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Der Engelsturm

Der Engelsturm

Titel: Der Engelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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festzuschnüren. Sobald die Feuertänzer fertig waren und sich zurückgezogen hatten, schob er sich an Miriamel heran, bis ihre Schultern sich berührten, teils, weil er sich fürchtete und nach einer Spur ihrer Wärme sehnte, teils aber auch, um besser mit ihr flüstern zu können, ohne dass es Aufmerksamkeit erregte.
    »Wer sind die drei Dunklen?«, hauchte er.
    Miriamel schüttelte nur den Kopf.
    Der Vorderste der drei Schwarzgewandeten richtete langsam den Blick auf Maefwaru. »Diese dort sollen dem Meister gehören?«, fragte er. Die Worte waren so kalt und scharf wie die Schneide eines Messers. Seine Stimme hatte einen spröden und doch melodischen Klang, den Simon bisher nur in Augenblicken des Grauens gehört hatte … das Zischen von Sturmspitze.
    »So ist es«, bestätigte Maefwaru und nickte eifrig mit dem Kugelkopf. »Von dem Rothaarigen habe ich vor ein paar Monaten schon einmal geträumt. Ich weiß, dass mir der Meister diesen Traum geschickt hat. Er will ihn haben.«
    Das verhüllte Wesen schien Simon zu mustern. »Mag sein. Aberhast du auch einen Ersatz mitgebracht, falls der Gebieter andere Pläne mit diesen beiden hat? Hast du Blut für den Bund?«
    »Ja, o ja!« Angesichts dieser seltsamen Geschöpfe zeigte sich der grausame Anführer der Feuertänzer so demütig und einschmeichelnd wie eine alte Hofschranze. »Zwei, die vor der großen Verheißung des Meisters fliehen wollten!« Er winkte der Gruppe von Feuertänzern, die noch immer ängstlich am Rand des Gipfelplateaus warteten. Man hörte Rufe, es entstand eine heftige Bewegung, dann zerrte eine Handvoll der Weißgekleideten zwei andere vorwärts. Einer der Gefangenen hatte bei der Rauferei die Kapuze verloren.
    »Möge Gott Euch verfluchen!«, schrie Roelstan schluchzend. »Ihr habt uns Verzeihung versprochen, wenn wir Euch diese beiden brächten!«
    »Und ich habe euch auch verziehen«, erwiderte Maefwaru belustigt. »Ich vergebe euch eure Torheit. Aber der Strafe könnt ihr trotzdem nicht entgehen. Niemand entkommt dem Gebieter.«
    Roelstan brach zusammen und sank in die Knie, während die Männer um ihn herum versuchten, ihn wieder in die Höhe zu zerren. Gullaighn, seine Frau, war anscheinend ohnmächtig. Schlaff hing sie in den Armen ihrer Bewacher.
    Simon saß ein Klumpen im Hals und das Atmen fiel ihm schwer. Sie waren hilflos, und diesmal konnten sie nicht auf Unterstützung rechnen. Sie würden hier auf diesem Berg, über den der Wind brauste, sterben, oder der Sturmkönig würde sie zu sich holen, wie Maefwaru gesagt hatte, und das würde ganz sicher noch unermesslich viel schlimmer sein. Er drehte den Kopf nach Miriamel.
    Die Prinzessin schien im Halbschlaf zu liegen. Die Lider bedeckten ihre Augen, ihre Lippen bewegten sich. Betete sie?
    »Miriamel! Das sind Nornen! Die Diener des Sturmkönigs!«
    Vertieft in ihre eigenen Gedanken, achtete sie nicht auf ihn.
    »Verdammt, Miriamel! Nehmt Euch zusammen! Wir müssen nachdenken – wir müssen uns befreien!«
    »Halt den Mund!«, zischte sie ihn an.
    Simon schwieg verdattert.
    »Ich versuche etwas zu finden.« Miriamel presste sich eng an denabgestorbenen Baum, und ihre Schultern rutschten nach oben und wieder nach unten, während sie hinter ihrem Rücken herumtastete. »Es ist ganz unten in meiner Manteltasche.«
    »Was ist es denn?« Simon drängte sich näher heran, bis seine Hände ihre Finger unter dem Stoff fühlen konnten. »Ein Messer?«
    »Nein, das haben sie mir abgenommen. Es ist dein Spiegel, der von Jiriki. Ich habe ihn immer noch von damals, als ich dir die Haare schnitt.« Noch während sie es sagte, spürte er, wie der Holzrahmen des Spiegels aus ihrer Tasche glitt und seine Finger streifte. »Kannst du ihn nehmen?«
    »Und was haben wir davon?« Er hielt den Spiegel, so fest er konnte. »Noch nicht loslassen, erst wenn ich ihn richtig habe. So … jetzt.« Er zog den Spiegel ganz heraus und packte ihn mit den gefesselten Händen.
    »Damit kannst du Jiriki rufen!«, erklärte Miriamel triumphierend. »Du hast doch gesagt, man konnte den Spiegel in höchster Not dazu benutzen.«
    Simons kurzes Hochgefühl verflog. »Aber so geht es nicht. Es ist nicht so, dass er dann einfach erscheint. Der Zauber ist nicht von dieser Art.«
    Miriamel schwieg ein Weilchen. Als sie fortfuhr, klang auch sie wieder bedrückt. »Aber du hast doch erzählt, er hätte Aditu zu dir geführt, als du dich im großen Wald verirrt hattest.«
    »Ja, aber sie brauchte Tage, um mich zu finden. Wir

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