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Der Engel Der Kurie

Titel: Der Engel Der Kurie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Brun
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Zeit schloß sich Serena anderen Leuten, die den Corte Savella verließen, an und schlich wieder zu Luigi hinüber ins Gebüsch.
    Jakob war zu Trippa in die Kanzlei gegangen und hatte den erstaunten Monsignore davon unterrichtet, daß er gegen einen dringend der Hurenmorde Verdächtigen beim Governatore Anklage erhoben habe und der Delinquent verhaftet und verwahrt worden sei.
    Trippa starrte Jakob entgeistert an. An der tiefen Furche zwischen seinen Augenbrauen konnte Jakob den unbändig jähen Zorn des Kanzleinotars erkennen. Auch seine mahlenden Wangenknochen verrieten, wie heftig es in dem Monsignore arbeitete. Doch er hatte sich rasch wieder in der Gewalt und gab Jakob ein Zeichen, ihm zu folgen.
    Wortlos betraten sie den Passetto und eilten hinüber in den vatikanischen Palast. Die vielen Flure und Treppen verwirrten Jakob, und bald wußte er nicht mehr, wo in dem riesigen Gebäude sie sich befanden, als Trippa einen bunt ausgestalteten Raum betrat und barsch den Kanzler zu sprechen verlangte. Der an einem Pult stehende Sekretär musterte den Monsignore kurz, dann lief er zu einer breiten Tür und klopfte an. Undeutlich war aus dem Innern eine Stimme zu vernehmen; der Sekretär öffnete die Tür einen Spaltbreit und meldete den Monsignore.
    Trippa wartete die einladende Geste des Sekretärs nicht ab, sondern packte Jakob an der Hand und zog ihn mit sich in den kleinen Saal, in welchem Ottavio Farnese seinen Geschäften nachging. Der Kanzler hob die Augenbrauen.
    »Hier habt Ihr Euren Dominikaner«, fauchte Trippa. »Er hat den Mörder der Huren gefunden und dem Governatore überantwortet.«
    »Wie einfältig von ihm«, bemerkte der Kanzler und runzelte die Stirn. »Wer genau ist der Mörder?«
    »Ennea, der Sekretär des Bischofs Frangipane«, antwortete Trippa eilfertig.
    »Frangipane«, wiederholte der Kanzler. »Warum, mein Lieber, bist du zu Teofani gegangen?«
    »Dort erschien mir das Verfahren in guten Händen zu sein«, erwiderte Jakob und tat, als sei seine Anzeige eine pure Selbstverständlichkeit gewesen.
    »Wir hätten den Verdächtigen erstens lieber in die Casa Santa gebracht«, entgegnete der Kanzler ruhig, »und zweitens hätten wir es vorgezogen, vor einer Maßnahme von dir unterrichtet zu werden. Wir wären jederzeit für dich zu sprechen gewesen.«
    »Verzeiht, wenn ich einen Fehler begangen habe«, erwiderte Jakob und gab sich bestürzt, »aber ich dachte, es sei Gefahr in Verzug, und ich wollte den Übeltäter so schnell wie möglich dingfest machen. Gewiß ist es Euch ein leichtes, ihn in die Casa Santa zu überstellen.«
    »Du bist ein Schelm oder ein Narr«, zischte Farnese. »Für einen Narren spielst du allerdings zu gut Schach, wie mein Onkel mir berichtete.«
    »Ihr solltet, Exzellenz«, entgegnete Jakob, »keine vorschnellen Schlüsse ziehen, die lediglich auf einem geschlagenen Bischof beruhen. Doch wenn Ihr es wünscht, zeige ich Euch meinen Ordo der Welt auf den vierundsechzig Feldern. Habt Ihr die Muße für ein Spiel ohne Adjutanten?«
    Farneses Mundwinkel zuckten, ehe er lächelnd nickte und Trippa mit höflichen Worten entließ.
    »Nun?« fragte der Kardinal, als sie allein waren.
    »Ich habe Grund zu der Annahme, daß Monsignore Trippa ein doppeltes Spiel treibt, und mir scheint, es steckt mehr hinter den Morden als nur ein verrückter Kaplan, der ein Zeichen gegen die Verderbtheit der Welt setzen will.«
    »Hast du Anhaltspunkte dafür oder gar handfeste Beweise?«
    Jakob schüttelte den Kopf. »Es ist nur ein Gefühl, Exzellenz. – Doch ich bin sicher, das Verhör des Ennea wird einiges zutage bringen.«
    »Wie kommst du darauf, daß Trippa unzuverlässig sein könnte? Bloß so ein Gefühl reicht mir nicht. Entweder du kannst hier Roß und Reiter nennen, oder ich glaube dir nicht.«
    »Garilliati hat mir den Hinweis gegeben, ich solle mich an Trippa halten, um einen Engel zu bekommen.«
    Der Kanzler lachte schallend. »Garilliati, der Narr. Mehr Hinweise hast du nicht?«
    »Trippa hat sein Amt außerdem von Casale wesentlich billiger erhalten, als alle behaupten.«
    Farnese wurde mit einem Schlag nachdenklich. »Kennst du den Preis?«
    »Nein. Zwölftausend sagen die einen; wesentlich weniger die anderen.«
    »Wer sagt das?«
    »Frangipane.«
    Der Kanzler nickte mit besorgter Miene. »Das ist etwas anderes.« Er schwieg ein paar Momente und starrte vor sich hin. Schließlich sagte er: »Du hast richtig gehandelt, aber du mußt nun aufpassen, was du tust. Gegen Casale kann

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