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Der Engelspapst

Der Engelspapst

Titel: Der Engelspapst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorg Kastner
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Durcheinander, ein einziges Hauen und Stechen, und schon bald waren unsere Klingen und Rüstungen, unsere Hände und Gesichter blutverschmiert. Rings um mich herum starben die Kameraden mit der Tapferkeit wahrer Schweizer.
    Als ich mir mit der Hellebarde einen Weg durch die Landsknechte gekämpft hatte, sah ich meinen Hauptmann. Aus mehreren Wunden blutend, war er in die Knie gesunken. Zwei Landsknechte, von denen einer den Bidenhänder und der andere den langen Spieß führte, bedrängten ihn, und er verteidigte sich mühsam mit Schwert und Dolch. Gerade hatte er die breite Klinge des Bidenhänders abgewehrt, da wollte der Spießer in seinem Rücken ihm den Todesstoß versetzen. Ich stürmte vor und stieß einen lauten Schrei aus, um seine Aufmerksamkeit von Kaspar Röist abzulenken.
    Der rotbärtige Spießer bemerkte mich und ließ tatsächlich vom Hauptmann ab, um sich mir zuzuwenden. Das linke Bein vorgereckt, übte er einen Ausfall und streckte mir die blutige Eisenspitze seiner Waffe entgegen, als sei ich dumm genug, geradewegs hineinzurennen. Ich hatte den Punkt genau berechnet, an dem ich meinen Ansturm beenden musste, um dem Stoß zu entgehen. Kaum stand ich, da sauste auch schon meine Hellebarde auf den Schaft des Spießes herab, und mein gekrümmter Reißhaken entriss dem erstaunten Landsknecht seine Waffe.

    Strauchelnd ging er zu Boden. Als er sich ächzend erhob und nach dem Schwert an seiner Seite fasste, war ich längst bei ihm.
    Das stählerne Beil meiner Hellebarde, das auf seinen Rücken krachte, spaltete den Plattenharnisch in zwei Teile. Wieder wurde der Rotbart auf den Boden geschleudert, bäuchlings lag er zu meinen Füßen. Mit dem nächsten Schlag drang meine Hellebarde so tief in seinen Rücken ein, dass ich die Knochen bersten hörte. Ein wildes Zucken lief durch seinen Leib, dann lag er still und tot vor mir.
    Und Kaspar Röist?
    Auch er lag am Boden, inmitten einer unaufhörlich größer werdenden Blutpfütze. Neben ihm war der Landsknecht niedergestreckt, der den Bidenhänder geführt hatte. Seine Hände umklammerten den Schwertknauf noch, aber in seiner Kehle klaffte eine tiefe Wunde.
    Als ich mich über meinen Hauptmann beugte, schlug er, dessen Wunden nicht zu zählen waren, die Augen auf und fragte mit leiser, zitternder Stimme: «Wo ist der Heilige Vater?»
    Ich blickte zum Passetto hinüber und sah Herkules Göldli mit den Seinen nahen. Bei ihnen befanden sich Kardinäle und Bischöfe sowie Papst Clemens, der auf einem großen Schimmel saß. Fabien Maurois, der französische Stallknecht des Heiligen Vaters, führte das Tier am Zügel. Vermutlich hatte man den Schimmel geholt, damit Seine Heiligkeit im Falle einer Gefahr leichter entkommen konnte. Ich hielt es dennoch für keinen guten Einfall, gab man Clemens auf diese Weise den Blicken des Feindes doch allzu deutlich preis.
    «Er wird gleich in Sicherheit sein», beruhigte ich den Hauptmann, um den es schlecht bestellt war. Nur sofortige Ruhe und Pflege konnten ihm noch helfen. Ihn durch den langen Fluchtweg bis zur Engelsburg zu bringen war zu gefährlich.
    Gottlob hatten unsere Schweizer die Landsknechte samt und sonders niedergemacht, wenn auch um den Preis schrecklicher Verluste. Ich rief drei Männer herbei und beauftragte sie, den Hauptmann in sein Quartier und in die Obhut seiner Gemahlin, der Frau Elisabeth Klingler, zu bringen. Sie trugen ihn davon, und es war das letzte Mal, dass ich Kaspar Röist sah. Später kam mir zu Ohren, dass eine Meute Spanier den Verwundeten vor den Augen seiner Gemahlin auf grausame Weise niedergemetzelt hatte.
    Diese spanischen Teufel!
    Sie erwiesen sich als hundertmal schlimmer als die deutschen Landsknechte. So auch jetzt, als plötzlich eine Schar von ihnen der Gruppe um den Heiligen Vater entgegenstürmte, ohne Kriegsruf und Schlachtgesang, was sie noch viel unheimlicher erscheinen ließ. Und dann sah ich, was sie antrieb: Ein Mann in schwarzer Kutte, wohl kein anderer als Abbas de Naggera, stand hinter dem Haufen und zeigte mit ausgestrecktem Arm auf Seine Heiligkeit.
    Herkules Göldlis Mannen gerieten in arge Bedrängnis, obschon der hünenhafte Leutnant, der den Namen des wackeren Halbgottes mit vollem Recht trug, den Bidenhänder in einem fort kreisen ließ und einen Angreifer nach dem anderen mit zerfetzter Brust, zerrissener Kehle oder abgeschlagenem Haupt niedermähte. Doch die Spanier kannten kein Zögern und kein Zaudern, als hätte der unheimliche Schwarze ihnen durch einen

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