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Der endlose Tod

Der endlose Tod

Titel: Der endlose Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat N. Elrod
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plötzliche Bewegung. Bevor ich wusste, was geschah, hielt er darin eine Pistole, und ihre Mündung bohrte sich in meinen Bauch.

KAPITEL 9
    »Mein Gott, Mann, was tun Sie da?« Meine Empörung war echt. Ich war zu überrascht, um Angst zu haben.
    Er ignorierte mich. »Jetz', Jungs!«, brüllte er mir ins Gesicht.
    Wenn die Vernunft versagt, übernimmt der Instinkt, wenn man Glück hat. Ich duckte mich blindlings, aber den Bruchteil einer Sekunde zu spät. Dunkle Gestalten, ich weiß nicht, wie viele es waren, tauchten plötzlich aus dem hinteren Teil des Wagens auf, und Hände streckten sich nach mir aus. Eine von ihnen erwischte mich an den Haaren und zerrte mich hart nach hinten und zu Boden. Mein Kopf schlug viel zu fest gegen den Sitz des Wagens, und zum ersten Mal seit Monaten sah ich die Sonne. Sie brannte sich innerhalb eines Augenblicks direkt durch meinen Schädel, an der anderen Seite wieder hinaus und war verschwunden, indem sie den furchtbarsten Schmerz, den ich je in meinem Leben verspürt hatte, zurückließ. Er verdrängte alle Gedanken, alle Bewegungen, alle Geräusche. In meiner Welt gab es nichts mehr als die schreckliche, explosive Agonie, die zwischen meinen Ohren dröhnte.
    »Du has' ihn getötet!«, schrie jemand.
    »Nee, der is' bloß außer Gefecht gesetzt. Hol' ihn rein, damit wir weiterfahr'n können.«
    Hilflos spürte ich, wie ich in den rückwärtigen Teil des Wagens gezogen wurde; zumindest überlegte ich im Nachhinein, dass es so gewesen sein musste. Im Moment war ich zu betäubt, um zu begreifen, was passierte, oder mich darum zu sorgen.
    »Ich hab' 'nen schönen neuen Hut!«, sang einer von ihnen lauthals.
    »Und 'n Umhang«, fügte ein anderer hinzu. »Mal gucken, was in den Taschen is'.«
    Stoßende, grobe Hände durchsuchten mich gründlich und griffen sich meine Habseligkeiten als Preise, deren Gewinner ein Triumphgeheul anstimmten. Dies machte mir nichts aus, denn ich verfügte nicht über genügend Bewusstsein, als dass es mich hätte wütend machen können. Das Einzige, was ich wollte, war, vor Schmerzen zu schreien, aber ich war zu gelähmt, um selbst dies zu tun.
    Ash knallte mit der Peitsche. Der Wagen ruckte vorwärts.
    Hätte ich mich bewegen können, wäre mir wahrscheinlich übel geworden, doch nichts bewegte sich, überhaupt nichts. Ich hätte genauso gut eine Leiche sein können, aber da ich trostlos und unentrinnbar an meinen Körper gefesselt war, wusste ich, dass ich nicht tot war.
    Noch nicht.
    Wir ratterten schnell über die Furchen. Ich verlor jedes Zeitgefühl, vielleicht weil ich in die Bewusstlosigkeit hinein und wieder herausglitt. Es gab keine Möglichkeit, dies festzustellen. Einige Dinge waren klar, andere weniger. Die klaren Einzelheiten schmerzten.
    »Schön vorsichtig«, meinte Ash. »Hier sin' irgendwo Söldner in 'ner Scheune. Sorgt dafür, dass er die Klappe hält.«
    »Der bewegt sich nich'.«
    »Gut.«
    Scheune? Unsere Scheune. Wir waren an meinem Eingangstor vorbeigefahren. Ich wurde geradewegs von meinem Zuhause fortgetragen ... fort von der Sicherheit... von Hilfe.
    Der Wagen rumpelte weiter, die Männer achteten nicht auf meinen stummen Widerspruch.
    Warum? Die Frage sprang in mein Bewusstsein wie ein Korken aus einer Flasche. Warum hatten sie mir das angetan?
    Die Antwort dauerte eine Weile länger, denn ich dämmerte wieder weg, zumindest nahm ich das an, da mir das Aufwachen viel zu bewusst war. Der Schmerz hatte zumindest so weit nachgelassen, dass ich jetzt eher in der Lage war, nachzudenken, aber nur auf eine unzusammenhängende Weise. Ich verstand nun, dass ich angegriffen und ausgeraubt worden war und entführt wurde.
    Warum?
    Sie waren hinter mir her gewesen, nicht einfach hinter irgendeinem unglücklichen Reisenden auf der Straße, sondern hinter mir.
    War– Und dann machte ich mir keine Gedanken mehr, warum, und konnte mir nicht denken, warum. Alles, was ich konnte, war ...
    ... erneut aufwachen, lange Zeit später. Wie lang ...?
    Meine Augen waren geöffnet. Sie waren vorher geschlossen gewesen. Ich konnte zwinkern.
    Aber nicht viel mehr. Meine Finger waren kalt. Ich konnte sie nicht bewegen. Ich hatte wieder vergessen, Handschuhe anzuziehen. Jericho würde dazu etwas zu sagen haben. Es spielte keine Rolle. Die Kerle hier hätten sie mir inzwischen wahrscheinlich ausgezogen.
    Inzwischen. Wann? Wie spät war es? Ich versuchte verzweifelt, dies anhand des Himmels herauszufinden. Er schien heller zu sein, doch das konnte auch eine

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