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Der endlose Tod

Der endlose Tod

Titel: Der endlose Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat N. Elrod
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ausließ. Durch diese Auslassung war ich in der Lage, über die Angelegenheit meiner Verwundung ebenfalls zu schweigen. Beldon hatte mein Beharren auf diesem Detail so aufgefasst, dass ich einerseits übertriebene Aufregung vermeiden wollte und andererseits den Damen weitere Besorgnis ersparen, weshalb er sich vollkommen angemessen verhielt. Später würde ich Elizabeth die gesamte Geschichte erzählen, aber nun war ich zu erschöpft. Das konnte bis morgen warten.
    Ich war umringt von Elizabeth, Lady Caroline, Kusine Anne, Mrs. Hardinbrook und – unglücklicherweise – Mutter, ganz zu schweigen von dem Dutzend Bediensteter, welche das Geschehen aus der Nähe betrachteten, und plötzlich wurde mir mein Bedürfnis, allein zu sein, bewusst, welches ebenso groß war wie meine Erschöpfung. Ich wünschte mir, Zeit für mich allein zu haben, um die vertrauten Schätze meines eigenen Zimmers zu berühren und in ihnen Selbstvertrauen zu finden ... um meine auf schreckliche Weise misshandelte Kleidung zu wechseln. Mit einer tiefen Verbeugung bat ich darum, mich zu entschuldigen, und es gelang mir größtenteils, zu entkommen. Elizabeth und Jericho gingen voran, Jericho, um meinen Raum vorzubereiten, und Elizabeth, weil ihr bewusst war, dass noch mehr hinter der Angelegenheit steckte, als ausgesprochen worden war. Nun, es würde mir nichts ausmachen, mit ihnen zu reden, aber Mutter ...
    »Du hättest getötet werden können, Jonathan Fonteyn«, sagte Mutter, als wir alle die Treppe hinaufgingen. Sie befand sich direkt hinter mir; Beldon kam zuletzt, mit seiner Arzneitasche in der einen und dem Hut in der anderen Hand. Ich warf ihr über die Schulter einen Blick zu, überrascht von diesem Ausdruck der Besorgnis, kam jedoch zu einem entmutigenden Schluss: Mutters Worte mochten zwar besorgt scheinen, aber ihr Aussehen zeigte an, dass sie um sich selbst besorgt war. Wäre ich getötet worden, was hätte dies dann für sie persönlich an Unannehmlichkeiten bedeutet? Da diese Frage für mich bereits im letzten August beantwortet worden war, hätte ich jetzt nicht eine solch bittere Enttäuschung verspüren dürfen, aber es war dennoch so.
    Sobald wir in meinem Zimmer waren, machte Beldon seine ärztliche Autorität geltend und bat alle zu gehen, indem er mitteilte, dass ich Ruhe brauche. Aus unterschiedlichen Gründen war niemand geneigt, auf ihn zu hören. Jericho beschäftigte sich damit, meine Nachtkleidung aus dem Schrank zu holen, und Mutter und Elizabeth blieben einfach im Eingang stehen.
    »Es wird kein törichtes Davonlaufen mit Soldaten mehr geben, Jonathan Fonteyn«, stellte Mutter mit gekreuzten Armen, den Kopf hoch erhoben, fest. Sie sah mich weniger direkt an, als vielmehr irgendetwas über meiner linken Schulter. Ich wusste, dass es dort nichts gab, dies war einfach ihre Art. Das passte mir recht gut, da ich ebenfalls wenig Lust verspürte, sie anzusehen. »Du bist ein Herr, und kein idiotischer Gefolgsmann für diese Soldaten. Sie brauchen deine Hilfe nicht, um ihre Pflicht zu erfüllen.«
    »Nein, Mutter«, sagte ich unterwürfig, in der Hoffnung, sie käme bald zum Ende und verschwinde dann.
    »Und benutze mir gegenüber nicht diesen duldsamen Tonfall, junger Mann. Du bist viel zu unverschämt.«
    »Vergeben Sie mir, Mutter. Meine Erschöpfung quält mich und führt dazu, dass ich solch kurze Antworten gebe.«
    »Erschöpfung«, fauchte sie. »Ich frage mich, wie lange es wohl dauern wird, bis du dich von dieser Sache erholen wirst? Sage mir das. Du bist ohnehin schon viel zu faul, schläfst den ganzen Tag und rührst nicht einen Finger, um deinem Vater zu helfen, selbst wenn du es schaffst, dich aus deinem Bett zu erheben.«
    Jedes ihrer Worte schlug gegen meinen Kopf wie ein schrecklicber Hammer. Peng, peng, peng. Ich hatte für einen Abend genügend Erschütterungen erlebt, aber es sah so aus, als warteten noch mehr auf mich.
    Als Mutter eine Pause machte, um Atem für die Fortsetzung ihrer Tirade zu holen, trat Elizabeth vor. »Er ist sehr müde, Mutter, können Sie das nicht sehen? Lassen Sie ihn bitte ruhen.«
    Mutter hielt inne, den Mund leicht geöffnet, da sie gerade anfangen wollte zu sprechen. Sie sah immer noch an mir vorbei, schien aber nun nichts mehr zu sehen. Ihre Augen ... mit ihnen stimmte etwas nicht, auf schreckliche Weise.
    Und ohne ein Wort, ohne eine Warnung, erhob Mutter ihre Hand und schwang ihren ganzen Körper herum. Ihre Handfläche streifte Elizabeths Gesicht mit einem schallenden

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