Der Engel von Santa Marguerita
eingebauten Schrank, den ich mit meinem Taschentuch vorsichtig aufmachte, entdeckte ich unter anderem drei weitere blaue Kaffeetassen.
Ich ging zum Schreibtisch, um die Polizei anzurufen. Auf dem Schreibtisch stand eine kleine italienische Reiseschreibmaschine, in die ein zartgrünes Papier eingespannt war. Es war ein gutes, gehämmertes Briefpapier mit den Buchstaben „A F“ in Stahlstich und Lack in der linken Ecke. Ich las, was auf dem Papier stand:
Ich habe Lynn Collins getötet. Ich kann ohne ihn nicht leben, und ich weiß, daß er mich niemals geheiratet hätte. Deshalb blieb mir keine andere Wahl. Ich mußte ihn töten und muß nun den gleichen Weg gehen.
Der Bogen war etwas aus der Maschine herausgedreht und mit ,Arlene Forjeon’ unterschrieben.
Ich hob den Hörer ab, und als sich der Portier meldete, verlangte ich eine Verbindung mit der Polizei von Long Beach. Ich sagte ihnen, was hier los war, und dann rief ich Dug Craig in Los Angeles an. Auch ihm sagte ich, was ich hier gefunden hatte, und er versprach, sofort zu kommen.
Ich setzte mich inzwischen auf den federnden Armstuhl hinter den Schreibtisch, dachte nach und rauchte, und zwischendurch las ich noch einmal den Abschiedsbrief.
Zehn Minuten später kamen sie. Zwei Polizisten, ein Captain, ein Zivilist, offenbar der Distriktsanwalt, und das übliche Personal. Sie fotografierten die Tote, warteten aber noch auf den Arzt. Der Captain knöpfte mich vor und versuchte, mich auszuquetschen, aber ich sagte zunächst nur, ich hätte sie besuchen wollen, sonst wisse ich nichts.
Der Arzt kam und meinte, sie müsse vergiftet worden sein; Aussehen und Stellung der Toten deute auf Zyankali hin. Der Tod könne, seiner Schätzung nach, etwa nachts um zehn oder elf, vielleicht auch um zwölf Uhr eingetreten sein; Genaues könne man erst nach der Obduktion feststellen.
Der Mann in Zivil, der Distriktsanwalt von Long Beach namens Henry Ince, las den Brief, ohne die Maschine zu berühren.
„Klarer Fall, was?“ fragte ich ihn.
„Scheint so“, sagte er und beauftragte den Fingerabdruckmann, die Maschine zu untersuchen. Sie fanden sowohl an der Maschine als auch auf den Tasten nur die Abdrücke von Arlene Forjeon.
„Ja“, nickte Mr. Ince mir zu, „das scheint ziemlich klar zu sein. Und was haben Sie damit zu tun?“
Ich hatte ihnen, gleich als sie gekommen waren, gesagt, wer ich sei, und sie hatten sofort die Ohren gespitzt. Nun schauten sie wieder alle auf mich. Ich zeigte auf den Brief und sagte:
„Ich kannte Lynn Collins. Er wurde gestern abend erschossen.“
„Ach!“ machte der Captain, „war das der, den sie in einem Motorboot gefunden haben?“
„Ja, der war’s.“
„Ich hab’ die Meldung gelesen“, sagte er, „so, — das war der. Na, dann haben Sie ja die Sache schon klar.“
„Wahrscheinlich“, sagte ich.
Die Leute von der Ambulanz erschienen und wollten Arlene abholen, aber ich bat, sie sollten noch etwas warten, und sagte ihnen, daß Dug Craig vom FBI kommen würde.
Da es in ihren Augen ein glatter Fall war, hatten sie nicht viel dagegen, nur Henry Ince, der Distriktsanwalt, verzog ein wenig das Gesicht.
„Steckt da noch mehr dahinter?“ fragte er mich.
„Ich weiß es nicht“, sagte ich, „aber er hat den Fall Collins bearbeitet.“
„Er? Ich dachte, die von Palos Verdes Estates?“
„Die auch, und die Stadtpolizei von Los Angeles; Captain Maxwell weiß ebenfalls Bescheid.“
„Sieh‘ mal an!“ sagte er nur.
Wir standen herum und warteten auf Craig.
Etwa um siebzehn Uhr fünfzehn kam Dug Craig hereingefegt. Er begrüßte die Anwesenden kurz und schaute sich alles an. Dann hoben die Sanitäter die Leiche auf die Bahre.
Ich nahm Craig am Ärmel und zeigte ihm den Ohrring, den Arlene im rechten Ohr trug.
„Den andern“, sagte ich, „hab’ ich gestern im Bootshaus aus dem Wasser geholt.“
„Also das war’s“, nickte Craig, „sieht demnach wirklich so aus, als ob es so wäre, wie es den offensichtlichen Anschein hat.“
Ich zwinkerte ihm zu und sagte betont: „Ja, es sieht so aus.“
Der Captain und der Distriktsanwalt stellten sich zu uns, und ich erklärte: „Sie hat ihn gestern im Bootshaus wahrscheinlich nochmals zur Rede gestellt, und dann schoß sie ihn von hinten nieder. Sie setzte ihn dann ins Boot und jagte ihn aufs Meer hinaus. Hierauf fuhr sie mit meinem Wagen bis Palos Verdes Estates, von dort wird sie ein Taxi genommen haben und damit hergefahren sein. Und hier mixte sie sich dann
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