Der Elfenthron - Brennan, H: Elfenthron
veraltetes Fach, seit Blue Königin von Hael geworden war. Brimstone hatte seinen Titel nie benutzt, selbst als er seinen Beruf ausgeübt hatte, aber Philenor war ein Titelfetischist,besonders wenn er mit seinen Patienten zu tun hatte. Er hatte einst eine gelehrte Abhandlung veröffentlicht:
Komplett Verrückte: Die Bedeutung von Höflichkeit bei ihrer Fürsorge und Behandlung.
»Guten Morgen, Dr. Philenor.« Brimstone lächelte liebenswürdig. Der Trick bei Überprüfungs-Kommissionen war, ganz ruhig zu bleiben, Unterwerfung vorzutäuschen, so zu tun, als ob die Behandlung erfolgreich gewesen war, und alle Symptome zu verbergen.
»Wie geht es uns heute Morgen, Dr. Brimstone?«, fragte Dr. Philenor und machte ein Häkchen auf einem Blatt, das an seinem Klemmbrett angebracht war.
Brimstone wusste, dass er einstweilen auf der sicheren Seite war, denn der EH K-Helm war noch nicht aktiviert worden. Das Trauma, das die Kreaturen erleiden mussten, wenn ihnen die Haut abgezogen wurde, störte den Wahrheitssinn des fertigen Helmes. Es dauerte manchmal volle fünf Minuten, bis er zu funktionieren begann. Brimstones Lächeln verbreiterte sich zu einem sonnigen Strahlen.
»Großartig«, sagte er. »Ganz großartig. Ich kann Ihnen und Ihrem gütigen Team gar nicht genug danken für meine Therapien. Diese Säfte! Diese Tabletten! Diese Infusionen! Diese Transfusionen! Diese chirurgischen Eingriffe! Ausschließlich dank Ihrer Bemühungen ist mein Gesundheitszustand – und besonders mein
psychischer
– so gut wie seit fünfzig Jahren nicht mehr.« Er fragte sich, ob er vielleicht übertrieb, aber Philenor schien diesen Quatsch ohne Schwierigkeiten zu schlucken.
Dr. Philenor hüstelte. »Keine … äh … Bedrohungen irgendwelcher Art? Ihres, äh, Wohlbefindens?« Die Aktentasche zu seinen Füßen vibrierte heftig.
Er suchte natürlich nach irgendwelchen Beweisen für das, was sie Paranoia nannten – ein medizinischer Begriff, der dazu geschaffen worden war, einen einzulullen, wenn doch alles da draußen es darauf angelegt hatte, einen zu kriegen. Brimstone riss die Augen auf und klapperte mit den Lidern.»Bedrohungen, Dr. Philenor?«, wiederholte er. »Wie könnte sich irgendjemand in einer so gut geführten Einrichtung wie ihrer grandiosen Klinik denn bedroht fühlen? Ach, ich habe gerade neulich Pfleger Nastes gegenüber bemerkt, wie sicher und geschützt ich mich fühle, seit Sie mich aus dieser unglückseligen … Phase in meinem Leben errettet haben.«
Vom Team um den Tisch kam Applaus, der schnell durch einen strengen Blick von Dr. Philenor wieder erstickt wurde. Aber seine Züge wurden weich, als er sich Brimstone wieder zuwandte. »Und nun, Dr. Brimstone, eine entscheidende Frage: Auf einer Skala von eins bis zehn, wobei eins absoluten Wahnsinn und zehn völlige geistige Gesundheit repräsentieren, wo würden Sie Ihre eigene derzeitige Verfassung einordnen?«
»Sag ihm
elf
«, knurrte George, der während der ganzen Konsultation unsichtbar neben Brimstones Schulter gehockt hatte.
Brimstone hatte schon den Mund geöffnet, um zu antworten, als er merkte, dass sich inzwischen eine ätherische Ganglie um seinen präfrontalen Cortex geschlungen hatte, ein sicheres Zeichen dafür, dass der EH K-Helm zu guter Letzt aktiviert war. Vorsichtig schloss er den Mund. Es war Sods Gesetz, dass es genau zu diesem Zeitpunkt geschah. War der Helm einmal aktiviert, schickte die Endolghaut direkte Signale zur Kontrollkonsole in der Armlehne von Philenors Sessel. Wenn Brimstone fortfuhr zu lügen, würde Philenor es sofort merken. Schlimmer noch, der Arzt musste bloß einen Knopf drücken, um das Notfallchirurgie-Programm des Helms zu aktivieren, das Brimstone für achtzehn Monate in den Zustand eines Gemüses versetzen würde. Als Brimstone gerade in die Anstalt eingeliefert worden war, hatte ihm das Personal erklärt, dieser Eingriff sei ein therapeutischer und keine Bestrafung, aber es war eine Therapie, die er in diesem Augenblick überhaupt nicht gebrauchen konnte.
»Wissen Sie, Dr. Philenor«, äußerte er vorsichtig, »es fällt mir schwer, das zu sagen. Nur ein Verrückter würde meinen,er könne seine eigene geistige Gesundheit beurteilen. Ich überlasse die Beurteilung meines Zustandes gern den freundlichen, fürsorglichen und vor allem bestens geschulten und hoch qualifizierten Experten, die sich in diesem Zimmer versammelt haben.« Er senkte bescheiden den Blick, während rund um
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