Der endlose Tod
Madam.«
Mit dieser Versicherung ließ er einen seiner Sekretäre zurück – ein Engländer, der zum Kommissarbüro gehörte – um durch ihn einen detaillierteren Bericht von dem Überfall zu erhalten, und verließ mit dem Rest seiner Leute das Grundstück. Norwood sah ihnen nach, als sie gingen, und konnte einen Ausdruck resignierter Wehmut nicht unterdrücken. Er drehte sich um, erblickte mich und nahm eine neutralere Miene an. Mir kam der Gedanke, dass aus seiner Sicht ich derjenige war, der an diesem Abend das gesamte »Abenteuer« gehabt hatte. Ich musterte ihn erneut und versuchte zu verstehen, warum ich zu diesem Schluss gekommen war.
Er war ein stabil gebauter, muskulöser Mann, der dastand, als habe er einen Besenstiel verschluckt, aber er strahlte eine Art rastloser Energie aus. Er besaß flinke dunkle Augen, und ich hatte nicht viel Ausdruck in ihnen gesehen, aber das auf die Klasse geschoben, in die er hineingeboren worden war. Eine ständige Selbstbeherrschung musste ihm von der Wiege an eingeflößt worden sein, wenn seine Erziehung der anderer Herzogssöhne ähnlich war, wie ich sie in Cambridge getroffen hatte. Sein Interesse an dem Tun von Nashs Männern berührte mich jedoch, denn seine Möglichkeiten, an etwas Interessanterem als einer Teegesellschaft teilzunehmen, mussten rar sein, wenn sie überhaupt existierten.
»Warum begleiten Sie die Soldaten nicht?«, fragte ich ihn.
Meine Frage schien ihn nicht zu verblüffen; elegant brachte er die Entschuldigung vor, die ich erwartet hatte. »Meine Pflicht liegt hier, Mr. Barrett, um dem verwundeten Sohn meines Gastgebers jede erdenkliche Hilfe zur Verfügung zu stellen, die in meiner Macht liegt.«
»Das ist nicht nötig, Lord James«, erwiderte ich. »Ich bin sehr wohl in der Lage zurechtzukommen, und außerdem ist auch Dr. Beldon hier. Ziehen Sie mit ihnen, wenn Sie Nash dazu überreden können; dann kommen Sie zum Haus zurück und erzählen uns alles, was geschehen ist.«
Sein Gesicht hellte sich auf, aber er schwankte noch, weshalb ich mich genötigt sah, ihn noch ein wenig mehr zu drängen, bis er die Idee schließlich akzeptierte. Er versprach, nach seiner Rückkehr einen vollständigen Bericht zu liefern. Mit diesen Worten verschwand er, offensichtlich in der Überzeugung, dass alle Einwände, die Nash haben könnte, sehr leicht zu überwinden seien.
»Er hat dich manipuliert, mein Kleiner«, bemerkte Vater leise aus dem Mundwinkel.
»Ich weiß, Sir. Es spielt keine Rolle.«
»Wirklich nicht?«
»Zumindest nicht dieses Mal. Außerdem bin ich ebenfalls neugierig zu erfahren, was sich ereignet. Nash mag zwar in der Lage sein, dich oder Beldon davon abzuhalten, mitzukommen, um die Dinge zu beobachten, aber sicher wird er Seine Lordschaft nicht abweisen.«
»Mein Gott, ich frage mich, wer hier für die Manipulation verantwortlich ist!«
»Ich nutze bloß die Möglichkeiten, die sich mir anbieten«, sagte ich bescheiden.
Er lächelte, nur ein kleines Lächeln mit fest geschlossenen Lippen, und sah mich genau an. »Wie geht es dir?«
Er fragte nicht nach meinen Wunden. »Ich weiß es noch nicht. Ich fühle mich benommen.«
»Wenn die Benommenheit nachlässt, kommst du und redest mit mir, verstanden?«
»Ja, Sir.«
Da zog er mich in eine kurze, harte Umarmung.
Beldon und ich kehrten weit nach Mitternacht zurück, fanden aber das Haus noch immer wach vor und uns selbst als Objekte übermäßiger Sorge wieder. Ich hielt meinen Umhang zunächst eng um mich geschlungen, um Elizabeth nicht zu ängstigen, und erzählte ihr und allen anderen, dass Vater und Norwood unverletzt waren.
»Und Mrs. Montagu?«, verlangte meine Schwester besorgt zu wissen, denn wie ich empfand auch sie eine tiefe Zuneigung zu dieser Frau.
»Sie ist verängstigt und bestürzt, aber unverletzt. Vater und Lord James bleiben dort, um sie zu beruhigen und für die Sicherheit des Hauses zu sorgen.«
Ohne Schwierigkeiten verstand Elizabeth, was ich in Wirklichkeit meinte.
»Was ist mit meinem Bruder?«, fragte Lady Caroline, die; ebenfalls besorgt war. Sie war bleich, abgesehen von zwei Flecken hoch oben auf ihren Wangen, und ich dachte, dass sie wirklich sehr hübsch aussah.
Dadurch und durch weitere Fragen veranlasst, teilte ich ihnen alles mit, was ich wusste, mit einigen wenigen Ausnahmen. Auf dem Nachhauseritt hatte ich Beldon gebeten, nichts von den Männern, die ich getötet hatte, zu erzählen, und so blieb er stumm, als ich das unerfreuliche Detail
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