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Der Elfenpakt

Titel: Der Elfenpakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbie Brennan
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wirkte zwar immer noch wie ein alter Mann, aber die Verjüngungskuren begannen langsam anzuschlagen. Er strahlte Energie aus, und seine Haut war schon besser geworden. Neben ihm saß mit geschlossenen Augen Madame Cardui, die jedoch hellwach war, das wusste Blue. Die beiden waren ihre Freunde. Doch sie spürte auch die missbilligenden Blicke der drei uniformierten Generäle: Creerful, Vanelke und Ovard. Wenn doch nur Pyrgus da gewesen wäre! Ohne ihn fühlte Blue sich in der Minderheit.
    Sie fuhr sich mit der Zunge über ihre Lippen. »Seht es doch mal so, wie sie es sehen werden«, sagte sie. »Seit Monaten herrscht das absolute Chaos. Onkel Hairstreak hat zweimal versucht, den Thron an sich zu reißen, und ist beide Male gescheitert…«
    »Und genau aus diesem Grund ist es sehr unwahrscheinlich, dass er es ein weiteres Mal probieren wird, Majestät«, warf General Ovard geduldig ein.
    Ovard war der engste militärische Berater ihres Vaters gewesen, aber Blue konnte es sich nicht leisten, Schwäche zu zeigen. »Lassen Sie mich bitte ausreden, General.« Ohne eine Antwort abzuwarten, wandte sie sich an die anderen. »Hairstreak hat noch nicht aufgegeben. Und die Nachtelfen stehen immer noch zu ihm, trotz seines Scheiterns.«
    »Sie werden keine große Lust auf eine weitere Niederlage haben«, murmelte Ovard.
    Blue überhörte seine Bemerkung einfach. »Betrachten wir die Sache doch mal von der anderen Seite. Beim ersten Mal hätten wir fast verloren. Was ha …«
    »Also bitte, Majestät, man kann doch wohl nicht sagen, dass wir fast verloren hätten!« Diesmal war es nicht Ovard, sondern General Creerful. Sie waren alte Männer. Hochrangige Leute beim Militär waren immer alte Männer. Kaiserin hin oder her, sie würden sie niemals für voll nehmen. Wenn sie Blue anschauten, sahen sie in ihr noch immer nur das kleine Mädchen.
    Blue funkelte ihn wütend an. »Mein Vater, der Purpurkaiser, wurde ermordet, Herr General. Ich würde schon sagen, dass uns das fast eine Niederlage beschert hätte.«
    Creerful senkte den Blick und schwieg. Nach einer Weile fuhr Blue fort: »Das Nächste war eine listige Verschwörung, die erfolgreich hätte sein können. Um genau zu sein, wäre sie es um ein Haar auch gewesen. Vergessen Sie nicht, dass mein Bruder aus dem Palast verbannt worden war. Wir hatten sehr, sehr großes Glück, dass wir Verbündete gefunden haben. Ohne sie hätten wir das Rad nicht mehr herumreißen können. Mit derlei glücklichen Umständen können wir kein zweites Mal rechnen, und das weiß mein Onkel auch.«
    Madame Cardui schlug die Augen auf. »Die Waldelfen sind unsere Freunde«, sagte sie mit sanfter Stimme. »Ich bin sicher, dass man sie überzeugen könnte, uns ein weiteres Mal beizustehen.«
    Blue verehrte Madame Cardui sehr, aber jetzt bedachte sie sie mit einem strengen Blick. »Die Waldelfen sind Ihre Freunde«, sagte sie mit Nachdruck. »Das ist nicht dasselbe. Als sie uns das letzte Mal geholfen haben, ging es auch um ihre eigenen Interessen. Wir können nicht einfach davon ausgehen, dass sie uns noch einmal helfen werden.«
    Madame Cardui nickte leicht und schloss ihre Augen wieder. »Vielleicht habt Ihr Recht, Majestät.«
    Blue wandte sich wieder an die anderen. »Betrachten Sie die vergangenen Ereignisse doch einmal so, wie die Nachtelfen es täten. Der Purpurkaiser wurde getötet. Der neue Purpurkaiser hat abgedankt. Und auf dem Thron sitzt nun ein Kind, noch dazu ein Mädchen!«
    Plötzlich redeten alle durcheinander. Sogar Madame Cardui schlug die Augen wieder auf.
    Blue hob gebieterisch die Hand, um sie zum Schweigen zu bringen. »Versteht doch!«, sagte sie scharf. »Ich bin erst sechzehn, ich habe keine Erfahrung in der großen Politik oder in militärischen Auseinandersetzungen. Und ich bin ein Mädchen. Ich sitze nur hier, weil mein Bruder auf den Thron verzichtet hat. Sonst wäre ich nie Kaiserin geworden. Es war mir bestimmt, unbehelligt aufzuwachsen, irgendwann einen ausländischen Prinzen zu heiraten und ihm einen Haufen blöder Babys zu gebären. Staatsangelegenheiten gingen mich nie etwas an. Meine Aufgabe war es, hübsch auszusehen, das reichte. So hat mein Vater mich immer gesehen. Und so sehen meine Onkel mich ebenfalls. Das ist das Bild, das die Nachtelfen von mir haben.«
    Torhüter Fogarty ergriff zum ersten Mal seit Beginn der Besprechung das Wort: »Sie hat Recht«, sagte er.
    Blue blickte ihn dankbar an. »Versetzt euch in die Situation der anderen. Euer Feind ist

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