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Der Engel Der Kurie

Titel: Der Engel Der Kurie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Brun
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weich und melodisch.
    Luigi beeilte sich zu antworten. »Wir wußten gar nicht, wem das Gewölbe gehört; wir suchten einen warmen und trockenen Platz, sonst nichts. Wir leben auf der Straße.«
    Der Inquisitor musterte sie alle, Luigi, Massimiliano, Serena und Jakob. Er blickte ihnen fest in die Augen, schien sich ihre Gesichtszüge einzuprägen und inspizierte dann ihre Körper bis hinunter zu ihren verdreckten Schuhen. Dann sagte er mit seiner vertrauenerweckenden Stimme: »Laßt die roten Keller in Zukunft, so werdet ihr euch die schwarzen ersparen.«
    Er schnippte mit den Fingern der rechten Hand, eine gebieterische Geste, die den Kustoden herbeirief, der sie unverzüglich aus der Casa Santa hinausführte.

Die Wunder des Peruzzi
    Sie waren, so rasch sie konnten, in die Stadt gelaufen, hatten Cesare und Filippo auf der Baustelle in den Häusern der Crescenzi gesucht und dabei stets darauf geachtet, ob ihnen jemand folgte; erst als sie sicher sein konnten, unbeobachtet zu sein, waren sie mit den anderen zusammengetroffen. Die Begrüßung fiel freudig, aber kurz aus, dann beschrieb Luigi ausführlich seine morgendlichen Beobachtungen in den Räumen der Datarie.
    »Darauf wette ich so viele Becher Wein wie früher auf den Seicento, daß der Kopf mit dem wirren Haar genau jenem Mistkerl gehört hat, der vor zwei Wochen die Puttana unter dem Castel Sant' Angelo niederstechen wollte«, erklärte Luigi atemlos.
    »Luigi, würdest du den Mann erkennen, wenn er dir gegenüberstände?« fragte Jakob.
    Der Junge nickte heftig. »Selbstverständlich.«
    »Dann bitte ich dich, mit mir einen Spaziergang zu machen.«
    »Und was ist mit uns?« riefen Cesare, Serena, Massimiliano und Filippo wie im Chor.
    »Ihr bleibt hier und haltet euch versteckt. Die Sache ist gefährlich, und ein zweites Mal kann ich keinen aus der Casa Santa befreien.«
    »Du bist in Angelegenheiten der Kurie sehr bewandert«, stellte Jakob, zu Luigi gewandt, fest, als sie über die Via Giulia gingen. »Ich bitte dich, mir zu sagen, was du über Bischof Frangipane weißt, den wir jetzt besuchen.«
    »Frangipane? Der kleine Dicke aus dem Mezzogiorno, ein Titularbischof, weil es das Bistum von Fiuggi gar nicht mehr gibt? Was wollen wir ausgerechnet bei ihm?«
    »Er hat einen persönlichen Sekretär, der deinen Beschreibungen ähnelt. Wenn du ihn siehst, lasse dir auf keinen Fall anmerken, daß du ihn erkennst, verstehst du?«
    Luigi lächelte. »Also, über den Frangipane weiß ich einiges; er ist zwar unwichtig, sonst hätte mir mein Vater mehr über ihn und die Kurie erzählt; so ein Suppliken-Referendar erfährt nämlich eine ganze Menge.«
    Was für ein Jammer, dachte Jakob, daß sein Vater ihn nicht als leiblichen Sohn anerkennt; der Junge ist so stolz auf ihn.
    »Frangipane«, erklärte Luigi mit wichtiger Stimme, »weiß sein Leben zu gestalten und ist einer der fröhlichsten Zecher im Vatikan. Er tafelt zwar nicht mit dem Papst und unterhält keine Geschäfte im Borgo, jedoch geht er in allen Palazzi ein und aus. Mit der Gottesmutter Maria hält er es innig, wie alle aus dem Süden. Manche sagen, er sei bei aller politischen Zurückhaltung eher ein Freund der Kaiserlichen, manche sehen es anders.« Der Junge hielt inne und schien zu überlegen, während sie die Via Giulia hinabgingen und sich der Baustelle von San Giovanni de Fiorentini näherten, jener Kirchengründung des Medici-Leo, mit der den Florentinern zu Rom eine würdige Kathedrale gegeben werden sollte und deren Vollendung Clemens mit wahrem Medici-Eifer weitertrieb.
    »Ach ja«, rief Luigi voller Freude, »mein Vater hat gesagt, der Frangipane sei der heimliche Sekretär des Pompeo Colonna in der Stadt und verstecke seine Eitelkeit nach hohen Ämtern hinter dem Anschein eines weltlichen Lotterlebens. Dabei soll die Verbindung des Frangipane zu den Colonna bereits über seinen Großonkel bestehen, dem angeblich vom Colonna-Papst Martin vor fast hundert Jahren der Kardinalshut aufgesetzt worden ist. Frangipane versteht es geschickt, im Hintergrund zu bleiben und sogar so zu tun, als sei er ein Parteigänger der Franzosen, weshalb er vor einigen Wochen, als Clemens den Pompeo mitsamt seinen Anhängern in Acht warf, seelenruhig weiterleben konnte. Wenn das, was mir mein Vater erzählte, stimmt, ist Frangipane kein Freund der Farnese und Orsini.«
    Jakob schlug Luigi anerkennend auf die Schulter, was dem Jungen sichtlich gefiel. In ihren letzten Gesprächen hatte Frangipane die Rede zunehmend

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