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Der Engelmacher

Der Engelmacher

Titel: Der Engelmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Brijs
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Schritt waren Solar und Grath seiner Methode gefolgt, um Mäuseembryos zu klonen, und nie war es ihnen gelungen, auch nur einen einzigen Embryo durchzubringen. Wie mit einem Filetiermesser hatten sie sich den Bericht Victor Hoppes vorgenommen und quasi jeden einzelnen Punkt erbarmungslos mit scharfer Kritik zunichte gemacht. Ihr Schluss war ebenso bündig wie eindeutig: »Das Klonen von Säugetieren durch den Transfer eines Zellkerns in die Eizelle ist in biologischer Hinsicht unmöglich.«
    Noch wichtiger war das, was zwischen den Zeilen stand. Da wurde suggeriert, die Arbeit Victor Hoppes sei wertlos, ja schlimmer noch, er habe sich des Betrugs schuldig gemacht.
     
    Rex Cremer stürzte ohne anzuklopfen ins Labor. Er hatte die fragliche Ausgabe von Science dabei und hielt sie Victor, der hinter seinem Schreibtisch saß, schon von weitem entgegen.
    »Hast du das gelesen?«
    »Das sind Stümper«, antwortete Victor ohne Zögern.
    »Dasselbe behaupten sie von dir.«
    »Ach, was haben die schon zu melden?«
    »Sie haben einen Namen, Victor! Und ein Renommee!«
    »Das will nichts heißen .«
    »Das will sehr viel heißen! Zum Beispiel, dass man das, was sie sagen, sofort für wahr hält.«
    »Trotzdem sind es Stümper.«
    »Ich habe es auch nicht geschafft«, sagte Rex trocken. »Nicht ein einziges Mal in drei Jahren.«
    Darauf erfolgte keine Reaktion. Victor starrte weiter vor sich hin. Der Ärztliche Direktor fing noch einmal an.
    »Ich habe immer schützend die Hand über dich gehalten«, sagte er ruhig, »und ich bin auch bereit, dich noch einmal zu verteidigen, aber diesmal wirst du selbst auch etwas dafür tun müssen. Die anderen Professoren sind wütend.«
    »Die haben damit nichts zu tun«, murmelte Victor vor sich hin.
    »Das haben sie sehr wohl. Die ganze Abteilung ist davon mitbetroffen. Sogar der Rektor hat schon lästige Fragen gestellt bekommen. Wir müssen dringend reagieren.«
    »Auf Lästereien reagiere ich nicht.«
    »Das sind keine Lästereien! Kapierst du das denn nicht? Das ist das Ergebnis jahrelanger Forschungen zweier renommierter Wissenschaftler. Wenn du nicht darauf reagierst, dann ist es vorbei.«
    »Was ist dann vorbei?«
    »Alles. Dieses ganze Experiment. Dann werden die Mittel gestrichen und die Abteilung verkleinert oder ganz dicht gemacht.«
    Victor starrte weiter vor sich auf den Schreibtisch. Man konnte deutlich hören, wie er ein- und ausatmete.
    »Da kommt noch etwas«, sagte er dann.
    »Was sagst du?«
    »Dass da noch etwas kommt.«
    »Wie meinst du das?«
    »Ich kann beweisen, dass sie Unrecht haben.«
    »Dann tu es.«
    »Dafür ist es noch zu früh.«
    »Vor einem halben Jahr hast du gesagt, du wärst innerhalb von sechs Monaten fertig. Jetzt sind schon sieben Monate vergangen. Ich hatte wirklich gehofft, du hättest allmählich irgendwas vorzuweisen, Victor.«
    Rex seufzte. Allmählich wurde ihm klar, dass er die ganze Zeit über viel zu naiv gewesen war, und jetzt musste er den Preis dafür bezahlen. Victor faltete die Hände und sah auf.
    »Ich bin fertig«, sagte er dann. »Ich muss jetzt nur abwarten.«
    »Was meinst du damit, Victor? Hör bitte auf, in Rätseln zu sprechen. Das ist jetzt nicht der passende Zeitpunkt dafür.«
    »Ich zeige es dir.«
    Er stand auf und ging zu dem Tisch mit dem binokularen Mikroskop für das Injizieren der Zellen. Drumherum lagen Papierstapel und Zeitschriften sowie ein paar leere Reagenzglashalter. Rex sah sich kurz um. Ihm fiel auf, dass überall im Labor Papiere herumlagen, aber sonst nichts auf Victors Arbeit hindeutete. Es standen keine Versuchsanordnungen oder Petrischalen bereit, und nirgends waren Kästen mit Mäusen zu sehen. Es schien, als wäre Victor tatsächlich fast fertig mit seinem Versuch und schlage nun zwischendurch die Zeit tot, indem er Zeitschriften las wie ein Nachtwächter.
    Victor kehrte mit einem kleinen Stapel zurück, in dem er nach etwas suchte. Wie Pokerkarten legte er schließlich vor Cremers Nase fünf Fotos nebeneinander auf den Tisch. Es waren fünf identische Mikroskopaufnahmen, die alle dasselbe Datum, aber eine unterschiedliche dreistellige Ziffer aufwiesen. Ohne irgendeine Erklärung legte Victor dann fünf weitere Fotos auf den Tisch. Auch diese waren identisch und unterschieden sich kaum von der ersten Serie. Auf den Bildern war Mal um Mal zu sehen, wie das Ende einer Pipette in eine Zelle eindrang. Oberhalb der zehn ersten Fotos legte Victor nun wiederum fünf neue aus, auf denen jeweils eine Zelle nach

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