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Der Engelspapst

Der Engelspapst

Titel: Der Engelspapst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorg Kastner
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und stürzte. Das wäre nicht so schlimm gewesen, wäre er nicht auf seinen verletzten Arm gefallen. Ein höllischer Schmerz durchfuhr ihn, und es verstrichen kostbare Sekunden, die ihm für die Flucht fehlten. Als er sich aufrappeln wollte, traf ihn ein Fußtritt ins Kreuz, der ihn erneut zu Boden warf.
    «Da unten liegen Sie schon richtig, Monsignore», höhnte der Gardist. «Bevor Sie aufstehen, werden Sie meine Fragen beantworten.»
    Shafqat erinnerte sich an die unsauberen Tricks der Boxer, legte seine Beine wie eine Schere um die Unterschenkel des Uniformierten und brachte ihn ebenfalls zu Fall. Er wollte das Schwert an sich reißen, doch der Schweizer zog es weg, sodass Shafqat in die Klinge griff und sich die rechte Hand gefährlich aufschnitt.
    Der Gardist erkannte, dass er den Geistlichen unterschätzt hatte. Er verschwendete keine Zeit damit, sich zu erheben, sondern stieß im Knien zu. Ungläubig starrte Shafqat auf die Klinge, die tief in seine Brust fuhr. Erst als der Schweizer den Stahl wieder herausgezogen hatte, kam Shafqat zu Bewusstsein, dass es sein Blut war, mit dem die Klinge überzogen war. Und jetzt spürte er auch den Schmerz. Es fühlte sich an, als würde sein Brustkörper von innen auseinander gesprengt.
    Als Shafqat über dem Werkzeugkasten zusammenbrach, stand der Gardist auf. Das Schwert einsatzbereit in der Rechten, starrte er auf den Iren hinab. Doch der rührte sich nicht. Der Schweizer stieß ein zufriedenes Grunzen aus und bückte sich nach seinem Barett, das heruntergefallen war.
    Shafqat wusste, dass dies seine letzte Chance war. Seine pochende Rechte umklammerte einen großen Schraubenschlüssel, den er in dem Werkzeugkasten ertastet hatte. Als der Schweizer sich bückte, erhob er sich mit letzter Kraft und zog den schweren Schraubenschlüssel über den Soldatenschädel mit dem militärisch kurz geschorenen Haar.
    Der Schweizer stöhnte und knickte ein.
    Shafqat war, als gebe der Boden unter ihm nach. Alles drehte sich, löste sich auf, und dem Schmerz folgte ein erlösendes schwarzes Nichts.
    Aus der Schwärze schälten sich Konturen heraus, schemenhaft erst, dann immer deutlicher. Er sah den schwach beleuchteten Gang mit den nummerierten Türen und erinnerte sich an den erbitterten Kampf. Mit der Erinnerung kamen die Schmerzen, aber auch das Gefühl des Triumphs.
    Er hatte gesiegt!
    Sein Gegner lag wie tot am Boden. Die Schmerzen, die ihm jede Bewegung verursachte, ignorierend, beugte er sich über den anderen.
    Da hörte er das Geräusch, das Klappern einer Tür. Er musste fürchten, entdeckt zu werden. Mit einem schnellen Griff packte er das blutige Schwert und zog sich an einer Wand hoch. Er war ziemlich wacklig auf den Beinen, konnte sich gerade noch bis zur Wendeltreppe schleppen und sich dahinter verbergen, ein Schatten im Schatten.
    Die gewaltsam aufgebrochene Tür am Ende des Ganges schwang mit lautem Krachen auf, und mehrere Gestalten traten heraus.

    «Wo sind wir?», fragte Donati, als sie nach ihrem langen Weg durch das unterirdische Stollensystem in den beleuchteten Gang traten.
    «Immer noch unter der Erde», antwortete Alexander. «Aber hier scheinen öfter Menschen herzukommen.» Er blickte sich um. «Vermutlich gehört das alles zur Tiefgarage, aber diesen Gang kenne ich nicht.»
    Der Weg von der Edelsteinkapelle hierher war verhältnismäßig einfach gewesen. Zwar hatte es immer wieder Abzweigungen gegeben, aber sie waren den Spuren gefolgt, die aller Wahrscheinlichkeit nach vom Zirkel der Zwölf stammten.
    Die meisten Stollen waren am Boden mit feinem Geröll bedeckt, nicht aber der, für den sie sich schließlich entschieden hatten.
    Dort schienen häufiger Menschen zu verkehren. Der Gang hatte sie zu einer verschlossenen Tür geführt, die sie gewaltsam aufbrachen. So waren sie in einen großen Geräteschuppen gelangt. Von dessen Seite war die Tür mit Schläuchen und Drahtrollen derart verhängt, dass sie vor zufälliger Entdeckung sicher war. Die Ausgangstür des Schuppens hatten sie ebenfalls aufbrechen müssen, und so waren sie auf diesen schwach erleuchteten Gang gestoßen.
    «Zumindest gibt es da hinten eine Treppe.» Donati zeigte ins Halbdunkel des Korridors. «Gleich werden wir mehr wissen.»
    Beim Näher treten entdeckten sie die reglose Gestalt, die inmitten einer Blutlache am Boden lag. Alexander überholte den hinkenden Commissario und drehte den schweren Körper um.
    Er erkannte den Mann und erschrak. Denn er blickte in die Augen eines

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