Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Engel von Santa Marguerita

Der Engel von Santa Marguerita

Titel: Der Engel von Santa Marguerita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
Vom Netzwerk:
diesen Schlummercocktail.“
    Der Distriktsanwalt nickte. „Spricht nichts dagegen, wie mir scheint. Wir werden es dem Coroner so erklären.“
    ,Ja’, dachte ich, ,und damit habt ihr euch zwei Morde auf bequemste Art vom Halse geschafft.’ Ich schaute Craig fragend an. Er nickte kaum merklich mit dem Kopf.
    „Gut“, sagte ich, „wenn ihr mich als Zeugen braucht, werde ich das gleiche aussagen.“
    Sie verabschiedeten sich. Den Abschiedsbrief, die Tasse und den Ohrklip nahmen sie mit, und ich versprach, den zweiten Ohrklip zur Verhandlung mitzubringen.
    Als sie gegangen waren, machte ich das Fenster auf. Craig und ich traten auf den schmalen Balkon hinaus.
    „Na — und?“ sagte Craig.
    „Das ging mir alles zu glatt, viel zu glatt. Die Motive und Beweise sind allzu offensichtlich. Aber es ist gut, wenn sie den Fall auf diese Weise zur Ruhe bringen.“
    Craig wiegte den Kopf.
    „Aber wollen Sie wirklich bei der Verhandlung dabei bleiben? Wie weit sind Sie überhaupt?“
    „Erstens“, sagte ich, „bin ich ein simpler Privatdetektiv. Ich kann von einem Fall denken, was ich will, meine Gedanken brauche ich dem Coroner nicht zu sagen. Und die Tatsachen sind so, wie diese Burschen es hier gesehen haben. Zweitens: wie weit ich bin, weiß ich selber noch nicht. Der Brief und der Ohrklip, — oh, einen Moment mal!“
    Ich suchte in ihrem Schreibtisch herum und fand das Briefpapier. Hierauf spannte ich einen Bogen in die Maschine und tippte die Wörter: töten — getötet.
    „Diese beiden Wörter mit ,ö’ kommen in dem Brief vor“, sagte ich zu Craig. „Und beide Male stand das ,ö’ etwas höher als die anderen Buchstaben. Und hier, — bitte!’!
    Ich schrieb die beiden Wörter noch einmal, und auch einige andere Wörter mit ,Ö’, aber es stand immer genau auf der gleichen Höhe mit den anderen. Schließlich schrieb ich den ganzen Brief noch einmal, soweit ich ihn im Gedächtnis hatte, und gab den Bogen Craig.
    „Ich werde das feststellen“, sagte er.
    „Ja, bitte, — aber unauffällig!“
    „Worauf Sie sich verlassen können. Und was wissen Sie noch?“
    „Ich glaube nicht daran“, erklärte ich ihm, „daß ihn eine Frau umgebracht hat.“
    „Warum nicht?“
    „Gestern morgen wurde der Versuch gemacht, ihn mit Zyankali zu vergiften, und gestern abend wurde er hinterrücks durch Genickschuß erledigt. Sagen Sie selbst: tut das eine Frau? Ist eine Frau so hartnäckig? Wohlgemerkt, eine liebende, aber enttäuschte Frau? Nein, wenn es Arlene gewesen wäre, die hätte vielleicht Krach mit ihm gehabt und ihm in ihrer Wut ein ganzes Magazin in den Bauch gejagt. Aber zwei im modus operandi völlig verschiedene Mordanschläge...? Das sieht doch kaum nach einem Mord aus Leidenschaft aus, sondern viel mehr nach festem Vorsatz und raffinierter Überlegung.“
    Craig nickte. „Tja, — da mögen Sie recht haben. Aber ihr Ohrklip?“
    Ich winkte ab. „Wenn der Brief nicht von ihr stammt, dann brauchen auch die beiden Klips nicht ihr gehört zu haben.“
    „Dann müßte der Kerl ja geradezu meisterhaft gerissen arbeiten!“
    „Eben drum“, grinste ich, „drum bin ich ja so scharf auf diesen Fall. Etwas Reklame braucht jeder, sogar ein Privatdetektiv; erst recht dann, wenn er die Praxis geerbt hat.“
    Craig klopfte mir auf die Schulter. „Ihre Pläne, Marlon?“
    Ich stand neben dem Schreibtisch und blätterte in den Journalen, die auf einem kleinen Blumentisch vor dem Fenster lagen. Eine Nummer von ,Harpers Basar’ kam mir in die Finger. Es war die Augustnummer. Ich legte sie wieder hin, ohne mir etwas dabei zu denken.
    „Meine Pläne? Ich mache ein paar Tage Ferien in Santa Marguerita. Übrigens, wenn Sie mir einen Gefallen tun wollen: Lassen Sie mir alles zusammenstellen, was man über diese drollige Familie weiß.“
    „Wird gemacht“, sagte er.
    Wir wollten hinunterfahren und merkten, daß kein Schlüssel da war. Wir suchten fast eine Stunde lang den Schlüssel, im ganzen Apartment, an allen möglichen und unmöglichen Stellen, aber wir konnten den Schlüssel nicht finden.
    Wir fuhren hinunter, und ich fragte den Portier, wann abends abgesperrt würde.
    „Um zehn Uhr“, sagte er.
    „Ist dann niemand mehr hier? Wer bedient denn das Telefon?“
    „Es wird auf Automat umgestellt, Sir. Um zehn Uhr ist der Dienst beendet.“
    „Wissen Sie, wann Miß Forjeon gestern heimgekommen ist?“
    „Ja“, sagte er, „das weiß ich ganz genau. Es war abends um halb sieben Uhr. Sie sagte mir, sie habe

Weitere Kostenlose Bücher