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Der Engel Der Kurie

Titel: Der Engel Der Kurie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Brun
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unschuldig?«
    »Warum fragt Ihr? Warum klingt Eure Stimme drohend?«
    Frangipane schwieg einen Moment. »Was geschah mit Paola, mein Sohn?«
    »Wer ist Paola?«
    Mit einer Geschwindigkeit, welche Serena dem dicken Bischof nie und nimmer zugetraut hätte, sprang Frangipane auf und versetzte dem überraschten Kaplan eine schallende Ohrfeige. Dann nahm er wieder auf seinem Schemel Platz und hielt Serena seinen Becher hin. »Wasser«, bat er leise.
    »Sie war eine Hexe, Herr«, stotterte Ennea. »Sie hatte Euer Herz verzaubert. Gott befahl mir, Euch zu retten. Es geschah an jenem Abend, als Ihr versäumtet, der Hexe eine Bußstrafe aufzuerlegen; anstatt sie für die Sünde zu bestrafen, die sie an Euch beging, habt Ihr sie liebkost und ihr versprochen, sie nie mehr zu schlagen, wenn sie bei Euch bliebe. Da wußte ich, daß ihre Zauberkräfte bei Euch verfangen hatten. – Herr«, flehte Ennea, »seht Ihr denn nicht, daß fleischliche Genüsse nur dann gottgefällig sind, wenn der Akt nicht getrennt wird von der Buße? So lange ich bei Euch bin, habt Ihr stets nach dieser Erkenntnis gehandelt, die Huren bestraft und Euch selbst kasteit. Als Ihr diese Maxime unterlassen habt, wußte ich, Ihr seid verhext. – Ich mußte handeln.«
    »Sprich weiter!«
    »Sie verließ Euch später als sonst, und sie hatte an Euch alle ihre Zauberkräfte verausgabt. So nahm sie mich nicht wahr, als ich ihr folgte. Sie ging durch die Weinberge, genoß ihren Triumph über Euch und huldigte ihrem Satan mit einem diabolischen Lied. Ich schlich an sie heran, und als sie sich der Tiberbrücke näherte, schlang ich meine Arme um sie, drückte ihr eine Hand auf den Mund und zog sie in ein Gebüsch. Gott befahl mir, was ich tun sollte, und ich gehorchte. Sie mußte Buße tun und eine schreckliche Strafe empfangen. Daher packte ich sie und riß ihr die Kleider vom Leib, und da fuhr der Herr in meine Lenden und zeigte mir, welche Rute strafen sollte. Ich tat ihr die Gewalt an, die sie Euch mit ihren zauberischen Mitteln angetan hatte.«
    »Du hast sie vergewaltigt?«
    »Deutlich vernahm ich die Stimme in mir, sie mit meinem brennenden Speer zu durchbohren. Ich gehorchte. Es fiel mir nicht leicht, glaubt mir, denn mich ekelt vor dem Eindringen, und ich …«
    Wieder sprang Frangipane auf und schlug seinen Diener mit der flachen Hand zweimal ins Gesicht. Mit drohend erhobenen Fäusten beugte er sich über ihn und schien sich auf seinen Sekretär stürzen zu wollen, dann jedoch setzte er sich wieder.
    »Weiter!« befahl er tonlos.
    »Dann stieß ich ihr mein Messer tief ins Herz und hörte erneut die Stimme, die mich anwies, ein Zeichen zu setzen; und ich setzte ein Zeichen. – Danach trug ich den Leichnam zur Brücke. Ich war allein, weit und breit war niemand zu sehen; da warf ich die Tote und ihre Kleider in den Fluß. – Ihr wart gerettet, Herr.«
    »Du hast die einzige Frau getötet, für die ich je wirklich empfand«, flüsterte Frangipane. »Dafür gebühren dir alle Qualen der Hölle.«
    »Habt Erbarmen, mein Herr. Nur um Euch zu retten, tat ich es, und nicht im eigenen Namen.«
    »Erbarmen habe ich lange genug mit dir gehabt! Wenn ich gewollt hätte, würdest du im Kerker der Casa Santa sitzen und könntest nicht in dieser trockenen Zelle auf milde Richter hoffen.«
    Ennea schaute seinen Herrn überrascht an. »Ich kann auf milde Richter hoffen?«
    Frangipane nickte. »Ernesto Teofani wird dich laufenlassen, weil sich deine Schuld nicht beweisen lassen wird – jedenfalls wenn du stark genug bist, nicht zu gestehen. – Bist du stark genug?«
    »Ihr würdet es zulassen, daß ich freikomme?« fragte Ennea ungläubig.
    »Auch wenn es mir in der Seele zuwider ist«, antwortete Frangipane, »so würde ich dich, falls du standhaft leugnest, meinerseits nicht anklagen und ließe dich ziehen. Träfe ich dich jedoch später nochmals an, würde es für dich die Hölle auf Erden werden.«
    »Warum tut Ihr das, Herr? Warum handelt Ihr so mildtätig?«
    »Einmal gebührt dir Dank für deine Dienste, aber nur einmal.«
    »Welchem Dienst verdanke ich diese Gnade?«
    »Orsini«, flüsterte Frangipane. Er erhob sich und klopfte gegen die Zellentür. Der Wächter öffnete sofort. Serena schlüpfte mit dem Bischof hinaus, trug den Krug zurück in den Saal mit den vielen Wartenden und mischte sich unter jene Männer, die immer noch auf ihr Verhör warteten. Frangipane beachtete sie nicht, sondern verließ das Gefängnis mit eiligen Schritten. Nach einiger

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