Der Engelmörder - Spindler, E: Engelmörder
sie sie als Bedrohung? Machten sie sie eifersüchtig?
„Detective?“
Sie drehte sich zu einem der Officers um, die Lundgrens Truck durchsuchen sollten. „Haben Sie was gefunden?“, fragte sie.
„Nichts, alles komplett sauber. Sollen wir ihn beschlagnahmen?“
„Ja, machen Sie das.“ Zwar suchten sie nicht nach Spuren, die sich auf die Morde an den Mädchen bezogen, doch Buddy Brown war irgendwo ermordet und dann zum Anna Paige Park gebracht worden. „Ist Detective White bei Lundgrens Anwalt?“
„Ja, die beiden sind im Keller.“
Der Anwalt war ihnen auf Schritt und Tritt gefolgt, während ein weiterer Officer Lundgren Gesellschaft leistete, der draußen warten musste.
Wieder wandte sie sich den Fotos zu und wunderte sich. Irgendetwas stimmte nicht. War Joe Lundgren wirklich so verdächtig, wie sie zuerst gedacht hatte? Der Gedanke, Joe bestrafe Kitt, war keineswegs abwegig gewesen, solange sie in ihm einen zornigen, eifersüchtigen Mann sah.
Doch würde ein solcher Mann überall Fotos seiner Exfrau aufstellen? Ja, das würde er, wenn er gerissen war und wenn er sich von seinem Intellekt leiten ließ, nicht von seinen Gefühlen.
Womit sie wieder bei ihrem Dilemma angelangt war, dennsie konnte ihn sich nicht als einen solchen Mann vorstellen. Zu ihrer Theorie passte er damit überhaupt nicht. Und einen Beweis hatten sie schon gar nicht gefunden.
Ihre Gedanken kehrten zurück zu ihrem Streit mit Brian. Hatte Kitt etwas davon mitbekommen? Hoffentlich nicht; sie konnte sonst leicht einen völlig falschen Eindruck von ihr bekommen. Und wenn sie ehrlich war, störte M.C. der Gedanke, dass es so sein könnte, denn so wenig sie auch Kitt und deren Methoden vertrauen mochte, so empfand sie doch Bewunderung für sie. Und auf ihre ganz eigene Art waren sie beide ein recht gutes Team.
Als M.C. ins Büro zurückkehrte, war es fast halb sechs. Sal sah von dem Bericht hoch, der vor ihm auf dem Tisch lag. „Und, wie war’s?“
„Für den Kleinkram brauchen wir noch eine Weile, aber es gab nichts Offensichtliches.“
„Und jetzt?“
„Geben Sie Kitt den Fall zurück.“
Fragend schaute er sie an. „Halten Sie das für eine gute Idee?“
„Lundgren ist nicht unser Mann.“
„Heute Morgen waren Sie noch genau der entgegengesetzten Meinung, Detective.“
„Ich weiß, aber ich stehe dazu.“
Einen Moment lang dachte er nach, schließlich nickte er. „Aber in eingeschränktem Umfang, solange der Kleinkram nicht gesichtet ist. Ich kann nicht zulassen, dass die Ermittlungen anschließend für null und nichtig erklärt werden.“
„Schon klar. Ich gehe jetzt erst was essen, danach sehe ich mir die Sachen an.“
Was M.C. Sal nicht verriet, war ihre Absicht, nicht alleinzu Abend zu essen. Den ganzen Tag über musste sie an Lance denken, und er war genau, was sie jetzt brauchte.
Sie rief nicht erst bei ihm an, sondern fuhr bei Wok To Go vorbei und begab sich dann zu ihm nach Hause. „Hi“, sagte sie, als er die Tür öffnete. Sie hielt die Papiertüte hoch. „Ich habe Essen mitgebracht.“
„Mein rettender Engel!“
Nachdem sie eingetreten war, hatte sie den Eindruck, als habe ein Tornado in dem zuvor blitzblank aufgeräumten Apartment gewütet. Sie ließ ihren Blick schweifen und sah Bücher, Fotos, Notizzettel auf dem Boden liegen. Blätter waren zusammengeknüllt und achtlos irgendwohin geworfen worden. Benutzte Kaffeetassen standen herum, leere Limodosen, eine große Pizzaverpackung. Mittendrin ein überquellender Aschenbecher.
„Du rauchst?“, fragte sie irritiert.
Er schnitt eine Grimasse. „Ein Freund war zu Besuch, ein Kettenraucher.“ Er machte ihr einen Platz auf dem Sofa frei und begann, die Pizzaschachtel sowie leere Dosen und Tassen einzusammeln.
„Du musst das Chaos bitte entschuldigen. Ich arbeite an neuem Material, und das ist ein schmerzhafter Prozess.“
„Danach sieht es aus. Willst du mir irgendwas davon …“
„Nein, danke.“
Seine schroffe Erwiderung versetzte ihr einen Stich, doch sie äußerte sich nicht weiter.
Kurz darauf aßen sie schweigend, bis Lance die Essstäbchen zur Seite legte. „Entschuldige“, sagte er.
„Was?“
„Was ich gesagt habe … weil ich so unfreundlich war. Das ist kein leichter Prozess, und ich bin noch nicht so weit.Aber danke für dein Angebot, es dir anzuhören.“
Seine Entschuldigung rührte sie, und sie lächelte ihn an. „Ist schon okay.“
„Das ist es nicht.“
Etwas in seinem Blick und an seinem Tonfall verriet
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