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Der Engel Der Kurie

Titel: Der Engel Der Kurie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Brun
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mit seinen deutschen Landsknechten vor Parma, der spanische Vizekönig Lannoy lagerte sein Heer vor Frosinone, und kein einziger Schlag war den Päpstlichen seit Ende des Jahres gelungen, die zunehmende Umklammerung zu lockern.
    Die Kurie stand in hektischen Verhandlungen mit den Franzosen und Venetiern und suchte andererseits nach Möglichkeiten, eine Waffenruhe mit den Kaiserlichen zu erreichen. Da die Kasse des Vatikan ausgeplündert war, wollte Clemens gar einen Boten nach Venedig schicken und dort um Bestechungsgelder für Frundsberg bitten, doch seine Berater lachten: Ein Feldherr, der seine eigenen Güter für die Sache des Kaisers verpfändet hatte, sei nicht bestechlich. Selbst seinen argen Feind Orazio Baglione entließ der Papst aus der Haft und nahm ihn als Feldherrn unter Sold, damit er gegen den spanischen Vizekönig ankämpfte. Dann bewilligte er einen Vergleich, wonach die Waffen in Latium ruhen sollten, bis ein umfassender Frieden ausgehandelt wäre. Aber wie doppelzüngig sprach der Pontifex Maximus; denn zugleich mit der Waffenruhe siegelte er ein geheimes Schreiben und ermächtigte seine Feldherren, ihm durch einen Waffengang Erleichterung zu verschaffen.
    Die übertölpelte Truppe des Kaisers wurden von Frosinone vertrieben und bis Ceprano zurückgeschlagen, und nur der heldenmutige Einsatz des Pompeo Colonna rettete den Kaiserlichen die Geschütze. Der Papst und seine Berater befanden sich im Freudentaumel und schmiedeten weitere Pläne, wie Kaiser Karl mit Hilfe der Franzosen endgültig in die Knie gezwungen werden könnte.
    Nur die Römer selbst trauten der Sache nicht. Sie besannen sich darauf, daß sie zu Zeiten ihrer Republik eine Bürgermiliz besessen hatten, und beschlossen auf dem Kapitol, wieder eine solche auszuheben. In jedem Stadtviertel musterte daher seit einigen Tagen der Caporiono die waffenfähigen Männer, und bald waren an die zehntausend Kämpfer aufgeboten, um die Freiheit der Stadt zu verteidigen. Dabei scheute man nicht davor zurück, zwölf- und dreizehnjährige Knaben zu mustern, und legte es geradezu darauf an, streunende Straßenjungen zu erwischen. Die heimatlosen Jungen wurden in einem Feldlager an der Porta Maggiore zusammengelegt und dem Drill junger Söldner unterzogen.
    Cesare und seine Freunde hatten das alte Wohnhaus der Crescenzi verlassen, als ihnen die ersten Aufrufe des Caporiono zu Ohren gekommen waren. Sie fanden ein Ruinengrundstück am Monte Celio in unmittelbarer Nähe zum Kolosseum, auf dem ein verfallenes Wohnhaus stand, dessen Keller durch eine schmale Luke zu erreichen war.
    Da das Gewölbe hinreichend Schutz bot und trocken war, beschlossen Luigi, Cesare, Filippo und Massimiliano, sich dort einzurichten. Von ihren Freunden am Pozzo bianco und drüben im Borgo zogen es einige vor, in ihrem angestammten Viertel zu bleiben, und wurden binnen weniger Tage prompt von den Häschern für die Bürgermiliz eingefangen und zur Porta Maggiore gebracht.
    Serena wohnte nach wie vor mit ihrem kleinen Vetter Giovanni, dem Liebling aller Huren, bei Apollonia, und damit die Kupplerin keinesfalls auf den Gedanken kam, sie anlernen zu wollen oder sie zu vertreiben, hatte ihr Jakob abermals fünf Goldscudi zugesteckt.
    Golden stand die Morgensonne über dem Kolosseum. Jakob versuchte sich vorzustellen, wie die Stadt zur Zeit der Apostel Petrus und Paulus ausgesehen haben mochte, und überlegte, ob der kaiserliche Prunk die Pracht von Lateran und Vatikan in den Schatten gestellt hätte. Vielleicht lag ja gerade darin das Übel, daß sich die Päpste im Laufe der Zeit die Stellung als Pontifex Maximus angemaßt hatten und versuchten, die Cäsaren nachzuahmen. Sein Wunsch, in die bayerische Heimat zurückzukehren, wurde immer dringlicher. Er sehnte sich nach der Ruhe eines Klosters. Wie schön wäre es, in München Knaben in der Lateinschule zu unterrichten und ansonsten eingebunden zu sein in den mönchischen Kreislauf des Lebens.
    Während er in die steigende Februarsonne blickte, war ihm, als setzte sich Claudia neben ihn, hielte seine Hand auf eine geschwisterliche Art und Weise und hörte ihm zu, wie er ihr vor vier Wochen zugehört hatte.
    Sie hatte ihn wieder in dem verschwiegenen Raum mit den Ledertapeten empfangen und ihm einen Tee mit Pfefferminze und Salbei serviert. Die Nachricht von der Festnahme des Mörders nahm sie gelassen auf, es schien, als sei ihr jeder Gedanke an Rache abhanden gekommen. Über ihren Augen lag nach wie vor ein Schleier von

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