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Der Engel Der Kurie

Titel: Der Engel Der Kurie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Brun
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Orsinis Gemächer gelangt?« wollte Jakob wissen.
    »Ich konnte ohne Mühe hineinspazieren«, preßte Ennea hervor. »Es gab keine Wächter.«
    »Als du die Hure bestraft hast, lebte der Kardinal da noch?«
    »Nein, ihn habe ich zuerst getötet, und dann habe ich die Hure bestraft.«
    »Und das ließ sie sich ohne Gegenwehr gefallen?«
    Ennea nickte grimmig. »Was wollt Ihr noch? Ich habe alle Taten gestanden. Richtet über mich und sprecht Euer Urteil, aber hört auf, mich zu quälen.«
    »Wir wollen keine Geständnisse von dir, sondern die Wahrheit hören«, sagte Jakob und blickte zum Governatore. Teofani nickte, wenngleich ein wenig unwillig, wie Jakob schien; womöglich war er mit den Geständnis zufrieden und wollte die Prozedur beenden. Doch Jakob waren Zweifel gekommen; einige der Morde hatte Ennea zweifellos begangen, aber anscheinend gestand er auch, was er gar nicht getan hatte.
    »Woher hast du gewußt, daß der Kardinal sündigen Besuch empfangen hatte?« fragte er.
    »Von Casale, wie in allen Fällen; Casale meinte zu meinem Herrn, es wäre von besonderem Vorteil, etwas gegen einen Orsini in der Hand zu halten.«
    »Und wie bist du in Orsinis Gemächer gelangt?«
    »Ich habe mich zu Besuch angemeldet, und seine Haushälterin hat mich eingelassen.«
    »Nein, sie hatte Anweisung, niemanden zum Kardinal vorzulassen.«
    Ennea schüttelte den Kopf. Ihm war anzusehen, daß er den geringsten Schmerz nicht mehr ertragen würde. »Frangipane sagte, wir hätten den alten Orsini am besten in der Hand, wenn ein junger Mann die Hure begleite. Der Kardinal dächte zwar in den Armen einer Frau am sanftesten an die Liebe, würde sich aber die Erfüllung von einem Mann wünschen. Es war ein Auftrag meines Herrn, und ich ließ ihn wissen, daß ich ihn erfüllen würde. Daher wurden Lydia und ich gemeinsam beim Kardinal angemeldet und gingen hinein. Dann wollte der alte Lüstling, daß ich die Hure vor seinen Augen besteige, und Lydia mußte ihn mit ihren Lippen liebkosen. Es grenzte an ein Wunder, daß dieser vertrocknete Brunnen noch Wasser spendete. Ich ekelte mich über alle Maßen und haßte ihn für seine Schweinereien. Er war der Buße nicht würdig; ich erschlug ihn, wie man Gewürm zertritt, und dachte mir, auch ein toter Orsini würde Casale nutzen. Lydia aber saß wie gelähmt da. Mit einem raschen Sprung war ich bei ihr und stieß ihr das Messer zwischen die Rippen.«
    Jakob fiel der Dialog ein, den Frangipane vor fünf Wochen mit Ennea in der Zelle geführt hatte; er habe längst gewußt, hatte Frangipane gesagt, was er mit Ennea auf sich geladen habe. Wenn das zutraf, dann mußte der Bischof zumindest ahnen, daß sein Sekretär die Hure nach dem Akt getötet hatte, um sie zu bestrafen; und dann hatte es nahegelegen, daß er den alten Kardinal ebenfalls aus dem Weg räumte, um den Zeugen seiner Tat zu beseitigen. Kannte man Ennea, wurde das ganze Geschehen im vorhinein absehbar, und dann war es, als würde sich Frangipane für den Mord an Orsini seines Kaplans bedienen, wie andere einen Hammer verwenden, um einen Nagel in die Wand zu schlagen.
    Jakob nickte und sagte laut: »Ich glaube dir. Nun mußt du nur noch eine Frage wahrheitsgemäß beantworten: Was geschah mit Antonia?«
    Ennea schaute ihn mit vor Entsetzen geweiteten Augen an. »Bei Gott, ich schwöre es, diese Tat fällt mir nicht zur Last.«
    Jakob spürte, daß der Kaplan die Wahrheit sprach. Er drehte sich um und setzte sich neben Teofani. Er fühlte sich müde und leer. Der Governatore fragte den Schreiber, ob er alles protokolliert habe, und als der Mann bejahte, beendete er die Sitzung und für den morgigen Tag die Verlesung des Urteils an.
    »Du hast Anspruch auf einen Beichtvater in deiner letzten Nacht«, wandte sich Teofani an Ennea. »Hast du einen Wunsch?«
    »Darf mir Bischof Frangipane das letzte Geleit geben?« bat Ennea mit schwacher Stimme, und ehe Jakob einen Einwand vorbringen konnte, stimmte der Richter der Bitte zu.
    Die Sonne stand im Süden, als Jakob den Corte Savella verließ und sich Richtung Campo de Fiori aufmachte; er wollte bei Apollonia anklopfen und Serena sprechen und anschließend bei Giuseppe eine Kleinigkeit essen. In den Straßen herrschte rege Betriebsamkeit. Auffällig viele Männer liefen mit Waffen umher, und Jakob meinte, in den Gesichtern der Menschen eine besondere Anspannung wegen der verworrenen Kriegslage zu lesen.
    Er traf Serena in ihrem Zimmer an, wo sie mit zwei Mädchen am Boden saß und mit

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