Der Elfenpakt
mit jedem Zoll eine Kaiserin. Blue war wirklich die Tochter ihres Vaters – vor allem in Zeiten drohender Gefahr für ihre Familie.
»Ich fürchte, er ist immer noch bei Königin Kleopatra.«
»Schicken Sie ihn zu mir, sobald er zurück ist«, befahl Blue und erhob sich. »Ich denke, ich werde unseren Generälen in der Kommandozentrale einen Besuch abstatten.
Sobald ich den Countdown gestoppt habe, müssen wir uns dringend mal über unsere Strategien bezüglich Hael unterhalten.«
»Vielleicht nicht ganz so dringend«, murmelte Madame Cardui sanftmütig. »Die dämonischen Pläne gegen dich sind allesamt kläglich gescheitert.«
Blue schaute ihr ins Gesicht. »Henry sagte, dass sie, wenn sie mich nicht für ihre Zwecke einsetzen können, das Elfenreich erobern werden.«
Madame Cardui begann nervös zu zwinkern. »Die Portale sind doch geschlossen.« Sie hielt inne. »Oder etwa nicht?«
»Das habe ich auch gedacht«, berichtete ihr Blue. »Aber Henry meinte, dass sie neue geöffnet hätten.«
Nach einer Pause fragte Madame Cardui: »Wo denn?«
»Das ist genau das Problem«, sagte Blue. »Wir wissen es nicht. Was ich aber auf jeden Fall weiß, ist, dass wir Onkel Hairstreak kontaktieren müssen, um sein Angebot eines Friedensvertrages anzunehmen. Wir können es uns nicht leisten, uns gegenseitig die Köpfe einzuschlagen, wenn Beleth vor den Toren steht.«
»Das sehe ich ganz genauso«, sagte Madame Cardui. »Wenn du dich wirklich stark genug fühlst, können wir das alles auf der Stelle in die Wege leiten.«
Doch gerade als sie den Raum verließen, erschien ein militärischer Bote mit einer Neuigkeit, die alles auf den Kopf stellte.
DREIUNDSIEBZIG
P yrgus erhob sich vorsichtig.
Er und seine Männer – seine Männer! – befanden sich bereits am Treffpunkt, einem kleinen, dekorativen Wäldchen auf der gegenüber vom Hauptgebäude liegenden Seite des Sees. Von Nymph oder den Waldelfen aber war weit und breit nichts zu sehen. Eine beunruhigende Entwicklung der Ereignisse. Wenn sie sich verspätete, verspätete sie sich eben, aber wie lange sollte er warten, falls sie überhaupt nicht kam? Inzwischen musste Ogyris längst über das zerstörte Gewächshaus informiert worden sein. Sie würden neue Sicherungsmaßnahmen getroffen, zumindest aber ein Kontingent ihrer allerbesten Wächter aufgestellt haben. Was bedeutete, dass es einen Kampf geben würde. Einen Kampf, den er lieber mit den Waldelfen an seiner Seite ausgefochten hätte.
Hinter seinem Rücken war irgendetwas. Pyrgus zuckte zusammen, als sich eine Hand auf seine Schulter legte.
»Nymph!«, rief er aus. Er unterdrückte das nahezu überwältigende Bedürfnis, sie in seine Arme zu schließen und zu küssen. Stattdessen stand er einfach vor ihr und grinste sie an wie ein Idiot.
»Was ist denn das für ein Ding da auf deinem Kopf?«, erkundigte Nymph sich neugierig.
VIERUNDSIEBZIG
I rgendwie lief alles sehr viel besser, seit die Waldelfen angekommen waren. Nymph schien instinktiv zu spüren, wo es langging. Sie dirigierte Pyrgus immer wieder sanft in die richtige Richtung, wenn er sich irrte, was nun nicht mehr ganz so häufig vorkam, weil er sehr viel weniger auf dem Bauch robben musste.
Innerhalb von fünf Minuten waren sie wieder auf dem Pfad am See und hatten die grobe Richtung zum Bootshaus eingeschlagen. Pyrgus hätte sich eigentlich über den Verlauf der Mission freuen sollen. Aber er tat es nicht. Es war viel zu ruhig.
Im Grunde war es schon den ganzen Tag über viel zu ruhig gewesen, fiel ihm plötzlich auf. Himmel noch mal, Ogyris war ein Nachtelf, die skrupellosesten Wesen im ganzen Elfenreich. Und die Kristallblumen waren seine große Leidenschaft. Zuvor hatte er sich vielleicht noch auf Diskretion und Schutzzauber verlassen, aber Pyrgus hatte das ganze Gewächshaus zerstört. Eigentlich hätte es überall auf dem Grundstück von Wächtern nur so wimmeln müssen. Neue Sicherheitssysteme mussten aktiviert worden sein. Pyrgus fiel wieder ein, was sie während ihres Besuchs bei Hairstreak erwartet hatte – und das waren nur routinemäßige Vorkehrungen gewesen. Ogyris hätte Tausende von Schnappern losschicken müssen, um nach ihnen zu fahnden.
Aber da war nichts.
»Was ist los?«, flüsterte Nymph.
»Es ist so ruhig hier«, sagte Pyrgus. »Viel zu ruhig.«
»Das sind bloß deine Nerven.« Nymph zuckte mit den Schultern. »Ist es noch weit?«
»Hinter der nächsten Anhöhe müsste es sein.« Pyrgus runzelte die Stirn.
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