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Der Engelspapst

Der Engelspapst

Titel: Der Engelspapst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorg Kastner
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Ähnlichkeit Christi an. Erzählen diese einander gleichenden und doch so unterschiedlichen Gesichter nicht genau das, was Sie von mir erfahren haben – nur ohne Worte?»
    Er gab Alexander den Smaragd und der Schweizer betrachtete die Profile ausführlich von nahem. Aus ihnen sprach eine Wahrheit, die sich nicht mit Brief und Siegel beweisen ließ.
    Custos hatte Recht, dieser Stein bekräftigte seine Worte besser als jedes geschriebene Dokument. Alexander glaubte dem Papst.
    Er brauchte keine Argumente, er hielt die Wahrheit in Händen.
    «Wer hat die Gesichter in den Stein geschliffen?», fragte er.
    «Warum ist gerade dieser Smaragd eine so wichtige Waffe im Kampf um die Wahrheit?»
    «Weil er zu Jeschuas Lebzeiten angefertigt worden ist. Wer sich durch seinen Anblick allein nicht überzeugen lässt, könnte durch wissenschaftliche Analysen feststellen, dass der Smaragd zweitausend Jahre alt ist, also aus den Tagen der großen Zeitenwende stammt. Joseph von Arimathäa, der sowohl Jeschua als auch Judah Toma von Angesicht zu Angesicht kannte, hat die Gesichter schneiden lassen, als ewiges Zeugnis über das Lügenspiel um den falschen Messias.»
    Noch eine Frage blieb: «Woher, Heiligkeit, wissen Sie das alles so genau?»
    «Es ist teils in mühsamer Arbeit zusammengetragen worden, teils, soweit es das Schicksal Jeschuas betrifft, in meiner Familie überliefert.»
    «Sie haben schon einmal von Ihrem Familienerbe gesprochen.»
    «Ja, die Fähigkeiten unseres Ahnherrn sind auf viele seiner Nachkommen übergegangen.»
    «Ihres … Ahnherrn?»
    «Seit zweitausend Jahren lebt meine Familie in Südfrankreich.
    Einige meiner Vorfahren sind in andere Länder ausgewandert, auch nach Irland, wo Shafqat geboren wurde. Aber eine Linie ist in der Nähe des Ortes geblieben, wo Jeschua damals gallischen Boden betrat.»
    Alexander hatte so etwas geahnt und doch blieb es unfassbar.
    Papst Custos, der Heilige Vater, hatte soeben nichts anderes behauptet, als ein Nachfahre Jesu Christi zu sein!
    «Aber warum haben Sie, Ihre Verwandten und die Auserwählten Ihre Abstammung über all die Jahrhunderte geheim gehalten?»
    «Weil die Kirche es nicht gern gesehen hätte, mit den Kindeskindern ihres Gottessohns konfrontiert zu werden. Noch dazu mit Menschen, die behaupten, dass die kirchliche Lehre nichts mit dem Mann zu tun hat, auf dessen Wort sie sich beruft.
    Die Inquisition hätte meine Vorfahren gnadenlos verfolgt. Nein, wir mussten warten, bis wir mächtig genug sind, um uns der Kirche entgegenzustellen. Bis wir die Wahrheit von einer Position verkünden können, die uns Gehör und unseren Worten Glaubwürdigkeit garantiert.»
    «Sie meinen die Position des Papstes.»
    «Ja. Lange hat es gedauert.»
    «Dann … glauben Sie nicht an das, was Sie als Papst verkünden?»
    Zweifel stiegen in Alexander auf. Zweifel daran, auf der richtigen Seite zu stehen. Galt der Schwur noch, dem Papst zu dienen und das eigene Leben für ihn hinzugeben, wenn der Papst sein Amt nur benutzte? War dieser Mann überhaupt ein rechtmäßiger Papst?
    «Ich glaube nicht an alles, was kirchliche Lehre ist. Aber ich verdamme diese Lehre auch nicht in Bausch und Bogen. Es ist fast wie damals, als Jeschua sich gegen die überstrenge Auslegung des mosaischen Gesetzes wandte. Auch wir müssen die bestehende Ordnung von innen heraus reformieren. Das heutige Christentum mag nicht mehr viel von Jeschuas Lehre enthalten, aber es ist alles, was wir noch davon haben. Es hat die Welt seit zweitausend Jahren geprägt. Fast zwei Milliarden Menschen, über ein Drittel der Weltbevölkerung, nennen sich Christen. Wenn wir diesen Glauben zerstören, zerstören wir die Welt.»
    «Sie und die Auserwählten könnten eine neue Religion gründen», wandte Alexander ein.
    Custos ließ ein heiseres Lachen hören. «Wäre das in den Augen der Öffentlichkeit etwas anderes als nur eine weitere Sekte von selbst ernannten Jesusgläubigen?»
    «Wohl kaum, das stimmt.»
    «Das Christentum, wie Paulus und seine Gefolgsleute es verkündet haben, hat sich auf Jeschua berufen, seine Lehre aber verdreht. Jeschua hat die Gleichheit vor Gott gepredigt. Nach seinen Worten war der Geringste so viel wert wie ein König.
    Nun sehen Sie sich die Hierarchie der Kirche an, Alexander.
    Kann da von Gleichheit die Rede sein?»
    «Die Gleichheit wird im Reich Gottes herrschen.»
    «Das ist es eben!», stieß der Papst erregt hervor. «Mit der Vertröstung auf das Jenseits wird der Mensch am Gängelband

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