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Der Engelsturm

Der Engelsturm

Titel: Der Engelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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mindestens eine oder zwei Tagesreisen hinter euch. Nein, unzweifelhaft war es das, was ihr selbst schon gedacht habt, ein Räuber oder ein Waldkätner.« Trotzdem überlegte er eine Weile, bevor er weitersprach.
    »Nun, jedenfalls folgten wir euch, Qantaqa und ich. Wir waren gezwungen, unsere Jagd geheim zu halten – schließlich hatte ich nicht den Wunsch, mit Qantaqa in eine große Stadt wie Stanshire hineinzureiten –, darum konnte ich nur hoffen, dass ihr aus diesen Orten wieder hinauskommen würdet. So wanderten wir am Rand der großen Siedlungen umher und versuchten eure Fährte aufzuspüren. Mehrmals dachte ich, es sei zu schwierig geworden, als dass Qantaqa es erschnüffeln könnte, aber immer fand sie euch von neuem.«
    Er kratzte sich sinnend am Kopf. »Vermutlich hätte ich, wärt ihr nicht erschienen, doch nicht anders gekonnt, als bei den Menschen nach euch zu forschen. Froh bin ich, dass ich es nicht musste, denn ich hätte Qantaqa in der Wildnis zurücklassen müssen und wäre selbst eine leichte Beute für Feuertänzer oder verängstigte Dorfbewohner gewesen, die nimmerdar einen Troll erblickt haben.« Er lächelte listig. »Doch so haben die Leute von Stanshire und Falshire auch weiterhin keinen Troll gesehen.«
    »Wann hast du uns entdeckt?«
    »Wenn du es dir überlegst, Simon, wird es dir leicht einfallen. Ich hatte keine Ursache, mich vor euch zu verstecken, darum hätte ich euch, sobald ich euch gesehen hätte, sogleich begrüßt – hätte es keinen Grund gegeben, anders zu handeln.«
    Simon dachte nach. »Weil wir mit Leuten zusammen waren, die du nicht kanntest?«
    Der Troll nickte zufrieden. »In der Tat. Ein junger Mann und eine junge Frau können durch Erkynland reisen und mit Fremden sprechen, ohne allzu viel Aufmerksamkeit zu erregen. Ein Troll kann das nicht.«
    »Dann muss es gewesen sein, als wir auf diesen Mann und seine Frau stießen – die Feuertänzer. Wir sind auch anderen Menschen begegnet, aber danach waren wir dann immer wieder allein.«
    »Ja. Ich fand euch hier im Hasutal. Letzte Nacht hatte ich schon hier in dieser Höhle geschlafen. Ich folgte euch und den beiden anderen hinauf in die Berge. Qantaqa und ich beobachteten von den Bäumen aus alles, was geschah. Wir sahen die Feuertänzer.« Seine Miene verdüsterte sich. »Zahlreich sind sie geworden und dreist – das erfuhr ich von anderen Reisenden auf der Straße, die ich ausspähte und deren Schwatzhaftigkeit ich belauschte. So begriff ich, was diese Feuertänzer planten, und als sie euch hinauf auf den Gipfel führten, befreite ich eure Pferde und schlich ihnen nach.«
    Er grinste vor Freude über seine eigene Schlauheit.
    »Danke, Binabik«, sagte Miriamel. Etwas von ihrer bisherigen Kälte war verschwunden. »Ich habe mich noch gar nicht bedankt.«
    Der Troll zuckte lächelnd die Achseln. »Wir alle tun, was in unserer Macht liegt. Wie ich früher schon einmal zu Simon gesagt habe: Wir drei haben einander nun schon so oft das Leben gerettet, dass ein Aufrechnen bedeutungslos geworden ist.« Er nahm ein Moosbüschel und begann seine Essschale damit zu scheuern. Geräuschlos trat Qantaqa in die Höhle. Ihr Fell war nass. Sie schüttelte sich und besprühte alles mit feinen Tröpfchen.
    »Ah.« Binabik stellte die Schale vor der Wölfin auf die Erde.
    »Nun kannst du diese Arbeit verrichten.« Während Qantaqas rosige Zunge die letzten Spuren des Eintopfs herausleckte, stand der Troll auf. »So, das war meine Erzählung. Ich meine, wenn wir vorsichtig sind, können wir diesen Ort heute noch verlassen. Wir werden uns so lange von der Straße fernhalten, bis das Hasutal sicher hinter uns liegt.«
    »Und werden die Feuertänzer uns nicht finden?«, fragte Miriamel.
    »Nach den Ereignissen von gestern Nacht glaube ich nicht, dass noch viele übrig sind oder dass sie einen anderen Wunsch haben, als sich gut zu verstecken. Vermutlich hat ihnen der Diener des Sturmkönigs ebenso große Furcht eingeflößt wie euch.« Er bückte sich und fing an einzupacken. »Hinzu kommt, dass ihr Anführer tot ist.«
    »Das war einer von deinen Dornen mit der schwarzen Spitze, nicht wahr?« Simon fiel ein, mit welchem erstaunten Gesicht Maefwaru sich an den Hals gefasst hatte.
    »Ja.«
    »Mir tut er nicht leid.« Simon machte sich daran, seine Schlafdecken einzurollen. »Ganz und gar nicht. Und du kommst wirklich mit uns?«
    Binabik schlug sich mit dem Handballen auf die Brust. »Ich vertraue nicht darauf, dass das, was ihr vorhabt, weise

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