Der endlose Tod
zitternd wie ein Blatt Espenlaub in einem Sturm und die Stirn schweißüberströmt, nickte er.
»Dann fangen Sie an.« Ich sah zur Seite und warf ihm erst wieder einen Seitenblick zu, als sein scharfes Keuchen anzeigte, dass er seine Sinne wieder beisammen hatte.
Totenbleich stand er auf, und er mied meinen Blick. »S-sie müssen mich entschuldigen, Mr. Barrett, aber ich habe nun eine höchst dringende Angelegenheit zu erledigen.« Er rang nervös die Hände.
Als ich Atem holte, um eine Antwort zu geben, stieg mir plötzlich sein Geruch in die Nase, und irgendwie wusste ich, was es war: Furcht.
O Himmel.
Ich hätte sie ihm nehmen können, aber es verschaffte mir Genugtuung, dass Nash Angst hatte, und das vor mir. In meinen Lateinstunden hatte ich Macchiavelli gelesen und mir eine Notiz über seine harte, aber höchst praktische Empfehlung gemacht: »Es ist viel sicherer, gefürchtet zu werden, als geliebt zu werden.« Also ließ ich die Dinge, wie sie waren. Die Achtung dieses einen Soldaten bedeutete mir sehr wenig; ich konnte ohne sie leben, solange er das tat, was von ihm erwartet wurde.
»Natürlich, Lieutenant. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg«, murmelte ich ihm hinterher, als er aus der Tür stürmte.
Nash versammelte alle uniformierten Männer im Schankraum und verschwand dann mit ihnen, sehr zur Verwunderung der übrigen Leute. Ich hätte wohl nach Hause gehen können, aber ich hungerte nach Gesellschaft, anderer Gesellschaft. Er hatte mir Magenbeschwerden verursacht, und wenn ich keine Ablenkung fände, würde ich wahrscheinlich den faulen Geschmack dieses gierigen Spiels, das er mit mir gespielt hatte, für den Rest dieser Nacht, wahrscheinlich eine lange Nacht, mit mir herumtragen.
Als ich hinter ihm aus dem Privatraum kam, richteten sich fragende Blicke auf mich.
»Was is' hier los, Mr. Barrett?«, rief jemand. Ich zögerte.
Sie schrieben dieser Pause eine unheilvolle Bedeutung zu. »Was is' los, Mr. Barrett? Sin' Rebellen unterwegs? Soll'n die gegen die kämpfen?«
»Rebellen? Nein, nichts dergleichen.« Ich sah die Dinge plötzlich aus ihrer Sicht. Sie hatten mein langes Gespräch mit Nash und seinen darauf folgenden hastigen Abgang registriert und dachten wahrscheinlich, ich hätte Neuigkeiten über ein unglückseliges Eindringen von Mitgliedern der Rebellentruppen gebracht. »Mr. Nash hat sich an eine Pflicht erinnert, die er noch nicht erledigt hatte, und machte sich auf den Weg, um sich darum zu kümmern. Dies war alles, was er mir gesagt hat.«
Auf diese Weise war ich in der Lage, weitere Fragen im Keim zu ersticken. Ich wollte ungern die Angelegenheit mit dem Bradfordmädchen erwähnen. Die Geschichte von ihrem Unglück würde sich im Dorf ohnehin noch schnell genug verbreiten.
Das Geld, welches ich mitgebracht hatte, brachte die Ablenkung, nach der ich dürstete. Für den Preis einiger Getränke für die anderen Gäste war mir alle Gesellschaft garantiert, die ich mir hätte wünschen können. Vielleicht waren sie nicht so schlau oder gebildet wie die Freunde, die ich in Cambridge zurückgelassen hatte, aber sie waren grundsolide und ehrlich, wenn sie die Gelegenheit dazu bekamen. Nur wenige von ihnen besaßen Geld in nennenswerter Höhe, anders als ich.
Obwohl ich wiederholt eingeladen wurde, mit ihnen zu trinken, gelang es mir, mich dieser Ehre zu entziehen, indem ich ihnen erzählte, Beldon habe mir ernsthaft ins Gewissen geredet.
»Er hat dafür gesorgt, dass es meinem Arm besser geht, aber mir auch gesagt, dass er noch im Heilungsprozess befindlich ist. Besonders streng war er, was mein Essen und Trinken angeht, aber er sagte niemals, dass ich nicht genießen dürfte, anderen dabei zuzusehen.«
Das rief einen unerwarteten und extrem unanständigen Kommentar bei Mr. Thayer hervor, einem älteren Farmer, der seine dünne Pfeife rauchte, welche in seinem Mundwinkel steckte. Was er sagte und wie er es sagte, rief bei uns, insbesondere in Verbindung mit seinem Alter, Gelächter und weitere Gespräche ähnlicher Art hervor. Weil der Umsatz so gut war, ignorierte uns Mr. Farr – der normalerweise derart ungehobelte Reden nicht duldete – und sorgte nur für Nachschub der Getränke.
Die folgenden Stunden vergingen rasch und angenehm, vielleicht mehr für sie als für mich, da die meisten Scherze durch die fortlaufende Aufnahme von Bier und Gin gesteigert wurden. Doch ich lachte größtenteils mit bei den Gesprächen, hörte mir allen Klatsch und Tratsch an und trug ebenso wie sie
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