaal. Ein merkwürdiger Ort für einen Kriegsrat, aber ihr Vater hatte ihn mit so vielen Zaubern geschützt, dass es der ungestörteste Raum im ganzen Palast war.
    Blues Blick wechselte von einem zum anderen. Torhüter Fogarty

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