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Der Engelspapst

Der Engelspapst

Titel: Der Engelspapst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorg Kastner
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über das geplante Attentat auf den Papst berichtet.»
    «Deine Bosse würden dich auslachen und dir erläutern, was für Konsequenzen eine solche Verunglimpfung hochrangiger Personen aus dem Vatikan nach sich zöge. Selbst wenn eine Sonderausgabe gedruckt würde, wäre Wetter-Dietz sofort mit einem Dementi zur Stelle. Du vergisst, dass wir nichts beweisen können, Elena. Nichts.»
    Ihre Faust ließ den leichten Kunststofftisch tanzen, was ihnen ein paar neugierige Blicke einbrachte. «Das können wir doch! Der verschüttete Weg zur Edelsteinkapelle lässt sich frei räumen.»
    «Und was dann? Selbst wenn wir die Kapelle der Öffentlichkeit präsentieren und einen Verbindungsweg zwischen der Kapelle und dem Vatikan entdecken – das ist noch lange kein Beweis für das, was wir gehört haben. Zumal ich nicht glaube, dass der Geheimgang ausgerechnet in Musolinos oder Tamberlanis Schlafzimmer endet.»
    Elena sah ihn durchdringend an. «Dann musst du es tun, Alex.
    Der Papst hat schon einmal mit dir gesprochen. Du könntest versuchen, ihn zu warnen.»
    «Seine Handynummer hat er mir nicht gegeben. Der Zirkel der Zwölf hat mich schon auf der schwarzen Liste, wie du selbst gehört hast. Meinst du, Musolino und Konsorten würden in dieser Situation zulassen, dass ich zu Seiner Heiligkeit vordringe?»
    «Ich glaube fast, du willst dem Papst nicht helfen», sagte Elena sichtlich enttäuscht.

    Zu ihrer Überraschung erwiderte er: «Damit liegst du vielleicht gar nicht so falsch.»
    «Aber du hast den Treueeid auf ihn geleistet!»
    «Haben von Gunten und Utz das nicht auch getan?»
    «Was ist mit dir los, Alex? Du redest, als wärst du einer aus diesem grotesken Verschwörerzirkel.»
    «Vielleicht bin ich das ja. Vielleicht hätte ich auf der anderen Seite der Geröllmauer sein sollen, in der Kapelle. ‹Unsere Zahl soll die der Apostel sein, so will es das Gebot. Und am getreulichsten befolgen wir es, wenn die Pflicht vom Vater auf den Sohn übergeht.› Das hat er doch gesagt, oder?»
    «Ja. Und?»
    Alexander hatte auf die Tischplatte gestarrt. Unendlich langsam hob er den Kopf und sah Elena traurig an. «Der Anführer, das Haupt der Zwölf, ist mein Vater.»
    Als sie zum Gianicolo zurückkehrten, hörte es auf zu regnen.
    Sie machten einen Spaziergang. Ein kräftiger Wind trug die vielfältigen Gerüche der Metropole vom Tiber herüber.
    Alexander sah auf die Stadt wie die kaiserlichen Landsknechte und Söldner, die am fünften Mai 1527 hier oben kampiert hatten. In den Wirren, die auf die Plünderung Roms folgten, war der Zirkel der Zwölf entstanden; Albert Rosin hatte es in seinem Geheimen Bericht beschrieben. In der fünfhundert Jahre zurückliegenden Vergangenheit fanden sich die Wurzeln der ungeheuerlichen Ereignisse dieser Tage, bis hin zu dem Mord an Heinrich Rosin und der Verschwörung gegen Papst Gustos.
    Aber sosehr er sich auch bemühte, Alexander bekam die Wahrheit nicht zu fassen. Zu vieles lag noch im Dunkeln.
    «Was ist mit dem Zirkel der Zwölf geschehen? Warum wendet er sich gegen den Papst?»
    Dass er laut gedacht hatte, merkte er erst, als Elena antwortete:
    «Wir haben es doch gehört. Für den Zirkel ist Jean-Pierre Gardien nicht der rechtmäßige Papst. Die Männer dort unten haben ihn Usurpator und Antichrist genannt. Teufel im Papstrock haben sie gesagt.»
    «Aber warum? Weil er die verkrusteten Kirchenstrukturen reformieren will?»
    Elena, die sich auf eine Bank gesetzt hatte, stand auf und trat an seine Seite. «Es muss damit zusammenhängen. Die Verschwörer haben jedenfalls eine Heidenangst vor der Audienz morgen. Was immer Papst Gardien dort vorhat, für sie scheint es der reinste Horror zu sein. Alex, willst du mir wirklich nicht mehr über deine Begegnung mit dem Papst erzählen? Es könnte wichtig sein. Du musst nicht glauben, dass …»
    «Dass du es im Messagero bringst? Nein, das glaube ich nicht.» Er dachte an das Versprechen, das er dem Heiligen Vater gegeben hatte, aber auch an den heiligen Eid, den er geleistet hatte, nämlich den Papst zu beschützen. Und er spürte, dass die Verpflichtung durch den Eid stärker war. «Seine Heiligkeit sagte etwas von intensiven Gesprächen mit meinem Onkel. Sie seien einander nahe gekommen, und es sei schwer, ihn zu verlieren.»
    «Sehr interessant», fand Elena. «Klingt ganz so, als hätte Oberst Rosin dem Papst etwas über den Zirkel der Zwölf erzählt. Der Zirkel muss es erfahren und daraufhin seine Ermordung beschlossen haben.»
    «Das

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