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Der endlose Tod

Der endlose Tod

Titel: Der endlose Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat N. Elrod
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meine Spekulationen über den Fortgang des Krieges bei, wie es nun einmal war. Für uns war er so gut wie vorbei, nun, da Howe Washington von der Insel gejagt hatte.
    »Muss sich beeilen, um ihn einzuholen«, meinte Mr. Curtis, der eine Farm östlich des Dorfes besaß und manchmal in die neuesten Neuigkeiten schneller eingeweiht war als der Rest von uns. »Is' wohl bald vorbei. Hab' gehört, die ganze Rebellenarmee haut ab und stoppt erst in Connecticut.«
    »Gott sei Dank, dass wir die bald los sind«, rief jemand dazwischen.
    »Connecticut verdient die, nich' wir.«
    »Genau«, fügte ein anderer hinzu. »Connecticut, bäh!« Er spuckte auf den Boden.
    »Also bitte, Mr. Davis!«, protestierte Farr, um zu verhindern, dass der Rest von uns seinem Beispiel folgte.
    Davis grinste und entschuldigte sich betrunken, »'ch denk', ich geh' heim, m'ne Herrn.«
    Er trennte sich von seinem Tisch und wäre wohl hingefallen, wenn Curtis nicht elegant nach dem Rückenteil seines Mantels gegriffen hätte.
    »Sie schaffen es nicht nach Hause, wenn Sie mit der Nase gehen, mein Sohn«, bemerkte Curtis.
    »Nö, wohl nich'«, meinte Davis, beugte sich ruckartig nach vorne und sprach mit seinen Schuhen.
    Da ich durch meine Freigebigkeit der direkte Grund seines betrunkenen Zustands war, hatte ich das Gefühl, es sei nur recht und billig, wenn ich den Mann zu seiner Haustür brächte. »Ich gehe mit Ihnen, Mr. Davis. Gehen wir ein bisschen frische Luft schnappen. Gute Nacht allerseits.«
    Diesmal bekam ich eine herzliche Antwort; sogar Mr. Farr stimmte in den Chor von Abschiedsgrüßen ein, als ich Davis aufsammelte und ihn nach draußen lenkte.
    »Mach'n Se sich keine Mühe, Mr. Barrett«, sagte er.
    »Es ist keine Mühe, Mr. Davis.«
    In Schlangenlinien machten wir uns auf den Weg durch die Grünflächen des Dorfes. Sein Haus war nicht sehr weit entfernt, und er war keine große Last. Wäre ich in Eile gewesen, hätte ich ihn leicht über meine Schulter werfen können, aber es gab keine Notwendigkeit, mich zu beeilen oder ihm die wenige Würde, die ihm noch geblieben war, zu nehmen. Abgesehen davon war die Abendluft, die wir gesucht hatten, angenehm, nun, da der Wind abgenommen hatte. Es war noch immer kühl – soweit ich das beurteilen konnte – und der Himmel versprach Regen, aber erst später, wahrscheinlich erst kurz vor dem Sonnenaufgang.
    Sämtliche Wachtposten, die in der Gegend unterwegs waren, ließen uns in Ruhe. Bereits seit langer Zeit war klar, dass die gefangenen Rebellen entkommen waren; also war Nashs unbeliebte Ausgangssperre aufgehoben worden. Die Anwesenheit der Soldaten Seiner Majestät in Glenbriar hatte die Dinge massiv gestört, aber allmählich wurde das Leben wieder normal. Viele alltägliche Angelegenheiten gingen weiter wie zuvor, und, wie das Gelage in The Oak bewiesen hatte, gingen die nächtlichen Angelegenheiten ebenfalls weiter.
    »Sehr nett von Ihn'«, murmelte Davis wieder seinen Schuhen zu. »'ch steh' in Ihrer Schuld, Sir.«
    »Gern geschehen, Mr. Davis. Sie und Ihre Freunde haben mir geholfen, mein schwindendes Vertrauen in das Gute im Manne wiederherzustellen.« Er konnte kaum eins von fünf Worten verstanden haben, aber das machte mir nicht viel aus.
    »Und was ist mit dem Guten in der Frau?«, wollte eine feminine Stimme aus dem Nichts wissen.
    Ich hielt an und stolperte fast über Davis, der sich einen Sturz kaum hätte leisten können. »Wer ist da?«
    Sie antwortete mit einem Kichern, ohne Zweifel hervorgerufen von meinem erschrockenen Ton.
    Davis schwankte in meinen Armen und drohte, vornüberzukippen. Ich spähte in den dunklen Flur des Hauses, an dem wir vorübergingen. Die Stimme war aus den Schatten im Inneren gekommen.
    »Ich bin Molly Audy, wenn es Sie interessiert, Mr. Barrett«, sagte sie, indem sie aus ihrem Versteck hervortrat.
    Vor dieser Begegnung waren wir uns noch nicht förmlich vorgestellt worden, aber da es sich bei Glenbriar um einen solch kleinen Ort handelte, war es weiter keine Überraschung, dass sie wusste, wer ich bin, und ich hatte sie natürlich auch schon vorher gesehen.
    Molly verdiente ihr Brot mit Näharbeiten während des Tages, und den Rest des zum Leben Notwendigen verdiente sie nachts, auf dem Rücken liegend. Von den Damen des Dorfes wurde sie gemieden, aber nicht so sehr, dass sie vollkommen aus der Gemeinschaft ausgeschlossen wurde. Mollys Verhalten und ihre Kleidung waren äußerlich respektabel und gemäßigt, und sie war berühmt für ihre Diskretion,

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