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Der Engel von Santa Marguerita

Der Engel von Santa Marguerita

Titel: Der Engel von Santa Marguerita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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Collins=Forjeon hätte ein Mann voraussichtlich nur Collins umgebracht, um freie Hand bei Arlene zu haben. Umgekehrt würde eine Frau wahrscheinlich Arlene getötet haben, da sie ihr bei Collins im Wege war. Daß ein Eifersüchtiger beide Teile beseitigt, ist sehr, sehr selten. Und deshalb strich ich vorerst auch diesen Punkt.
    Es verblieben mir somit nur folgende Motive, der Wichtigkeit nach geordnet:
    persönliche Vorteile, Angst, Wahnsinn.
    Damit hatte sich das Dschungel schon etwas gelichtet, und ich hatte die drei neuralgischen Punkte, die ich nun anzubohren beschloß.
    Die Frage: männlicher oder weiblicher Täter war auch nicht leicht zu beantworten. Für einen männlichen Täter sprach allerlei: hauptsächlich der Genickschuß, das Verbringen des Toten ins Motorboot und dessen Start aufs Meer.
    Die Vergiftung von Arlene und der Versuch, Collins zu vergiften, sprach mehr für eine Frau, auch der listig vorgetäuschte Selbstmord konnte sehr wohl einem weiblichen Hirn entsprungen sein, und wenn ich gar annahm, die Mörderin habe im Bootshaus einen Ohrklip verloren, es dann später bemerkt und den zweiten Ohrklip geschickt zu einer Täuschung ausgenutzt, so bestand kaum ein Zweifel, daß nur eine Frau als Täterin in Frage kam.
    Ich schränkte das jedoch sofort wieder ein, da ich mir sagte, daß die Sache mit den beiden Ohrklips ebensogut eine sehr raffinierte Irreführung sein konnte, erdacht von einem Mann, um den Verdacht mit Sicherheit auf eine Frau zu lenken.
    Ich nahm mir jedenfalls vor, Männlein und Weiblein von Santa Marguerita gleichermaßen im Auge zu haben.
    Inzwischen hatte ich die Hügel umfahren, und als ich in die Nähe von Palos Verdes Estates kam, begegneten mir die ersten Wagen mit Licht. Ich fuhr nicht bis in die Ortschaft hinein, sondern bog rechts in den steilen Bergweg ein, den ich gestern nacht heruntergekommen war. An der Stelle, wo er in den Paseo Lunado mündete, ließ ich meinen Wagen stehen und erklärte Mr. Smith, daß er wieder mal eine längere Zeit ungestört würde schlafen können.
    Ich ging bis zu dem Ziegeltor und schaute hinein. Neben dem Blumenrondell mit der Engelstatue stand ein weißer Polizeiwagen. Hinter den Büschen ging ich näher heran und erkannte, daß er aus Palos Verdes Estates war. Da kehrte ich wieder um, holte meinen Wagen und parkte dicht hinter dem Polizeiauto.
    Als ich dann auf das Herrenhaus zugehen wollte, sah ich im Eingang O’Sullivans graues Haar aufleuchten. Er verabschiedete sich gerade auf das Freundlichste von einem großen, schlanken Mann, dessen Gesicht ich nicht erkennen konnte.
    Während dieser Mann in Richtung zu den Garagen ums Haus herum verschwand, kam O’Sullivan auf mich zu. Er grüßte mich mit einer Herzlichkeit, die das Kühlwasser eines mittleren Lastwagens zum Gefrieren gebracht hätte.
    „Na“, knurrte er, „Sie scheinen beim FBI ja dicke Freunde zu haben. Sie können sich vielleicht vorstellen, wie entzückt ich über sowas bin.“
    Ich grinste ihn unverschämt an und sagte nur:
    „Was gibt’s Neues?“
    „Neues?“ schnaubte er, „das müßten Sie besser wissen als ich. Aber seit man aus mir nur noch so eine Art Laufburschen gemacht hat —“
    Er brach ab und suchte etwas in seinen Taschen. Ich hielt ihm mein Zigarettenpäckchen unter die Nase. „Das beruhigt“, sagte ich.
    Er fauchte mich an wie eine Wildkatze und ignorierte meine Zigaretten.
    „Craig hat mich angerufen“, sagte er, „ich habe auf seinen Wunsch für Sie dort drinnen“ — er deutete mit dem Daumen auf das Haus — „alles wieder ins Geleise gebracht und erklärt, man hätte Sie nur zur Identifizierung mitgenommen. Ob Collins ermordet worden sei oder sich selbst umgebracht hätte, wüßten wir noch nicht.“
    „Ausgezeichnet! Von Arlene Forjeon wissen sie da drin also noch nichts?“
    „Nein.“
    „Dann ist ja alles in schönster Ordnung. Vielen Dank für Ihre freundliche Unterstützung.“
    Er drehte sich wortlos um, kletterte in seinen Chevrolet, knallte die Wagentür zu und schaute mich, während er den Motor startete, verbissen an. Doch dann grinste er plötzlich und winkte mich zu sich. Ich kam dicht an sein offenes Fenster, und er sagte: „Was ich beinahe vergessen hätte, Marlon: die Nummer der Pistole, mit der Collins erschossen wurde, und die wir im Boot gefunden haben, ist registriert. Sie gehört Mr. Stephen Dardington, — der gerade dort ums Haus verschwunden ist. Ich habe ihm nichts davon gesagt. So, jetzt haben Sie eine

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