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Der Engel Der Kurie

Titel: Der Engel Der Kurie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Brun
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an jenem Ungetüm angelegt haben, werden bei einem plötzlichen Ruck des Fisches sowohl die Seeleute als auch die Schiffe in die Tiefe gezogen. – So ist der Teufel, und so sind alle seine Spießgesellen. Wer den höllischen Gauklern in die Falle geht, wird durch falsche Bilder eingelullt und dann ins Verderben gerissen; und so sind sie alle, die in Rom Recht sprechen sollen. Sie tun so, als gäbe es ein gerechtes Urteil, und wenn wir erst getäuscht sind, drehen sie uns eine Nase und tun, was sie wollen. Wenn wir Ernesto Teofani vertrauen und der Mörder kommt frei, sind wir selbst an unserem Unglück schuld. Ich würde niemals an einem Walfisch ankern.«
    Serena gab sich geschlagen; auch sie begann nun zu fürchten, daß der Mörder im Gefängnis nicht sicher verwahrt war. Rasch wurden die Rollen verteilt, dann ging Luigi mit Serena hinüber zum Corte Savella. Sie bezogen in einem Gebüsch gegenüber des Gefängnisses Posten und warteten.
    Lange wurde ihre Geduld nicht auf die Probe gestellt. Es mochten kaum zehn Minuten vergangen sein, da sahen sie einen kleinen, dicken Bischof herbeieilen, der an der Gefängnispforte herrisch Einlaß verlangte.
    »Das ist Frangipane«, flüsterte Luigi aufgeregt, »der Herr des Mörders. Ich bin sicher, er will seinen Sekretär freibekommen.«
    Angestrengt versuchten die beiden, etwas von dem Wortwechsel zu verstehen, doch schon ließ der Wächter den Bischof ein und geleitete ihn zu einer weiteren Pforte. In diesem Augenblick war der Gefängniseingang unbewacht, und ohne weiter nachzudenken, sprang Serena auf und schlüpfte in den Corte Savella.
    Luigi unterdrückte einen Schrei und blickte gebannt hinüber, wo es Serena gelang, im Gefolge des Bischofs in das Gefängnis selbst einzudringen. Dort befand sich ein weiter Saal, in welchem mehrere Menschen herumstanden und offensichtlich auf irgend jemanden warteten. Frangipane wurde von dem Wächter angewiesen, sich hier zu gedulden, bis ihn jemand abholen werde. Serena gesellte sich einer Gruppe zerlumpter Männer zu, die offensichtlich, wenn sie ihre Gespräche richtig deutete, als Zeugen wegen eines Diebstahls vorgeladen waren und keinerlei Notiz von ihr nahmen. Auf einem Tisch stand ein mit Wasser gefüllter irdener Krug; Serena nahm ihn an sich, und als ein Wächter auf den Bischof zuschritt und bat, mit ihm zu kommen, schloß sich Serena den beiden mit einer solchen Selbstverständlichkeit an, daß weder der Wächter noch Frangipane das Wort an sie richteten.
    Zunächst liefen sie einen düsteren Flur entlang, dann stiegen sie eine Treppe hinab, bogen um eine Ecke und standen vor dem Verlies, in dem Ennea gefangengehalten wurde. Der Wächter öffnete die Tür und ließ den Bischof ein; den Krug hoch haltend, betrat Serena ebenfalls die Zelle, und schon war sie mit den beiden Geistlichen in der Zelle eingesperrt.
    Ennea sprang von seiner Pritsche auf, als er seinen Herrn sah. Er kniete nieder und flehte: »Helft mir, Herr. Ich werde unschuldig verfolgt, meine Feinde trachten mir nach dem Leben.«
    »Beruhige dich, mein Lieber«, antwortete der Bischof barsch. »Erhebe dich und setz dich auf deine Pritsche. – Und du«, wandte er sich an Serena, »gib mir zu trinken; in dieser Luft trocknet einem ja die Kehle aus.«
    Während Serena in den Becher, der neben der Tür am Boden stand, aus ihrem Krug Wasser goß, ließ sich Frangipane auf den Hocker fallen und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    »Was wirft man dir vor?«
    »Ich soll sechs Huren und einen Kardinal ermordet haben. Was für eine schändliche Lüge!«
    »Und wie bis du hierhergelangt?«
    »Der deutsche Mönch, diese Natternbrut«, zischte Ennea haßerfüllt, »hat mich abführen lassen. Mit einem üblen Trick hat er mich getäuscht, sonst hätte ich Euch rufen können.«
    »Jakobus, der Dominikaner?« Der Bischof seufzte überrascht auf. »Bist du schon befragt worden?«
    »Ja, aber so anfängerhaft, daß selbst ein Schuldiger gelacht hätte.«
    »Du hast also nichts gestanden?«
    »Aber nein!« Ennea schaute seinen Herrn entrüstet an.
    »Was wird geschehen, wenn sie dir die Werkzeuge zeigen?«
    »Mich ängstigt kein spanischer Stiefel.«
    »Du solltest die Tortur nicht unterschätzen«, bemerkte Frangipane, und in seiner Stimme schwang ein häßlicher Ton mit, so, als würde der Bischof sich insgeheim auf die Folter seines Dieners freuen.
    »Sie dient der Wahrheitsfindung, und Gott steht den Unschuldigen bei«, erwiderte Ennea.
    »Bist du wirklich

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