Der Elfenthron - Brennan, H: Elfenthron
erfahren wollen und darüber, wie sie ihre Erinnerungen wiedererlangen konnten.
»Ja.«
Jetzt stand sie auf. »Wann?« Gedächtnisverlust hin oder her, sie war immer noch die kleine Prinzessin. Fast eine Schande, was mit ihr passieren würde.
»Bald«, versprach Hairstreak. Er starrte sie ruhig an. »Jemand war bei dir, als du nach Haleklind gekommen bist. Deine Tante?«
»Ich weiß es nicht mehr.«
»Doch, doch«, insistierte Hairstreak. »Ich habe vor, jetzt mit ihr zu sprechen und danach werde ich dich nach Hause bringen.«
»Und mein Gedächtnis reparieren?«, fragte Mella.
Hairstreak nickte. »Und dein Gedächtnis reparieren.« Er griff hinter sich, um fest an die Tür zu klopfen.
Ysabeau wartete immer noch draußen. »Ist diese Frau, die bei Prinzessin Mella war, wirklich ihre Tante?«, fragte er sie.
»Sie
behauptet
, sie sei die Schwester vom Kaiserlichen Prinzgemahl Henry.«
Die Betonung, die auf
behauptet
lag, konnte Zweifel, aber auch bloß Vorsicht andeuten. Hairstreak runzelte die Stirn. »Ich wusste nicht, dass Henry eine Schwester hat. Jedenfalls nicht im Elfenreich.«
»Die Prinzessin hat es bestätigt. Als sie ihr Erinnerungsvermögen noch hatte.«
»Hat diese Kreatur einen Namen? Ich nehme an, sie ist menschlich?«
»Sie ist ganz gewiss menschlich. Der Name, den sie unsgenannt hat, lautet Lady Aisling.« Ysabeau zögerte, fügte dann hinzu: »Sie wirkt sehr … von sich überzeugt.«
»Meinen Sie egozentrisch?« Er sah Ysabeau direkt an und erwischte sie dabei, wie sie seinen neuen Körper betrachtete. Das war eine interessante Entwicklung. Als er noch ein Kubus gewesen war, hatte sie die Affäre mit ihm nur begonnen, um sich bei ihm einzuschmeicheln und etwas von seinem Geld für ihre Sache abzuzweigen. Jetzt drückte ihr Blick tatsächlich Begehren aus. Na ja, vielleicht, wenn er ein bisschen mehr Zeit hatte … es wäre schon faszinierend, den Unterschied herauszufinden.
Ysabeau sah schnell weg und errötete ein wenig. »Ja«, sagte sie. »Ich glaube, ich meine tatsächlich egozentrisch.«
»Ich möchte sie jetzt sehen«, sagte Hairstreak. Dann, indem er ihre nächste Frage vorwegnahm: »Zum Verhör.«
»Brauchen Sie Zauberkegel?«
Hairstreak schüttelte den Kopf. »Ich werde …«, er blinzelte langsam, wie eine Eidechse, »… meine eigenen Methoden anwenden.«
Ysabeau leckte sich die Lippen. »Darf ich zuschauen?«, fragte sie ein wenig atemlos.
Zum ersten Mal schenkte Lord Hairstreak ihr ein Lächeln. »Na, aber sicher, meine Liebe«, sagte er.
»Lady Aisling« war nicht besser behandelt worden als ihre Nichte (falls Mella tatsächlich ihre Nichte
war.
) Ihre Tür wurde, ebenso wie Mellas, bewacht. Hairstreak wandte sich an Ysabeau. »Ich werde etwas Zeit mit ihr allein benötigen und dich rufen, wenn du mir Gesellschaft leisten kannst.« Spiel und Spaß mit Ysabeau mussten sich mit dem zweiten Platz begnügen. Was für Informationen er auch von Mellas geheimnisvoller Gefährtin erlangen konnte, er wollte sie für sich behalten – zumindest im Moment. Man wusste nie im Voraus, was nützlich war und was nicht, was man geheim halten musste und was nicht.
Er drückte die Tür auf und eilte in die Kammer.
Es war, als hätte ihn der Blitz getroffen.
Fünfunddreißig
»Was ist denn mit ihm los?«, fragte Brimstone neugierig.
Selbst George starrte ihn an.
»
Miep, miep!«
, sagte Henry. Seine Beine traten wild aus, aber da er auf der Seite lag, trugen sie ihn nicht allzu weit, obwohl das Gezappel dazu führte, dass er sich langsam im Kreis drehte. In seinen Augen blitzten seltsame rosa Lichter, die sich in wilden Spiralen drehten.
»Sieht so aus, als hätte ihn ein Klippen-Fliegenpilz erwischt«, murmelte Chalkhill. Er kniete neben dem reglosen Körper von Kaiserin Holly Blue und seine Hände waren ungewöhnlich sanft, als er ihren Puls prüfte. Er warf Brimstone einen Blick zu, bemerkte seinen leeren Ausdruck und fügte hinzu: »Das ist ein empfindungsfähiger Pilz – man findet sie überhaupt nur in den Broads. Seine Sporen erzeugen Halluzinationen.«
»Nimm dies, Koyote!«, schrie Henry plötzlich.
»Was glaubst du, halluziniert er da?« Brimstone trat schnell zurück, als einer von Henrys trampelnden Füßen sich seinem Bein näherte.
»Etwas aus seiner Kindheit«, spekulierte Chalkhill. »Oft ist es irgend so etwas. Etwas, das er gesehen oder in einem Buch gelesen hat. Er ist ein Mensch, also muss es etwas Merkwürdiges sein. Hör mal, Silas,
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