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Der Engelspapst

Der Engelspapst

Titel: Der Engelspapst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorg Kastner
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Entlastungszeuge aufgetreten. Warum? Und wenn Spartaco Negro mehr war als eine Nebenfigur, ein unwichtiger Bauer, wo war dann Elenas Platz auf dem Spielbrett?
    «Du siehst mich an, als käme ich vom Mars», sagte Elena unvermittelt. «Woran denkst du, Alex?»
    «Oh, an diesen Kerl», stammelte er.
    «Wen meinst du?»
    «Den, den du vorhin geküsst hast und dem du etwas zugeflüstert hast.»
    «Spartaco?» Sie lachte schallend. «Ich konnte ihm doch nicht inmitten der Menge zubrüllen, was er für mich erledigen soll.
    Oder wurmt dich eher der Kuss?»
    «Geht mich ja nichts an», murmelte er und sah aus dem Seitenfenster auf die hohen Hecken an der Via Appia Antica, hinter denen sich die luxuriösen Landsitze abgetakelter Filmschauspielerinnen und anderer VIPs versteckten.
    «Aber es scheint dich doch zu interessieren», kicherte sie. «Zu deiner Aufklärung: Spartaco ist für mich wie ein großer Bruder.»

    «Ich hatte nie einen großen Bruder, aber hätte ich einen, ich würde ihn bestimmt nicht auf den Mund küssen.»
    «Das ist unter Männern ja auch nicht üblich, es sei denn, sie sind schwul oder kommunistische Politiker. He, bist du eifersüchtig?»
    Er warf ihr einen langen Blick zu. «Würde dir das gefallen, Elena?»
    «Darüber muss ich mal nachdenken.»
    Sie sah angestrengt auf die Straße und erwiderte seinen Blick auch nicht für einen Sekundenbruchteil.
    Erst als der 500er mit einer Lässigkeit, die angesichts seines Alters erstaunte, über die Fernstraße 7 schnurrte, nahm Alexander das Gespräch wieder auf – aber nicht das Thema.
    «Da ich letzte Nacht sowieso nicht schlafen konnte, habe ich mir ein paar Bücher aus der Gardebibliothek geholt, um über die Offenbarung des Johannes und die Prophezeiung des Malachias nachzulesen. Leider kann ich nicht behaupten, dass mich das klüger gemacht hätte.»
    «Geht mir genauso. Nur habe ich die halbe Nacht online verbracht, statt in verstaubten Büchern zu blättern.»
    Sie sagte das mit milder Herablassung, weshalb er entgegnete:
    «Ich besitze ein Notebook, wie die meisten meiner Kameraden auch. Das Internet ist die beste Verbindung zur Heimat. Aber wenn man etwas sucht, kann es auch nerven. Man stößt auf so unendlich viel Quatsch.»
    «Stimmt leider», seufzte sie. «Ich habe letzte Nacht vor allem die verquasten Spinnereien von Esoterik-Freaks und Hobby-Apokalyptikern auf den Schirm bekommen. Zwei Zusammenhänge scheinen allerdings zwischen der Johannes-Offenbarung und der Malachias-Prophezeiung zu bestehen. Man kann so ziemlich alles hineininterpretieren, was man möchte. Und niemand weiß genau, wer die Visionen wirklich niedergeschrieben hat.»
    «Ist der Evangelist Johannes nicht derselbe wie der mit der Offenbarung?»
    Sie blickte ihn kurz an wie eine Lehrerin einen Schüler, der etwas unsäglich Dummes von sich gegeben hat. «Mir scheint, das Internet ist doch etwas kirchenkritischer eingestellt als die Bibliotheken im Vatikan. Erstens weiß man überhaupt nicht sicher, wer die vier Evangelisten wirklich waren. Zweitens scheint trotz gegenteiliger Behauptungen in vielen frommen Büchern festzustehen, dass der Offenbarungs-Johannes mit dem Evangelisten nicht identisch ist.»
    «Was die ganze Sache für mich eher verdunkelt als erhellt», versetzte Alexander. «Aber du hast eine Gemeinsamkeit zwischen den beiden Weissagungen vergessen. Sowohl Johannes als auch Malachias, bleiben wir bei den Namen, sagen Ereignisse einer Zeit voraus, in der die Menschen und ihre Kirche schweren Prüfungen unterzogen werden. Prüfungen, aus denen sie geläutert, aber auch schwer angeschlagen hervorgehen.»
    «Na, dann wissen wir ja das meiste», bemerkte Elena spitz.
    «Wenn auch höchst ungenau.»
    Er kniff die Lippen zusammen und schwieg. Sie hatte ja Recht.
    In die Prophezeiungen ließ sich alles hineinlesen. Vielleicht würden sie nie erfahren, ob Pater Borghesis Worte Wahn oder Wahrheit gewesen waren. Möglicherweise brachte Heinrich Rosins Vermächtnis Licht ins Dunkel, doch angesichts der Visionen des Johannes und des Malachias war Alexander sich nicht sicher, ob er das hoffen sollte.
    Die Baustelle, die fast zur tödlichen Falle für Alexander geworden wäre, war in eine große Staubwolke gehüllt. Die Motoren der schweren Fahrzeuge dröhnten so laut, dass die Arbeiter sich mehr mit Handzeichen verständigten als mit Zurufen.
    Ein Mann in verstaubter Arbeitsjacke und mit gelbem Kunststoffhelm winkte den Fiat über die Kiesdurchfahrt. Während Elena den

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