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Der Engelspapst

Der Engelspapst

Titel: Der Engelspapst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorg Kastner
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begründet. Wir müssen schleunigst handeln!»
    «Wie gut, dass ich schon einen Plan habe. Signor Rosins Bericht hat mich darauf gebracht», sagte Donati und stemmte sich aus dem Sessel, um mit steifen Schritten zur Tür zu gehen.
    «Ein Angriff auf den Vatikan hat nur Aussicht auf Erfolg, wenn er überraschend kommt – und wenn er von innen erfolgt. Ich werde das Nötige sofort veranlassen.»
    Die Hand schon auf der eisernen Türklinke, drehte er sich noch einmal um. «Falls Sie uns beistehen könnten, Signor Rosin, wäre das von unschätzbarem Vorteil.»
    «Ich habe unter Eid geschworen, das Leben des Papstes zu beschützen», sagte Alexander. «Natürlich werde ich Ihnen beistehen.»
    Doch insgeheim fragte er sich, ob dasselbe Blut, das in Vater und Sohn floss, nicht ein dickeres Band war als ein Eid.

20
    Freitag, 15. Mai
    Mitternacht war schon vorüber, und die Dunkelheit hatte den Tempelbezirk am Largo di Torre Argentina verwandelt. Die antiken Säulen wirkten keineswegs kläglich und verloren inmitten des Verkehrsgewühls. Auch jetzt brummten Motoren und stöhnten vereinzelte Hupen in die Nacht, aber all das schien weit entfernt, hatte nichts zu tun mit der Welt aus jahrtausendealtem Stein. Die Lichtkegel der Autoscheinwerfer, die hin und wieder über die Säulen und Pinien huschten, waren Blitze, von zornentbrannten Göttern geschleudert, die Rache verlangten für die Verödung ihrer Heiligtümer. Und die Baumkronen schaukelten unter dem erbosten Götteratem, der als kräftiger Wind in die Menschenwelt fuhr.
    Immer wieder sah Alexander hinaus auf das Ruinenfeld, während er auf Adriana del Grosso einredete. Natürlich hätten er und seine Begleiter sich den Zugang zu den unterirdischen Gängen erzwingen können. Aber er wollte nicht, dass dieser seltsame Krieg noch mehr unschuldige Opfer forderte. Die Katzennärrin hatte Elena und ihm geholfen, auch deshalb wollte er fair zu ihr sein. Er berichtete ihr von der Gefahr, in der Papst Custos schwebte, und sagte ihr, dass sie helfen könne, den Heiligen Vater zu retten.
    «Ich lese Zeitung, und ich weiß, dass Sie als Komplize des Attentäters gesucht werden», erwiderte die Signora. «Aber ich lese auch Gesichter, und in Ihrem stehen Wahrhaftigkeit und große Sorge geschrieben. Die Attentäter haben Ihre Freundin entführt. Ich habe schon bei Ihrem ersten Besuch gespürt, dass Sie viel für die Journalistin empfinden. Sie würden niemals etwas tun, das ihr schaden könnte. Deshalb werde ich Ihnen helfen. Gehen Sie mit Ihren Freunden in die Höhlen, und tun Sie alles, um Seine Heiligkeit zu retten.» Ihre Hand strich über das gestreifte Fell von Tiger, der in ihrem Schoß lag und Alexander wachsam anblinzelte. «Ich habe erfahren, wie wichtig es in der Not ist, Freunde zu haben.»
    «Man wird vielleicht herausfinden, an welcher Stelle wir in die Gänge eingedrungen sind, und Sie verhören.»
    Die Signora setzte ein schiefes Gangsterlächeln auf. «Ich weiß von nichts. Ich werde sagen, man hätte mich im Schlaf überwältigt und gefesselt.»
    «Danke, Signora.» Alexander reichte ihr die Hand.
    Sechs Männer bewegten sich im Licht starker Handscheinwerfer durch die Stollen: Alexander, Orlandi, Donati und drei kräftige junge Kerle, von denen er nur die Vornamen kannte.
    Alexander hatte Einwände dagegen erhoben, dass Donati sich an dem Unternehmen beteiligte. Mit seinem steifen Bein war der Commissario nicht der beste Mann für den beschwerlichen Weg.
    Der aber hatte nichts davon hören wollen und erwiderte:
    «Meine Erfahrung und mein Training ersetzen mehr als ein Bein.»
    Vielleicht hatte er Recht, dachte Alexander, als er sich daran erinnerte, wie schnell und effektiv Donati bei dem Anschlag auf der Piazza Farnese reagiert hatte.
    Sie folgten den Kreidemarkierungen bis zu der Trennwand zwischen Gang und unterirdischer Kapelle. Bereits hier kam Donatis Erfahrung zum Tragen. Er holte Plastiksprengstoff aus seinem Rucksack und befestigte ihn mit geschickten Fingern in der Geröllwand.
    «Wird die Explosion nicht oben zu hören sein?», fragte Alexander.
    «Ich hoffe nicht», antwortete der Commissario, ohne seine Arbeit zu unterbrechen. «Es ist nur eine kleine Ladung, wohl dosiert. Mit diesem neuen Zeug – eine Weiterentwicklung des guten alten Semtex – lässt sich ein Korken von der Flasche sprengen.»
    «Und wenn durch die Sprengung noch mehr einstürzt? Wir alle könnten hier unten verschüttet werden.»
    «Darüber mache ich mir keine Gedanken, sonst

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