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Der Elfenpakt

Titel: Der Elfenpakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbie Brennan
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Chaos ausbrechen, zumindest für eine Weile. Mit ein wenig Glück würden seine Verbündeten erst merken, dass er gelogen hatte, wenn es bereits zu spät war. Außerdem bestand eine kleine Chance, dass Blue ihren Ratgebern von ihrer wahren Entscheidung nichts gesagt hatte – sie war eine notorische Geheimniskrämerin –, deshalb würden ihre eigenen Leute vielleicht gar nicht in der Lage sein, ihm zu widersprechen, bis sie wieder auftauchte. Wenn sie überhaupt wieder auftauchte. Und selbst dann würde er sich irgendwie herausreden. Schließlich stünde dann ihr Wort gegen seines, und sein Wort hatte bei den Nachtelfen deutlich mehr Gewicht. Außerdem wären die Kriegsvorbereitungen zu diesem Zeitpunkt bereits in vollem Gange. Solche Dinge entwickelten gern eine Eigendynamik.
    Das Einzige, was ihm wirklich Sorgen bereitete, war die Tatsache, dass er noch immer nicht wusste, wer sie entführt hatte – es war offensichtlich, dass der Junge für irgendjemanden arbeitete. Für Hairstreak bedeutete dies eine Schwächung seiner Position, was sich aber hoffentlich bald ändern würde. Sein gesamter Spionageapparat arbeitete daran herauszufinden, wer in die Sache verwickelt war.
    Unterdessen hatten die vereinten Armeen der Hohen Häuser damit begonnen, in den riesigen Höhlen unterhalb von Yammeth Cretch Waffen, Munition und Nachschub zusammenzutragen. Herzog Electo, der sich in diesen Dingen bestens auskannte, schätzte, dass es sich nur noch um wenige Tage handeln könnte, bis sich sämtliche Nachtelfen im Kriegszustand befinden würden.
    Nicht dass der Zeitplan eine große Rolle gespielt hätte. Die Lichtlinge hatten nicht die geringste Ahnung, was hier passierte. Sie waren viel zu sehr damit beschäftigt, nach ihrer Kaiserin zu suchen. Es sei denn, dass die Gerüchte über den Countdown stimmten. Aber Hairstreak hatte starke Zweifel. Nicht einmal seine Nichte würde verrückt genug sein, diese alte Tradition wiederzubeleben.
    Ein Soldat, der gerade dabei war, Kisten zu stapeln – seinem Abzeichen nach zu urteilen einer der Männer des Herzogs von Burgund –, verlor das Gleichgewicht, ruderte einen Moment lang wie wild mit den Armen und erreichte damit schließlich, dass der ganze Stapel auf ihn einstürzte. Er gab ein leises Wimmern von sich, als die schweren Kisten seinen Brustkorb zerquetschten. Hairstreak erwog kurz, Alarm zu schlagen, entschied sich dann aber dagegen. Es war doch viel interessanter, dem Mann beim Sterben zuzusehen.
    In den kommenden Wochen würde es noch viele weitere Todesfälle geben.

 
FÜNFUNDVIERZIG
     
    M r. Fogarty zog die Kaiserlichen Gewänder hoch bis über die Knie und kratzte einen Fleck auf einem seiner dürren Beine. »Also, das war die reine Zeitverschwendung«, sagte er.
    Pyrgus warf ihm einen prüfenden Blick zu. Bei Mr. Fogarty wusste man nie, was ihm als Nächstes einfiel, und da er zurzeit der amtierende Purpurkaiser war, war das für alle eine nervenaufreibende Situation. »Hätten Sie es nicht irgendwie aus ihm herauspressen können?«, fragte er vorsichtig.
    Mr. Fogarty sah unter seinen stahlgrauen Augenbrauen hervor. »So hat man’s früher gemacht«, sagte er. »Mit Folter drohen. Du hast doch gehört, wie Cynthia ihm die Bestimmungen um die Ohren geknallt hat. Aber weißt du was, Pyrgus? Ich habe viel über Dämonen gelesen, und ich glaube, dass sie uns alle an der Nase herumführen, Menschen wie Elfen, schon seit Ewigkeiten.« Er hörte auf zu kratzen und ließ das Gewand wieder über die Knie fallen. »Du weißt doch, wie das bei Dämonen läuft, oder? Sie sind organisiert wie ein Insektenvolk.« Er winkte Pyrgus zu dem Stuhl neben sich. »Setz dich doch einen Moment.«
    Pyrgus hockte sich auf die Stuhlkante und wartete. Sie befanden sich im offiziellen Büro des Torhüters und hatten Madame Cardui und Flapwazzle nach der Verabschiedung des Dämons das Aufräumen überlassen. »Mit Insekten kann man nicht verhandeln«, sagte Mr. Fogarty. »Jedenfalls nicht mit einem Individuum. Immer nur mit dem ganzen Volk. Das Volk ist das Individuum. Bei den Dämonen ist es genauso. Man denkt, dass man mit diesem oder jenem spricht, mit Black John oder sonst wem, doch in Wirklichkeit spricht man mit allen zusammen. Sie stehen geistig in Kontakt. Alle miteinander. Und alle diese Verbindungen laufen bei ihrem König zusammen. Sodass man in Wirklichkeit immer mit Beleth spricht.«
    »Mit Beleth?« Pyrgus war sich nicht sicher, ob er richtig verstanden hatte.
    »Du verstehst nicht

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