Der Energiekörper des Menschen - Handbuch der feinstofflichen Anatomie

traditionellen chinesischen Modalitäten lassen sich im Prinzip auf einen einzelnen Prozess reduzieren: Es geht um die Einschätzung des Qi über die Meridiane.
    GRUNDLEGENDES ZUM THEMA QI
    Es gibt viele Übersetzungen für das Wort Qi, weil fast jede Kultur ihre eigene Version davon kennt, aber ganz allgemein handelt es sich dabei um die vitale Energie des Universums. Qi ist die reine, frei fließende Energie, die das Leben aktiviert und nährt und die das Kleine mit dem Großen verbindet.
    Die alten Chinesen stellten sich Qi als ein Kontinuum vor. Materielles Qi ist unbewusst und erschafft ein physisches Universum. Es ist insofern messbar, als es ein messbares Universum formt. Feinstoffliches Qi ist nicht messbar, denn es gestaltet jenes Universum und Bewusstsein, das sich bislang noch nicht materialisiert hat. Wenn es durch die Meridiane fließt, die Kanäle, die es verteilen, ist Qi sowohl frei fließend (oder unbewusst) als auch informiert (oder bewusst). In letzterer Gestalt übermittelt es sowohl Informationen von einem Punkt im Körper oder einem Körpersystem zum anderen als auch zum und vom Universum.
    Qi verringert und zerstreut sich in alternierenden Zyklen von negativen und positiven Energien oder Yin und Yang. In diesem Prozess kann es viele Formen annehmen. Wie jede Energie kann es nicht zerstört und letztlich auch nicht verbraucht werden; es wechselt nur von einem Zustand in einen anderen über. Alles ist eine temporäre Manifestation von Qi – vor allem das physische Universum.
    Qi gilt als Ursprung jeder Bewegung sowohl im Körper als auch im Universum. In seinem intelligenten Zustand verbindet es sogar das Weltliche mit dem Spirituellen und unseren Körper mit unserem Geist. Schlechthin wird es oft mit dem Atem in Verbindung gebracht und als Quelle der Vitalität betrachtet. Es gilt als Maß unserer Energie. Außerdem erschafft und erhält es unsere Persönlichkeit.
    In Japan wird es Ki genannt, in Indien Prana. Die Pikten Nordenglands nannten es Maucht und die Christen hielten es lange für eine Gabe des Heiligen Geistes. Die alten Griechen und Ägypter nannten es die Kunst der Mysterien und im Voodoo Haitis heißt es Die Macht. Im Appalachen-Gebirge in den USA spricht man von The Shining. Modernere Forscher nennen es vielleicht Bioenergie, Biomagnetismus, elektrochemische Energie, elektromagnetische Energie, feinstoffliche Energie oder einfach nur Energie.
    Je nach theoretischem System gibt es verschiedene Möglichkeiten, Qi zu betrachten. Eine populäre Version aus dem Qigong, einem auf Bewegung basierenden Heilungsprozess, der auf Seite 411 f. vorgestellt wird, ist folgende:
    Qi des Himmels: Umfasst die Energien des Universums wie Sonnenlicht, Gravitation und Magnetismus.

    Qi der Erde: Schließt alles ein, was auf der Erde ist, etwa Land, Meer, Wind, Pflanzen und Tiere.
     
     
    Menschliches Qi: Energie, die sich auf Menschen bezieht. 9
    Diese drei Energieformen sind voneinander abhängig. Das Qi des Himmels beeinflusst das Qi der Erde und beide haben Einfluss auf das menschliche Qi. Im chinesischen System fließen alle drei Qi-Arten durch den Dreifach-Erwärmer-Meridian, der ihre Verteilung steuert. Von dort wandert es in einem Vierundzwanzig-Stunden-Zyklus durch die zwölf Hauptmeridiane, wobei sich sein Fluss mit den Jahreszeiten ändert. Zusätzlich fließt es durch die beiden Hauptgefäße – eines in der vorderen Körpermitte (das Konzeptionsgefäß) und eines entlang der Wirbelsäule (Lenkergefäß).
    Eine Möglichkeit, diese voneinander abhängigen Formen der Lebenskraft zu erfahren, ist Tai-Chi (auch Taijiquan ), das sowohl eine Art zu leben als auch eine »weiche«, »energetische« oder »innere« Kampfkunst ist. Tai-Chi bedeutet »das Endgültige« und beinhaltet das Fortschreiten in Richtung einer höheren Existenzform, unter anderem durch eine Reihe von Bewegungen, die das Qi durch den Körper treiben. Im Tai-Chi können drei Energieebenen zusammen mit drei Entwicklungsebenen zugänglich werden. Die unterste Ebene ist die Lebensenergie, die jedem Organismus angeboren ist. Die nächste Ebene ist Qi, eine über das Normale hinausgehende Manifestation der Lebensenergie. Die dritte Ebene, himmlisches Qi, ist eine noch höhere Form von Energie als Qi. Nach dem Tai-Chi erzeugt Qi eine Form von Energie namens Jing, auch Nei Jing oder die innere Kraft genannt. Man praktiziert Tai-Chi nicht nur, um mehr Qi zu produzieren, sondern auch, um es in das erhabenere Jing zu verwandeln. Ein