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Der Engelspapst

Der Engelspapst

Titel: Der Engelspapst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorg Kastner
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würde passen, aber es bringt uns auch nicht weiter.»
    «Immer mit der Ruhe, Alex. Was war noch? Du sagtest, der Papst hätte dich seine heilenden Kräfte spüren lassen.»
    Er berichtete von seinem Schwächeanfall und davon, wie er frei von allen Schmerzen in den Armen des Papstes wieder zu sich gekommen war. «Ich habe ihn gefragt, ob er mir die Schmerzen genommen hätte, und er sagte etwas von einem Familienerbe. Darauf bin ich nicht weiter eingegangen, was ihn irgendwie zu enttäuschen schien. Aber ich kann mich irren. Der ganze Vorfall war höchst verwirrend.»

    «Ein Familienerbe? Das hat er gesagt?»
    «Genau das war der Ausdruck, den er benutzte. Warum?»
    «Das wäre ein Ansatz zum Recherchieren.»
    «Wir haben keine Zeit zum Recherchieren, Elena. Morgen stirbt der Papst!»
    «Nur, wenn wir es nicht verhindern.»
    Später saßen sie zwischen all den Kuscheltieren in Elenas Dachwohnung und stocherten lustlos in einem Bohnensalat herum, den sie auf die Schnelle aus ihren Vorräten gezaubert hatte. Zuvor hatte sie Spartaco angerufen und ihn mit einer Recherche betraut. Er sollte herausfinden, ob Jean-Pierre Gardiens Vorfahren durch irgendwelche Wunderheilungen aufgefallen waren. Nach dem Gespräch hatten Elenas schlanke Finger unentschlossen über der Telefontastatur geschwebt.
    «4686 ist das Polizeipräsidium, und Donatis Durchwahl ist die 372», hatte Alexander gesagt. «Aber es bringt nichts.»
    Elena hatte es eingesehen und auf den Anruf verzichtet.
    Jetzt sprachen sie über Alexanders Vater und suchten vergeblich nach einem Grund, warum er seinen tödlichen Unfall über dem Ärmelkanal nur vorgetäuscht hatte. Als sie damit nicht weiterkamen, wechselte Elena das Thema, wohl auch, um Alexander von seinem düsteren Brüten abzulenken. Sie erzählte, dass es gerade unter dem Vatikan zahlreiche Stollen und Schächte geben musste.
    «Der Zirkus des Nero befindet sich unter dem Vatikangelände und man hat diverse Nekropolen dort gefunden. Vielleicht wurde der Gang zu den republikanischen Tempeln als geheimer Fluchtweg angelegt, als ein unterirdisches Gegenstück zum Passetto.»
    Alexander hörte nur mit halbem Ohr zu. Eine andere Frage beschäftigte ihn, und er sprach sie aus: «Was wusste Pater Borghesi? In welcher Verbindung stand er zum Zirkel der Zwölf?»
    «Es könnte doch sein, dass er ihm einmal angehört hat.

    Schließlich haben wir heute erfahren, dass der Zirkel nicht mehr nur aus Angehörigen der Schweizergarde besteht.»
    «Du meinst, er war ein Abtrünniger?» Alexander war skeptisch.
    «Warum nicht? Er ist ermordet worden wie dein Onkel.»
    «Aber Borghesi lebte seit Jahren in den Bergen. Da musste es schon damals, als er den Vatikan verließ, zu einem Bruch mit …
    mit was oder wem auch immer gekommen sein.»
    «Vielleicht hat er dem Zirkel auch nicht angehört. Aber er könnte durch Zufall etwas erfahren haben. Als Benefiziat von Sankt Peter ist er den Verschwörern möglicherweise auf die Spur gekommen und hat dann weitergeforscht.» Elena stieß ihre Gabel in den Salat, führte sie aber nicht zum Mund. «Allerdings mag ich keine Zufälle. Schließlich war er der Beichtvater deines Onkels.
    Auf diese Weise kann der Zusammenhang entstanden sein.»
    «Über Totus Tuus?»
    Elena nickte. «Als er sich geißelte, hat er die Bußformel des Ordens benutzt. Und er muss von deinem Vater gewusst haben.
    Jedenfalls ergäben seine letzten Worte dann einen Sinn: Ich habe ihn gesehen, er lebt! »
    Hätte er Freude darüber empfinden müssen, dass sein Vater lebte? Was er Markus Rosin bei der Zusammenkunft des Zirkels hatte sagen hören, dämpfte jedes Glücksgefühl. Alexander wusste nicht, was ihn mehr betrübte: dass sein Vater sich gegen den Papst verschworen hatte oder dass er dem eigenen Sohn vorgaukelte, er sei tot.
    Er erzählte Elena von seinem Vater und von seiner Einsamkeit. «Vater erschien mir immer fremd. Ich glaube, er hat Mutters Tod nie ganz verwunden und mir, wenn auch nur unterbewusst, die Schuld gegeben. Immerhin ist sie bei meiner Geburt gestorben. Oft habe ich ihn verwünscht, wenn er mich nach einem Ferienausflug wieder allein ließ. Erst als ich von seinem tödlichen Unfall erfuhr, habe ich gespürt, wie viel er mir bedeutete. Vielleicht gerade, weil ich so wenig von ihm hatte.

    Wäre meine Mutter am Leben gewesen, hätte sie das sicher etwas ausgeglichen.»
    Elena hörte ihm zu wie sein bester Freund, den er heute verloren – nein, den er nie gehabt hatte. Sanft streichelte sie

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