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Der endlose Tod

Der endlose Tod

Titel: Der endlose Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat N. Elrod
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fort war, um mich nicht zu hören, kehrte ich zurück.
    Meine Schwester zuckte zusammen, als sie mich sah.
    »Entschuldige. Ich dachte, es würde uns Schwierigkeiten ersparen, wenn ich...«
    »Mein Gott.« Sie legte eine Hand auf ihr Herz und atmete aus. Es war ein lachender Seufzer der Erleichterung. »Mein Gott.«
    »Es tut mir Leid.«
    »Es braucht dir nicht Leid zu tun. Ich habe mir bloß gewünscht, ich könnte das ebenfalls.« Sie ging zur Tür und blickte hinaus. »Sie ist zu ihrem Spiel zurückgegangen, vermute ich. Du hast uns soeben vor einer sehr unangenehmen Situation gerettet.«
    »Das war die Absicht dabei.«
    »Eine gute Idee. Ich danke dir, kleiner Bruder.«
    Ich machte eine gutmütige Verbeugung. »Sie sprach mit dir.«
    Sie hatte gelächelt; nun verblasste das Lächeln. »Ja. Ich hoffe, sie macht keine Gewohnheit daraus. Ich ... glaube nicht.«
    »Warum denkst du das?«
    »Es ist nur ein Gefühl. In der Vergangenheit hat sie es niemals versäumt, Fehler an mir zu finden und irgendeinen geringschätzigen Kommentar dazu abzugeben. Nun hatte sie die Gelegenheit und nutzte sie nicht.«
    »Vielleicht möchte sie so viel Abstand von dir halten wie du von ihr, und weiß, dass dieser verringert würde, wenn sie mit dir redet.«
    »›Ist dies schon Tollheit‹ ...?«
    »Sie kann ›einen Kirchturm von einem Leuchtenpfahl unterscheiden‹«
    Wir verstummten für einen Moment und starrten aus der – leeren Tür. Ein Stück entfernt zog Beldon einige Noten aus seiner Geige, dann sägte er ein paar weitere, aber mit mehr Selbstvertrauen. Das Spinett folgte seiner Führung und überholte ihn.
    »Lord James wird dich vermissen«, meinte ich.
    »Ich vermisse ihn.«
    »Was wirst du ihm erzählen?«
    »Ich bin nicht sicher. Mit dir darüber zu reden ... nun ... ich muss noch ein wenig darüber nachdenken.«
    »Wirst du ihm das über mich erzählen?« Sie war verblüfft. »Warum sollte ich?«
    »Im Interesse der Ehrlichkeit. Warum nicht? Es ist ebenfalls ein Geheimnis.«
    »Aber kein schreckliches. Das ist nicht das Gleiche.«
    »Für mich ist es manches Mal schon schrecklich gewesen.«
    »Dies kann keines dieser Male gewesen sein. Du hättest dein Gesicht sehen sollen, als du zurückkamst, nachdem sie den Raum verlassen hatte.«
    »Ich wünschte, ich könnte es sehen.«
    Elizabeth wusste alles über mein Problem mit Spiegeln. »Bemitleidest du dich selbst?«
    Ich zwang mich zu lächeln und schüttelte den Kopf.
    Einige Zeit darauf ging ich zurück ins Musikzimmer. Lady Caroline hatte Elizabeth das Spinett überlassen und saß nun neben Norwood, aber sonst hatte sich nichts verändert. Ich hörte zu, als sie und Beldon einige Lieder spielten, die sie beide mochten, nickte jedem zu, der in meine Richtung blickte, und schlenderte schließlich wieder hinaus.
    Diese Stimmung war mir vertraut: Ich war zu rastlos, um mich hinzusetzen oder zu lesen oder mich längere Zeit mit irgendetwas zu beschäftigen. Ich hasste diese Art zu warten, nicht zu wissen, wann genau das Warten enden würde.
    Als ich schließlich den Gedanken fasste hinauszugehen, war es sehr kalt draußen. Ich trug keinen Umhang oder Hut, aber die Kälte würde mir eine lange Zeit nichts anhaben können, trotz des scharfen Windes. Der Lärm, den er verursachte, machte mir mehr zu schaffen als die niedrige Temperatur. Er zischte und knurrte durch die kahlen Äste der Bäume und ließ lose Schneekristalle über den Schneeverwehungen umherschwirren. Ich tauchte meine bloßen Hände in einen dichten weißen Schneehaufen und formte daraus einen großen Schneeball. Diesen drückte ich zusammen, glättete ihn, machte ihn runder und fügte Schnee an den Stellen hinzu, wo noch etwas fehlte.
    In der Mischung war Eis enthalten, an dem ich mich schnitt. Ich betrachtete die stechende Schnittwunde in meinem Finger für einen Moment, löste mich auf und materialisierte mich wieder. Der Schnitt war verschwunden.
    Das gefiel mir, und ich lachte über mich. Dann erhob ich meinen Schneeball und warf ihn so hoch und weit, wie ich konnte, über die Bäume. Ich konnte nicht sehen, wo er landete. Ich konnte es nicht hören. Der Wind verschluckte das Geräusch.
    Elizabeth hatte Recht gehabt, zu fragen, ob ich mich selbst bemitleidete, aber mein Mitleid bezog sich auf unsere Familie im Allgemeinen, nicht nur auf mich.
    Nun ... vielleicht bezog sich etwas davon auf mich ... aber ich würde dem nicht nachgeben, nicht jetzt.
    Ich formte noch mehr Schneebälle und warf sie in die weiße

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