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Der Engel Der Kurie

Titel: Der Engel Der Kurie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Brun
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Jakob fing ihren durchdringenden Blick auf, dann fühlte er, wie ihn seine Dame am Ärmel zupfte und zur Tür lockte. Frangipane schaute ihn aufmunternd an, ehe er seine Nachbarin in den privaten Raum führte.
    Jakob stand langsam auf. In seinem Kopf schwirrten die unterschiedlichsten Gedanken. Konnte er es wagen, dort hineinzugehen? Beließen es diese Ehrenmänner bei der Rolle eines Boccaccio, oder verblaßte bei dieser aufgeheizten Stimmung bald jede Moral? Würde sich Rom seines Rufes als cauda mundi würdig erweisen? Was dann? Da wäre kein Rückzug mehr möglich. Andererseits, was mochte Frangipane von ihm halten, wenn er sich dem Fortgang der Feier entzog? Sofort wäre er als Moralist enttarnt. Der Zugang zu den wollüstigen Kreisen wäre ihm versperrt, noch ehe sich die erste Tür aufgetan hatte. Gemächlich schritt er mit seiner Begleiterin voran, hin und her gerissen von den widerstreitenden Gedanken. Mein Gott, betete er stammelnd, laß diesen Kelch an mir vorübergehen. Aber je näher die Tür zum privaten Gemach rückte, desto beherzter trat er auf und zog seine Begleiterin, von der er kaum mehr als den Namen Antonia kannte, sanft mit sich. Schon konnte er in dem kleinen Raum erkennen, wie sich Frangipane und einige andere Herren bequem auf die Diwane gesetzt und ihre Damen zu sich herangezogen hatten. Ein junger Bankier, der bei Tisch mit seinen Wechselgeschäften geprahlt hatte, umfaßte seine Begleiterin bereits schamlos an der Hüfte und ließ seine andere Hand wie beiläufig auf ihren Oberschenkel fallen, während ein Sprößling der Orsini, der sich bei Tisch besonders vornehm benommen hatte, begann, derbe Zoten zu erzählen.
    In Gedanken schlug Jakob das Kreuzzeichen und flehte, Gott möge ihm verzeihen. Da sank neben ihm plötzlich Antonia in die Knie; ein dumpfer Stöhnlaut entrang sich ihrer Brust, dann stürzte sie, vollends ohnmächtig, zu Boden. Rasch sprangen zwei Diener herbei. Einer hielt Antonia ein Riechfläschchen unter die Nase, der andere schloß die Flügeltür. Jakob blickte ein letztes Mal zu Frangipane, der bedauernd mit der Schulter zuckte und sich seiner Gespielin zuwandte. Hinter ihm wurde das kleine Gemach versperrt. Jakob stand hilflos da und blickte auf die Ohnmächtige hinab, als sich von hinten eine Hand auf seine Schulter legte. Er drehte sich um.
    »Wärt Ihr wirklich hineingegangen?« fragte Margherita Farnese, und ihre grünen Augen blitzen auf.
    Jakob nickte.
    »In Eurem Gesicht stand etwas anders geschrieben.«
    »Wirklich?«
    Margherita lachte. »Ehrlich, so sieht kein Mann aus, der es kaum erwarten kann, daß die Hüllen fallen. Kommt mit mir, wir besuchen meinen Vater.«
    »Lassen wir sie ihre Lust austoben.« Ambrogio empfing Jakob in einem kleinen Raum. »Danach könnt Ihr wie von ungefähr zu ihnen stoßen und vielleicht etwas hören. Es wird keinem auffallen, wenn Ihr die eine oder andere Frage stellt.«
    »Was meint Ihr?« fragte Jakob verblüfft.
    »Ich wollte Euch den Bruch des Gelübdes ersparen und Euch trotzdem die Möglichkeit einräumen, Kontakte zu knüpfen«, erwiderte der Gastgeber beinahe mürrisch. »Ottavio Farnese ist mein Vetter; ich stamme aus einer Seitenlinie und gehe der Politik aus dem Weg, aber wenn es darauf ankommt, hält die Familie zusammen.«
    »Ihr macht ein Gesicht wie ein getaufter Sarazene.« Margherita kicherte und winkte Jakob zu einem Stuhl vor einem kleinen runden Tisch, auf dem ein Schachbrett stand. »Meint Ihr wirklich, es wäre Zufall, daß wir Euch heute abend eingeladen haben?«
    »Danke, mein Kind«, fiel ihr Ambrogio ins Wort, »du hast deine Sache gut gemacht.«
    Margherita verneigte sich lächelnd erst gegen ihren Vater, dann gegen Jakob und ging mit schwingenden Hüften hinaus.
    »Die Soutanen werden schweigen«, bemerkte Ambrogio, »wenn man sie befragt. Sie schweigen immer. Es gibt keinen heimlicheren Platz als den Vatikan, glaubt mir. Oder hat Euch Monsignore Trippa Namen genannt?«
    Jakob verneinte.
    »Seht Ihr! Er hält sich bedeckt wie alle anderen und will es sich mit niemandem verderben. Woher soll Trippa wissen, wie in der Zukunft der Wind weht? Wer ist morgen Papst, wer Kanzler? Die Giftmischer sitzen überall, stets wetzen die Meuchler ihre Messer. – Ihr werdet Euch tatsächlich in die richtigen Kreise einschleichen müssen, wollt Ihr Eure Nachforschungen zum Erfolg führen. In einer Stunde, wenn sich die Lüstlinge ausgetobt haben, könnt Ihr zu ihnen stoßen und sicher sein, Euer Gelübde für

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