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Der endlose Tod

Der endlose Tod

Titel: Der endlose Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat N. Elrod
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Molly Audy zu besuchen, oder beides. Mollys Vermögen vermehrte sich durch all meine Extraleistungen, und im Wirtshaus konnte ich meine Kenntnisse über die deutsche Sprache verbessern, indem ich einen großen Teil der Nacht mit den Söldnern dort sprach. Wären die Angelegenheiten zu Hause doch nur ebenso freundlich gewesen.
    Der Abend nach der Teegesellschaft war jedoch ruhig. Vater befand sich oben in seinem Zimmer, und der Rest der Leute unten, um Karten zu spielen oder zu musizieren. Sogar Beldon hatte seine Geige gestimmt und versuchte sich an einem Duett mit Lady Caroline. Norwood und Elizabeth gelang es, sich auf dasselbe Sofa zu setzen, vorgeblich, um der Musik zu lauschen. Mutter, Mrs. Hardinbrook und Anne versuchten ein Kartenspiel für drei Personen zu spielen, welches ich nicht identifizieren konnte. Alles schien friedlich und normal zu sein. Vielleicht war es das auch, aber meine Wahrnehmung war so verändert, dass ich die Dinge auf eine verzerrte Art sah.
    Ich studierte jede Bewegung und jeden Gesichtsausdruck von Mutter und versuchte die Wahrheit zu lesen, die sich darunter verbarg, falls überhaupt eine darunter zu erkennen war. Ich sah eine Frau mittleren Alters, deren einst schönes Gesicht durch die Jahre unglücklicher Leidenschaften und zweckloser und enttäuschter Ziele verunstaltet war. Dies war keine zufriedene Seele. Jeder Frieden in ihrem Leben entsprang Momenten wie diesem, in denen sie die Ablenkung von ihren inneren Dämonen in der Gesellschaft ihrer Freundinnen und Freunde fand.
    Das war interessant. Ich hatte es schon immer gewusst, aber erst jetzt wurde es mir wirklich klar: Mutter war kaum jemals allein. Mrs. Hardinbrook war die meiste Zeit bei ihr, Beldon ebenfalls, und dann gab es all diese Teegesellschaften und Besuche bei anderen. Trotz der Schwierigkeit ihrer Persönlichkeit gelang es ihr, stets Gesellschaft zu haben. Ich fragte mich, aus welchem Grunde sie danach suchte. Hatte sie solche Angst vor diesen Dämonen, dass sie sich ihnen nicht stellen konnte?
    Da ich selbst nur wenigen meiner eigenen entgegengetreten war, konnte ich ihr dafür keinen Vorwurf machen.
    In einer Pause während des Stücks stand Elizabeth auf, entschuldigte sich und ging ohne Eile in die Halle hinaus. Als sie an mir vorüberging, zog sie die Brauen hoch und machte eine winzige Bewegung mit dem Kopf, um anzuzeigen, dass sie mit mir reden wollte. Alles, was offensichtlicher gewesen wäre, hätte die unwillkommene Aufmerksamkeit von Mutter auf sich ziehen können. Ein oder zwei Augenblicke später folgte ich ihr unauffällig.
    Sie wartete nicht in der Halle, wie ich erwartet hatte, sondern da war ein schwacher Schimmer von einer Kerze, der aus der geöffneten Bibliothekstür drang.
    »Dies ist schwer, Jonathan«, sagte sie, als ich hereinkam.
    »Sage mir zuerst, worum es geht, und ich stimme dir vielleicht zu.«
    Für einen Moment sah sie verdutzt aus und schwenkte dann in einer Geste der Irritation die Hand. »Dies hier. Nicht in der Lage zu sein, über die letzte Nacht zu sprechen oder zumindest über die Wahrheit darüber. Vorzugeben, dass nichts passiert sei, wenn du dir nichts mehr wünschst, als es dem Himmel zuzurufen.«
    »Ich weiß, dass du das willst.«
    »In demselben Raum zu sitzen wie diese Frau ... mit all der Schauspielerei und Vorspiegelung falscher Tatsachen über etwas so Gravierendes. Wenn wir das noch lange durchhalten müssen, werde ich platzen.«
    »Das wirst du nicht.«
    Sie schnaubte. »Ich würde nicht darauf wetten.«
    »Vater wird sich um alles kümmern.«
    »Wir können darauf hoffen, aber ... Ich traue diesem schwachen Punkt nicht, den er ihr gegenüber besitzt. Ja, er fühlt sich aufgrund eines Eides auf seine Ehre verpflichtet, für sie zu sorgen, aber kann dieser Eid durch diese Veränderung der Umstände nicht gebrochen oder zumindest geändert werden?«
    »Ihm wird schon etwas einfallen, da bin ich sicher.« Meine Antworten waren leicht dahin gesprochen, und es steckten nicht viele Überlegungen dahinter. Sie brauchte vor allem jemanden zum Reden, eine Möglichkeit, ihren Beschwerden und Ängsten Luft zu machen. Da sie mit Vater nicht darüber sprechen konnte, war ich nun ihr einziger Vertrauter, abgesehen von Jericho und Archimedes. Aber sie waren Diener, und ich war ihr Bruder. Ich akzeptierte ihre Ängste und behielt aber meine eigenen vorerst für mich.
    »Möchtest du Lord James davon erzählen?«, fragte ich, veranlasst durch eine unerwartete Einsicht.
    Sie zeigte

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